Christian Endres (03.04.2023)

Interview mit Christian Endres

Porträtfoto von Christian Endres in schwarz/weiß, er trägt eine Beanie-Mütze und BartLiteratopia: Hallo, Christian! Im April erscheint bei Cross Cult Dein Grimdark-Fantasyroman „Die Prinzessinnen – Fünf gegen die Finsternis“ – laut Christian Handel ein Mix aus einem Quentin-Tarantino-Film und Märchen in ihrer ursprünglichen, blutigen Form. Inwiefern trifft das zu? Was erwartet die Leser*innen?

Christian Endres: Hallo Judith, hallo zusammen. Ich denke, Märchen-Experte und Autorenkollege Christian Handel meint damit, dass ich die gängigen Klischees der Märchen-Fantasy in meinem Roman oftmals gegen den Strich bürste, und außerdem ordentlich geflucht und gesplattert wird. In „Die Prinzessinnen: Fünf gegen die Finsternis“ geht es gerne mal finster und brutal zu, und das waren auch viele Märchen, bevor es kinderfreundlichere Fassungen von ihnen gab. Übrigens ist das mit Tarantino und den Märchen ein Blurb, den Autor und Verlag wirklich zu schätzen wissen, fast besser als jeder Klappentext (lacht). Aber im Ernst: Mein Roman dreht sich um eine Gruppe ehemaliger Königstöchter und Thronfolgerinnen, denen das Schicksal einen anderen Weg gewiesen hat. Sie schlagen sich als Söldnerinnen in einer von Mittelalter und Märchen inspirierten Fantasy-Welt durch, stellen sich allen Monstern und Mistkerlen, Bestien und Bastarden. Das Spiel mit den Klischees und Erwartungen ist dabei Teil des Konzepts – wenn die Prinzessinnen besagte Klischees nicht einfach niedermachen, heißt das …

Literatopia: Würdest Du uns Deine Prinzessinnen kurz vorstellen? Was treibt sie an? Wo liegen ihre Stärken und Schwächen?

Christian Endres: Aiby ist physisch die stärkste Prinzessin, auch auf allen anderen Ebenen der Fels in der Brandung, und damit die perfekte Anführerin – allerdings trägt sie schwer am Heimweh nach dem Hochland, aus dem sie verbannt wurde, und trinkt daher zu viel. Die wortkarge Cinn, die aus dem eisigen Norden stammt und eine knallharte Kämpferin ist, scheut keinen Fight, macht allerdings einen Bogen um Gefühle – für ihre Gefährtinnen würde sie dennoch alles tun, und ihre sparsam dosierten Worte und Emotionen haben entsprechend Gewicht in der Gruppe. Mef ist die Frohnatur und Schürzenjägerin der Truppe und immer für einen zotigen Spruch zu haben, jedoch voll da, wenn es drauf ankommt, egal in was für einer Art von innerem oder äußerem Kampf. Die introvertierte Decanra hat eine Vergangenheit als Meuchelmörderin, trotzdem ist sie einfühlsam und sanftmütig, sowieso überlegt und besonnen. Und dann ist da noch Narvila, die dem goldenen Käfig entkommen ist und eine Prinzessin werden will. Am Anfang fühlt sie sich wie ein Fremdkörper in der rauen Welt der Söldnerinnen und hat als Prinzessin auf Probe viele Selbstzweifel, gleichzeitig lernt sie, sich durchzubeißen. Angetrieben werden alle fünf von den Erwartungen, Einschränkungen und Ungerechtigkeiten, die ihnen früh im Leben begegnet sind, von ihrem Hunger nach Abenteuern und Freiheit, und von ihrer starken Bindung untereinander.

Buchcover von "Die Prinzessinen" in rot, gelb und schwarz, die Prinzessinen sind als Schattensilhouetten dargestelltLiteratopia: Aiby, Mef, Decanra und Cinn sind zu Beginn des Romans bereits knallharte, schwerbewaffnete Söldnerinnen – Narvila hingegen hat sich gerade erst gegen das Leben am königlichen Hof und für die Freiheit eines Söldnerinnenlebens entschieden. Wie fügt sie sich in die Gruppe ein? Und wie kommt sie mit dem bitterharten, blutigen Alltag zurecht?

Christian Endres: Narvilas Erfahrungen und Entwicklungen machen die erste Hälfte des Romans aus. „Die Prinzessinnen: Fünf gegen die Finsternis“ ist nicht zuletzt ihre Geschichte – über ihre Selbsterkenntnis, über ihr Hadern und Scheitern, über ihre Siege und Niederlagen, über ihre Rückschläge und Fortschritte, und über ihre schrittweise Entwicklung, wohin auch immer die am Ende führen mag. Für Narvila ist es erster Schultag, erste Woche im neuen Job, erster Monat in einer neuen Stadt, erstes Halbjahr in einem neuen Land und all das hoch zehn, vom Gefühl her. Das ist kein Zuckerschlecken, und da gibt es vieles, an das sich Narvila erst mal gewöhnen muss. Nicht ohne Probleme, wie man sich vermutlich denken kann.

