Diablo – Aus den Archiven der Horadrim (Tamsyn Muir, Adam Foshko, Delilah S. Dawson u.a.)

diablo aus den archiven der horadrim

Verlag: Panini; (Dezember 2022)
Gebundene Ausgabe: 196 Seiten; 30 €
ISBN-13: 9783833242687

Genre: Horror/ Fantasy


Klappentext

Während der Ewige Konflikt mit unverminderter Härte tobt, nagen Angst und Aberglaube an den Herzen der Menschen von Sanktuario. Einst kam dem Orden der Horadrim die Aufgabe zu, Geschichten, Überlieferungen und Berichte über die düsteren Abgründe dieser unheiligen Welt zu sammeln, in der Hoffnung, mit diesem Wissen die Seelen der Unschuldigen zu retten. Jetzt wurden die Türen zu ihrem Archiv geöffnet.

Das Diablo-Entwicklerteam und die führenden Köpfe des Horrors präsentieren voller Stolz Aus den Archiven der Horadrim, eine Sammlung unheimlicher Erzählungen, die die dunkelsten Winkel von Sanktuario und die Schrecken ausloten, die hier ihr Unwesen treiben.


Rezension

Im Jahr 1996 kam das PC-Spiel Diablo heraus und erlangte praktisch sofort Kultstatus. Es beeinflusste und beeinflusst nach wie vor das Genre des Action-RPGs. Die Gründe dafür liegen nicht nur in der Spielmechanik selbst, sondern ebenso an der Welt und ihrer Ausarbeitung. Mittlerweile wurden viele Romane und Hintergrundbände veröffentlicht und mit Aus den Archiven der Horadrim liegt nun eine Kurzgeschichtensammlung vor, die weniger den Fantasy-, sondern hauptsächlich den Horroraspekt in den Vordergrund stellt. Unter den Autoren befindet sich zudem Adam Foshko, der bei Blizzard unter anderem an Diablo selbst arbeitet. Es ist im Übrigen kein Vorwissen für die Anthologie notwendig, da jede für sich so geschrieben wurde, dass sie auch in jeder beliebigen anderen Horroranthologie erscheinen könnte, ohne von ihrer Wirkung zu verlieren. Damit sind die Voraussetzungen für starke und spannende Geschichten gegeben.

Die Geburt des Todes

Vier legendäre Krieger der Erstgeborenen Sanktuarios gehen auf die Jagd. Ihr Ziel ist eine ganz besondere Jagdtrophäe:Auerochsen. Doch die Königin der Auerochsen, Ahduma, tötet einen der Jäger. Daraufhin schwört Bersarik, einer der Vier, Rache. Corvik erschafft ihm ein neues Schwert aus den Knochen ihres toten Gefährten und Bersarik macht sich auf, die Engel und Dämonen zu töten, da sie es zuließen, dass der Tod seinen Weg nach Sanktuario fand. An den Toren ihrer Festung wird er jedoch aufgehalten und schon bald macht sich jemand anderes mit seiner neugeschmiedeten Waffe auf den Weg, die restlichen Gefährten, Corvik und Helgrotha, zu töten, um sie daran zu hindern, an den Engeln und Dämonen Rache zu nehmen.
Matthew J. Kirbys Die Geburt des Todes erinnert sehr an die antiken Heldensagen, mit all ihrer Tragik und Melancholie. Hier treten übergroße Helden auf, die zutiefst menschlich sind. Es gibt zwar ein paar gruselige Stellen, aber insgesamt ist das hier ein sehr gut geschriebene Heldensage.

Die Rose von Khanduras

In den Sümpfen von Khanduras herrscht ein altes Adelsgeschlecht. Deren Tochter gibt Anlass zur Sorge. Sie hält sich für viel höher stehend als alle anderen und ist sehr auf ihre Schönheit bedacht. Nur ihre Zofe darf ihr Widerworte geben, alle anderen werden aus niederen und nichtigen Gründen hart gezüchtigt. Eines Tages klopft die Contessa mit ihrem Gefolge an das Tor und ab da steigert sich das Grauen für die Bewohner der Sümpfe und die Zofe immer mehr.
Die Rose von Khanduras ist sichtlich stark von der Legende über Elisabeth Báthory beeinflusst. Das macht aber nichts. Tamsyn Muir erzähhlt ihre Version der verführten Adeligen großartig und ihr Beitrag würde sehr gut in die Zeit der Schauerromantik passen, in der solche Geschichten gerne und oft erzählt wurden.

