Sembia - Zeuge der Schatten (Paul S. Kemp)

Feder & Schwert Verlag (Juni 2007)
Taschenbuch, 327 Seiten, EUR 11,95
ISBN: 978-3867620055
Sembia Band 1

Genre: Fantasy


Klappentext

Erevis Cale
Ist ein loyaler Diener der Uskevrens.
Doch er verbirgt ein finsteres Geheimnis.

Jetzt, da etwas rücksichtslos Böses die Straßen Selgaunts unsicher macht, haben seine Unterweltverbindungen die Familie Uskevren vielleicht in Gefahr gebracht. Erevis muss nun seine Loyalität – der Stadt wie auch den Uskevrens gegenüber – unter Beweis stellen.

Er wird keine zweite Chance dazu bekommen.


Rezension

Als Mitglied in der Diebesgilde der Nachtmesser hat Erevis Cale den Auftrag, die Familie Uskevren auszuspionieren. Doch als das Oberhaupt seiner Gilde in seiner Machtgier einen Dämon beschwört, dessen er nicht Herr werden kann, ist genau jene Familie, bei der Erevis Cale sich als Kämmerer eingeschleust hat, Opfer des Schreckens, den der Dämon entfesselt.
Also macht sich Erevis auf, um den Dämon zu besiegen – und das nicht zuletzt aus Rachegedanken, denn die Familie Uskevren steht ihm näher, als es für einen Spion angebracht wäre …

Nachdem die Beschwörung des fiesen Dämons „Yrsillar“ mit allen Einzelheiten überstanden ist – eine Szene, die Fantasyvielleser vom Schema her bekannt vorkommen und daher kaum beeindrucken dürfte -, wird das Buch glücklicherweise interessanter. Dann nämlich, wenn die beiden wichtigsten Charaktere - Erevis Cale und Jak Flink – eingeführt werden. Beide bekommen, während sie ihren normalen Tätigkeiten nachgehen, mit Yrsillars Schergen zu tun, sodass auch der Leser geschickt vom Ausmaß der Bedrohung ins Bild gesetzt wird. Dieses erste Zusammentreffen der Charaktere mit dem Bösen ist durchaus gelungen und bietet Spannung. Allerdings nur so lange, wie man Kemps Konzept des „Bösen“ als gegeben hinnimmt und nicht weiter hinterfragt. Denn auf Hintergründe wartet man hier vergebens.

Und hier offenbart sich die größte Schwäche des Romanes: Kemp will die Geschichte des ebenso unerschrockenen wie edlen Kämpfers Erevis Cale erzählen. Die Handlung sowie andere Details treten dafür in den Hintergrund. Allenfalls bei den Beschreibungen des Schauplatzes lässt er noch Gnade walten, indem hier und da Informationen liefert, die dann immerhin den gewünschten Effekt haben und dem Leser ein recht plastisches Bild der Umgebung vor Augen führen.

Am schlimmsten treffen Kemps Rationierungsmaßnahmen zugunsten Cales den armen Jak Flink. Eigentlich als vielversprechender Charakter angelegt, verkommt er beim nun folgenden Rachefeldzug gegen das Böse beinahe zu einem Statisten mit Ronald-Weasly-Syndrom – sprich: er ist dazu da, den Protagonisten gut aussehen zu lassen. Hier wird leider Potential verschenkt – hätte Kemp die beiden ambivalent gestaltet, wäre ein durchaus gutes Team dabei herausgekommen. So aber liest man ein ums andere Mal von Cales Sorgen, wie nahe Flink mal wieder vor dem Zusammenbruch steht – ein Schachzug, der zu allem Überfluss auch noch die Sympathie des Lesers für den Protagonisten reduziert.
Dabei ist Cale nicht einmal ein besonders origineller Charakter – als Kämpfer mit gutem Herzen und hehren Idealen aber finsterer Vergangenheit ist er wie ein alter Bekannter, der uns schon durch unzählige Fantasyromane begleitet hat. Des Kämpfens und Tötens eigentlich müde, macht er sich doch noch einmal auf, um für das Gute einzustehen.
Dieser Feldzug gegen das Böse ist dann doch recht unterhaltsam, wenn man über die eine oder andere Länge hinwegsehen kann. Wer sich damit abfindet, dass die Innovationen nicht gerade sprudeln, wird davon recht gut unterhalten werden, auch wenn die Handlung eher langsam vorankommt.


Fazit

„Zeuge der Schatten“ hält, was das Cover verspricht; eher durchschnittliche Fantasy, die aber für Fans des immerwährenden Gut-Böse-Konflikts interessant sein könnte.


Pro & Kontra

+ teilweise spannend und unterhaltsam
+ gute Beschreibung der Schauplätze
+ vielversprechender Nebencharakter …

- ... der leider unter Kemps Vorzugsbehandlung des mittelmäßigen Protagonisten leidet
- wenig innovativ
- teils langatmig
- dünne Handlung

Wertung: sterne2.5.gif

Handlung: 2/5
Charaktere: 2,5/5
Lesespaß: 2,5/5
Preis/Leistung: 2,5/5