Isnogud Collection: Die Tabary-Jahre 1978-1989 (Jean Tabary)

isnogud tabary 1978

Verlag: Carlsen; (November 2022)
Gebundene Asugabe: 296 Seiten; 39 €
ISBN-13: 978-3-551-79312-6

Genre: Humor/ Funny


Klappentext

Ich will Kalif werden anstelle des Kalifen!

„Im Mittelpunkt dieser Serie stehen zwei Figuren: Harun al Pussah, Kalif von Bagdad, der sehr gut, sehr dick, nicht sehr intelligent ist, der nichts macht und das sehr gut. Großwesir Isnogud, der klein, schmächtig und sehr böse ist. Isnogud kennt nur ein Ziel:
Er will Kalif werden anstelle des Kalifen.“
René Goscinny

Dieser Band enthält sechs Isnogud-Geschichten, die Jean Tabary zwischen 1978 und 1989 geschrieben und gezeichnet hat.


Rezension

Heutzutage ist René Goscinny in Deutschland hauptsächlich für Asterix bekannt. Mit etwas Glück weiß jemand noch, dass er auch Lucky Luke auf die Beine half und erfolgreich machte. Aber ansonsten? Dabei hat der so geniale Szenarist noch viele weitere Comicfiguren aus der Taufe gehoben. Eine der einst auch in Deutschland bekanntesten Schöpfungen von ihm ist der machtgierige Großwesir Isnogud. Bis in die 90er Jahre hinein war er auch hier sehr erfolgreich, danach geriet er etwas in Vergessenheit. Seine neuen Abenteuer erscheinen nur noch bei dem kleinen Verlag Dani Books und auch dort lassen die beiden neuesten Bände auf sich warten. Immerhin gab die Egmont Comic Collection eine Gesamtausgabe heraus, die mittlerweile aber vergriffen ist. Und so hat der Carlsen Verlag nun die Gelegenheit genutzt und bringt die Isnogud-Geschichten heraus, und startete gleich mit einem tollen Schuber, der alle von Goscinny verfassten Geschichten beinhaltete. (Wer den verpasst hat, muss allerdings nicht verzweifeln, Carlsen bringt die enthaltenen Geschichten im Rahmen der Isnogud-Collection noch einmal in mehreren Sammelbänden heraus.)
Nach seinem Tod stand René Goscinnys Partner bei Isnogud, Jean Tabary, genau wie Albert Uderzo bei Asterix, vor dem Problem wie es weitergehen sollte. Der Szenarist mit seinem messerscharfen Humor und dem Faible für Wortspiele hatte schließlich die Geschichten über den Großwesir entscheidend geprägt.
Tabary machte wie Uderzo alleine weiter und er schuf als erstes eine Kurzgeschichte über Isnogud, denn eine fehlte noch, um die letzten vier von Goscinny verfassten Geschichten in einem Band unterbringen zu können. Danach entschied sich Jean Tabary, dann von dem bisherigen Muster der Isnogud-Geschichten abzuweichen. Statt Kurzgeschichten mit acht Seiten aufs Papier zu bringen, entschied er sich, albenlange Abenteuer des Großwesirs zu erzählen. Das war mit Sicherheit ein Risiko, denn Isnogud lebt von jeglicher Form von Humor. Sei es Slapstick, schwarzer Humor, Dialogwitz, Wortspiele, das Durchbrechen der Vierten Wand und noch mehr. Das könnte schnell eintönig werden, wenn damit versucht wird, eine lange Geschichte zu erzählen, wenn diese nicht gut überlegt und ausgearbeitet wird. Tatsächlich schaffte Jean Tabary das Kunststück, die bisherigen Stärken Isnoguds zu nehmen und sie sich zu eigen zu machen. Damit ist ihm gelungen, woran Albert Uderzo häufiger scheitern sollte.
Isnogud spielt immer noch in einer Phantasiewelt des Orients, in der Jean Tabary alles machen kann und nicht auf irgendwelche historischen Hintergründe Rücksicht nehmen muss, auch wenn natürlich immer das Flair von Tausendundeiner Nacht vorhanden ist. Nun aber hat er mit der Ausweitung der Handlung auf ein komplettes Albem deutlich mehr Platz zum erzählen. Und den nutzt er immer wieder und fügt Nebenhandlungsstränge ein, die immer mal wieder am Ende entscheidend für die Haupthandlung sein können. Im übrigen sollte vielleicht auch noch erwähnt werden, Isnogud besitzt einen deutlich erwachseneren Humor als Asterix.
Insgesamt sind in diesem Band fünf Alben enthalten, die aus den Jahren 1978 bis 1989 stammen. Los geht es jedoch mit einer Kurzgeschichte.

Das Paradekissen

Isnogud sucht mal wieder einen Weg, den Kalifen loszuwerden. Nach einer recht ernüchternden Umfrage, die von Tunichgud, seinem Diener, durchgeführt wurde, taucht ein Händler auf, der ein ganz spezielles Ruhekissen im Angebot hat. Wer sich darauf legt, wird von ihm verschluckt und taucht nie wieder auf.
Ein abstrus genialer Plan, der dann auf unerwartete Weise scheitert, präsentiert Jean Tabary mit seiner ersten Kurzgeschichte über Isnogud und beweist gleich, dass er den Großwesir schreiben kann und es mit Isnogud humorvoll weitergehen wird. Bereits hier durchbricht er die vierte Wand und nutzt dies wunderbar, um die Geschichte voranzutreiben.