Das Dornenkollier

Evelynne ist ungefähr die 10. Gemahlin von Cassander. In seinem Schloss in den Zersplitterten Gipfeln hat sie wieder und wieder schreckliche Albträume darüber, was mit den anderen Frauen Cassanders geschehen ist. Dieser ist kalt und scheinbar herrschsüchtig und auch ansonsten kein netter Zeitgenosse. Eines nachts wandelt sie in einem Traum und trifft dort eine Hexe, die seit langer Zeit auf ihre Belohnung aus den Händen Cassanders wartet und Evelynne einen Ausweg zeigt.
Von der ersten Zeile an nimmt einen Courtney Alamedas Geschichte über die verzweifelte Evelynne gefangen und geizt nicht mit düsteren Szenen des Horrors.

Die Karawane

Eine Karawane kommt nach Kingsport und mit ihr die Schausteller. Einer von ihnen, Zoranther, hat ganz besondere Fähigkeiten und scheint über die Zeit und das Altern zu herrschen. Und er muss sich einem großen Grauen stellen.
Adam Foshko liefert einen sehr guten Beitrag zu dieser Anthologie, indem er zum Ende hin das Grauen noch einmal steigert und die Geschichte zu einem perfekten Abschluss bringt.

Ein Hauch von Salz

Der alte Gallric war früher ein Dieb, der klug genug war, rechtzeitig aufzuhören und sich zur Ruhe zu setzen. Nun aber ist er in großer Panik, dass der Tod ihm in seine neue Heimat gefolgt ist. Denn bevor er zu seinem derzeitigen Wohnort kam, lebte er auf einer Insel und was dort geschah, verfolgt ihn noch immer und zwar im wörtlichen Sinn.
Auch in Barry Lygas Geschichte steigern sich Spannung und Horror bis zum Schluss. Die Handlung um den alten Mann mit Vergangenheit ist zwar kurz, jedoch genau von der richtigen Länge.

Das Grabmal von Tal Rasha

Der Magier Tal Rasha nimmt mit Baal eins der drei großen Übel in sich auf und muss nun, angekettet in einem Grabmal, täglich im Geiste mit ihm ringen.
Das Grabmal von Tal Rasha wurde von Brian Evenson gut geschrieben, ist jedoch der schwächste Beitrag in diesem Band, da sie nicht wirklich eigenständig ist, sondern direkten Bezug zu den PC-Spielen hat.

Wo sich das Dunkel regt

Timeths Familie geht es schlecht. Seit Jahren verfällt das Land immer mehr und das Überleben wird immer schwieriger. Deswegen bricht Timeths Bruder Patrok auf, um die Druiden zu suchen. Jahre vergehen und als Patrok schließlich zurückkehrt sind ihr Vater und ihre Mutter bereits lange tot. Aber ist Timeths Bruder wirklich gut?
Delilah S. Dawsons Geschichte ist weniger Horror, sondern eher eine Legende über zwei Brüder, die tragisch enden muss. Doch auch ohne großartigen Horroranteil ist sie gut zu lesen.

Das Dunkel hinter der Tür

Ein reicher Mann erzählt der Ritterin Morzena die Legende darüber, wie der Tod ein menschliches Gesicht bekam und warum er zwei Raben auf seinen Schultern sitzen hat.
Wie Delilah S. Dawson ist Catherynne M. Valentes Beitrag weniger reiner Horror, sondern mehr eine Legende, die auf die Mythologie Sanktuarios eingeht und sie erweitert. Wunderbar zu lesen und ebenso an den richtigen Stellen blutig.

Jede der Geschichten wurde von Illustratoren mit Zeichnungen in Schwarz-Weiß versehen und diese passen immer zur jeweiligen Geschichte und transportieren die Atmosphäre der dargestellten Szene. Dazu kommt das dicke hochwertige Papier und ein Einbad mit Prägedruck, dessen Zeichnungen Kernelemente der Geschichten darstellen. Eigentlich ist dies also die perfekte Ausgabe für die enthaltenen Geschichten, allerdings gibt es ein kleines Problem, das den hervorragenden Eindruck schmälert. Es gibt einige Rechtschreibfehler, Wortdoppelungen oder Auslassungen und einmal wurde für ein paar Zeilen ein falscher Abschnitt eingefügt. Bei einem Buch mit über 300 Seiten und einem geringem Preis würde das vielleicht nicht ins Gewicht fallen, aber Aus den Archiven der Horadrim hat gerade eben ca. 200 Seiten und dafür einen stolzen Preis. Da darf sowas nicht passieren.


Fazit

Die in Aus den Archiven der Horadrim enthaltenen Geschichten sind alle gut bis sehr gut. Es gibt keinen Ausfall zu beklagen und die Autoren schöpfen die Möglichkeiten, die ihnen die Welt Sanktuarios gibt, voll aus und präsentieren die ganze Breite des Horrors.


Pro & Contra

+ Die Karawane und Ein Hauch von Salz sind die stärksten Beiträge
+ tolle Illustrationen
+ perfekte Aufmachung

- leider Schwächen in Rechtschreibung und dazu Wortdoppelungen und Auslassungen

Bewertung: sterne4

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5