RIP Bd.1 – Derrick (Gaet´s, Julien Monier)

RIP 01

Verlag: Splitter; (Oktober 2022)
Gebundene Ausgabe: 112 Seiten; 22 €
ISBN-13: 978-3-96792-341-4

Genre: Thriller


Klappentext

T1-Derrick

Ich werden den Tod nicht überleben

Du willst wissen, wie ich meine verdammtenTage verbringe?
Wart´s ab, ich erzähl´s dir.
Mein Leben ist keinen Heller wert, aber ich gehe
jede Wette ein, dass du es nicht bis zum Ende durchhältst.


Rezension

Derrick hat einen Job, den wohl keiner freiwillig machen würde. Seit Jahren gehört er zu einer Putzkolonne, die dorthin geht, wo der Tod wartet. Allerdings sind er und seine Kollegen keine offiziellen Tatortreiniger. Bevor die Polizei oder ein Bestatter an den Auffindungsort einer Leiche kommen können, dringen sie in das Haus oder die Wohnung des Verstorbenen ein und nehmen alles mit, was sich zu Geld machen lässt. Lediglich Dinge wie Putz- und Lebensmittel behalten sie für sich. Der Rest geht an ihre Chefs, die sie sogar nach jedem Einsatz durchsuchen. Dann beschließt Derrick eines Tages einen Ring für sich zu behalten und damit tritt er Dinge los, die besser nicht in Bewegung gekommen wären.

Gaet´s und Julien Monier widmen sich mit RIP einem äußerst morbiden Szenario. Derrick, seine Kollegen und die Firma für die sie arbeiten, sind alle nicht gerade Sympathieträger. Eher das genaue Gegenteil, denn sie bereichern sich am Tod. Allein diese Grundprämisse könnte interessant genug sein, da sie sich stets in so einer Art Graubereich befinden, wenn nicht sogar permanent im Konflikt mit dem Gesetz stehen. Denn für ihre Arbeit besitzen sie keine offiziellen Aufträge.
Dies ist also der Ausgangspunkt von dem aus Gaet´s nun die Handlung entwickelt, die ebenso darauf aufbaut, dass das Beziehungsgeflecht zwischen Derrick und seinen Kollegen sehr fragil ist und eine kleine Störung alles aus dem Gleichtritt bringen könnte. Und genau dies passiert dann, wenn Derrick die oberste Regel verletzt, nie etwas wertvolles von einem Toten für sich zu behalten. Ab da entsteht eine Abwärtsspirale, die alle Beteiligten hinabzieht und das Schlimmste in ihnen zum Vorschein bringt. Diese Abwärtsspirale ergibt sich nicht nur aus Derricks Tat, sondern auch aus den Charaktereigenschaften der Figuren, die alle nicht nur kleine Fehler besitzen, sondern sehr dunkle Seiten, die man eigentlich nicht wissen möchte. Die Charaktere werden alle bereits sehr gut herausgearbeitet, wenn auch Derrick naturgemäß im Mittelpunkt steht, da dieser erste von sechs Bänden nach ihm benannt und ihm gewidmet ist. Derrick ist interessant genug, den Band zu tragen. Dieser desillusionierte Mann ist keine Figur, die man mag, aber deren Weg in die Hölle man fasziniert verfolgt. Er ist sich darüber im Klaren, dass sein Leben, nett gesagt, nicht gerade glanzvoll ist und er eigentlich nur vor sich hin vegetiert. Aber diese Klarheit führt auch dazu, dass man hofft, dass er vielleicht doch aus der hirntötenden Routine ausbrechen kann.
Was genau dann handlungstechnisch passiert, kann nicht mal angedeutet werden, denn es gibt gleich mehrere Überraschungen und unerwartete Wendungen, die auch mal ziemlich heftig ausfallen. Für zarte Gemüter ist RIP auf keinen Fall etwas. Wer leicht Albträume bekommt, sollte diesen Comic meiden, der für Thrillerfreunde sehr viel zu bieten hat und von der ersten Seite an spannend und interessant ist.

Ohne Julien Moniers Zeichnungen wäre RIP nur halb so morbide. Seine Figuren sind etwas überzeichneter und comichaft, allerdings stehen sie damit im Kontrast zu ihrer Umgebung, die sehr düster und trostlos ausfällt, wodurch sich die morbide Atmosphäre erst so richtig entwickeln kann. Er bringt den Horror dieses Jobs mit all seinen ekelerregenden Aspekten in genau dem richtigen Maße aufs Papier. Und die Welt, in der sich die Figuren bewegen, in ihrer ganzen Brutalität.

Wenige Seiten Bonus geben dann noch einen kleinen Einblick in den Entstehungsprozess des Comics.


Fazit

RIP ist morbide, düster und trostlos, und vor allem irgendwie faszinierend und spannend. Der Auftakt macht neugierig, was diese Putzkolonne noch alles erleben wird und wie sich die gegebene Situation auflösen wird. Derrick ist ein starker Auftakt, der alles für einen guten Thriller mitbringt.


Pro & Contra

+ kann auch für sich allein stehend gelesen werden
+ spannend
+ interessantes Thema und Charaktere
+ morbide und düster

Bewertung: sterne4.5

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Gaet´s und Julien Monier:

Rezension zu RIP Bd.2 – Maurice
Rezension zu RIP Bd.3 - Ahmed

Tags: Thriller