Isnoguds Kindheit

Die Vorleserin des Kalifen ist frustiert. Mehr als einen Satz kann sie nie vorlesen, weil dieser dann bereits eingeschlafen ist. Das führt dazu, dass sie ihre magischen Fähigkeiten entdeckt. Diese will Isnogud selbstverständlich ausnutzen, denn warum nicht den Kalifen bereits als Kind töten. Nur muss er sich ebenso einer für ihn unangenehmen Wahrheit stellen.
Isnoguds Kindheit ist mit dem Wort Chaos gut zusammengefasst, denn dies herrscht in dieser Geschichte mustergültig vor. Kein Wunder also, wenn die Charaktere mal den Überblick verlieren. Jean Tabary baut viele Running Gags ein, kleine Nebenhandlungen und noch viel mehr. Dennoch bleibt trotz des Chaos für den Leser alles verständlich und der hat unglaublich viel Spaß mit einem Blick auf den jungen und gütigen Isnogud, der seinem älteren Ich begegnet. Auch wenn noch nicht alles vollkommen rund ist, hat Jean Tabary ein starkes und urkomisches Album abgeliefert.

Isnogud und die Frauen

Isnogud hängt mal wieder seinen Träumen nach, als ein Bote des Sultans von Pullmankar auftaucht und Isnogud, den Kalifen und den ganzen Palast in Aufruhr versetzt. Der Sultan will eine Frau vom Kalifen haben, sonst gibt es Krieg. Da der Harem des Kalifen nicht viel hergibt, muss eine andere Löung gefunden werden, die nicht nur den Sultan ruhig stellt, sondern am Besten auch Harun al Pussah beseitigt. Da kommt ein magisches Korsett zur rechten Zeit.
Auch hier gibt es jede Menge Handlungsstränge, die zusammengeführt werden und einfach lustig sind und dabei jede Spielart des Humors bedienen. Und endlich erfährt der Leser auch, warum bisher der Harem des Kalifen nicht zu sehen war.

Isnoguds Komplize

Die Hölle und ihr großer Meister sind mit Isnogud unzufrieden. Eigentlich sollte er längst Kalif sein. Nun bekommt Isnogud nur noch zehn Tage Zeit, um sein Ziel zu erreichen. Ihm wird sogar ein Helfer versprochen. Aber zurück im Palast scheint alles gegen Isnogud zu laufen. Eine Fee, die mit einem Schimpfwort herbeigerufen werden kann, und ein Künstler, der geradezu realistische Bilder und Statuen erschafft, sind da fast nur das kleinste Problem.
Isnoguds Komplize ist ein großartiges Album und dazu eins mit einer interessanten Veröffentlichungsgeschichte. Denn extra für Deutschland änderte Jean Tabary ein paar Seiten ab, damit nicht ein gewisser Österreicher zu sehen ist, sondern ein unverfänglicherer Italiener. Dies wird in einer gesonderten Einführung sehr gut dargestellt und zudem sind immer beide Varianten der betroffenen Seiten nebeneinander abgedruckt. Zudem ist der Humor hier an ein paar Stellen nicht immer kindgerecht, dürfte aber kleinere Leser kaum stören, da sie die betreffenden Stellen vermutlich überlesen.

Isnoguds Geburtstag

Isnogud hat Geburtstag und Tunichgud macht ihm ein Geschenk, welches ihn zum Kalifen machen soll. Zumindest in der Theorie, denn Isnogud zerstört es in einem Wutanfall. Also muss Tunichgud es reparieren lassen. Aber glücklicherweise ist es nicht das einzige Geschenk, das Isnogud bekommt. Auch der Verband der Magier macht ihm eins. Und das könnte ihn, wenn er genug Geduld aufbringt, endlich sein Ziel erreichen lassen. Bis dahin ist es jedoch noch ein langer Weg, der gepflastert ist mit Glücksmedaillenverkäufern, Henkern und anderen widrigen Umständen.
Isnoguds Geburtstag hat eigentlich eine recht simple Grundidee, die führt Jean Tabary aber so gekonnt aus, dass man glauben möchte, René Goscinny wäre an der Geschichte beteiligt gewesen. Denn der Meister des Humors wäre sicherlich sehr zufrieden gewesen.

Endlich Kalif!

Frustiert schreit Isnogud, er wolle nicht mehr Kalif werden, und zwar so, dass es im ganzen Palast zu hören ist. Das hat Folgen, mit denen er nicht gerechnet hat. Denn eigentlich wollte Harun al Pussah Isnogud nach seinem Tod als seinen Nachfolger. Nun aber, müssen die Brüder des Kalifen wiedergefunden werden und Isnogud droht die Todesstrafe, der er zwar entgehen kann, aber die Brüder des Kalifen können ihm immer noch gefährlich werden. Da benötigt es kreative Lösungen.
Nicht nur, dass Isnogud ruft, er wolle nicht mehr Kalif werden, er darf am Ende sogar als Held dastehen und allein deswegen ist Endlich Kalif! lesenswert.

Neben den Geschichten ist noch ein umfangreiches Vorwort und ein großer redaktioneller Teil enthalten, der sich mit der Geschichte der Verfilmungen von Isnogud befasst.


Fazit

Wer Isnogud von früher kennt, muss keine Angst haben, er könnte enttäuscht werden, weil ihm seine Erinnerung einen Streich spielt und er besser im Gedächtis geblieben ist, als er ist. Denn er ist wirklich gut. Auch mit Jean Tabary als Autor und Zeichner ist Isnogud ein unglaublich witziger Funny für Jugendliche und Erwachsene.


Pro & Contra

+ unheimlich lustig
+ Chaos pur
+ interessantes Bonusmaterial

Bewertung: sterne4.5

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Humor: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln mit Isnogud:

Rezension zu Die Goscinny- & Tabary-Jahre 1962-1969