Literatopia: Welchen dunklen Gefahren stellen sich die Prinzessinnen entgegen? Und gibt es auch freundliche Fantasywesen in Deiner Welt?

Christian Endres: Ich gestehe, es ist eine ziemlich düstere und unfreundliche Welt, in der sich die Prinzessinnen bewegen. Es liegt allerdings auch in ihrer Natur als Söldnerinnen und Monsterjägerinnen, dass sie ständig auf Konfrontationskurs mit den fiesesten, gefährlichsten Kreaturen gehen. Allerdings ist es ein Grundsatz der Truppe, nicht auf Einhornjagd zu gehen! Darüber hinaus treffen sie im Buch einen irritierend höflichen und diplomatischen Drachen, eine vielleicht gar nicht so böse Hexe und einen Riesen, dessen Zerstörungswut überraschende Gründe hat. Was es außerdem mit der flauschigen Bergziegen-Prinzessin auf sich hat? Sorry, darüber reden die Prinzessinnen nicht. Aber vielleicht erfährt man es im Roman ja trotzdem …

Literatopia: Wie funktioniert Magie in Deiner Fantasywelt? Wo liegen ihre Grenzen? Und inwiefern nutzen die Prinzessinnen Magie?

Christian Endres: Ich habe die Haupthandlung des Romans größtenteils in einem Landstrich meiner Welt angesiedelt, in dem Magie streng reguliert, sogar weitgehend verboten ist. Das liegt daran, dass vor vielen Jahren ein Krieg unter Zauberern ein riesiges Gebiet im größten Königreich des Kontinents in die so genannte Verwüstung verwandelt hat, eine schwarze, unwirtliche Einöde voll bizarrer Schimären und mutierter Monster. Das Ereignis, das die Verwüstung zur Folge hatte, hat auch die Magie im Rest dieses Teils der Welt verändert. Es gibt noch immer Magier und Zauberinnen in anderen Reichen, allerdings brauchen sie Artefakte aus früheren Zeiten als Kraftquelle. Durch Mefs tote große Liebe, die Zauberin Sacipha, die zur Original-Besetzung der Prinzessinnen gehörte, erfährt man beim Lesen in den Rückblenden einiges darüber, wie Magie in der Welt des Romans funktioniert, und wo ihre Grenzen liegen. In der Inkarnation der Truppe um Narvila nutzt keine der Söldnerinnen mehr Magie. Das war Saciphas Ding.

Christian Endres signiert "Die Prinzessinen" bei ComicdealerLiteratopia: Auf Deiner Website schreibst Du, „Die Prinzessinnen“ sei „traditionsbewusst in Sachen Genre, jedoch zugleich mit einem Sinn für die Moderne in Welt und Literatur“. Inwiefern ist der Roman „modern“ – und feministisch?

Christian Endres: Schwert-und-Magie-Fantasy reicht bis in die Pulp-Magazine der 1930er zurück. Märchen sind noch wesentlich älter, und Disney hat im 20. Jahrhundert das typische Prinzessinnen-Bild mitgeprägt. Ich mag Märchen, ich mag Conan und Co., ich mag Disney-Animationsfilme, aber ich bin der Meinung, dass man in den 2020ern etwas anders an die Sache rangehen muss. Definitiv mit einem Sinn für die Traditionen des Genres, aber auch mit einem mal augenzwinkernden, mal kritischen Blick für seine Klischees und Macken – und eben auch mit dem nötigen Bewusstsein für unsere derzeitige, reale Welt, die Vorgänge, die Entwicklungsprozesse, die Probleme und auch die Vielfalt darin, und wie Unterhaltungsliteratur all dies aufgreifen und verarbeiten kann, ohne den Zeigefinger zu heben oder den Fun zu killen. Und ich wollte auch stilistisch modern und frisch an die Sache rangehen, indem ich gegenwärtigen Noir-Sound und klassische Genre-Epik vereine.

Zu beurteilen, ob der Roman feministisch ist, steht mir eigentlich nicht zu. Du zitierst hier ja auch einen Blurb zum Roman, wie den Tarantino-Vergleich am Anfang des Interviews. Ich hoffe vor allem, dass meine Antiheldinnen als Figuren, die nicht konstruiert sind, sondern gewachsen, möglichst viele Menschen auf die richtige Weise ansprechen und begeistern, genauso wie ihre Geschichte über Selbstermächtigung und Selbstverwirklichung.

Literatopia: Wie viel hat sich bei „Die Prinzessinnen“ von der ersten Idee bis zur finalen Version verändert? Und welche Plot-Probleme haben Dich nachts wachgehalten?

Christian Endres: In der Fassung für meine Testleser*innen gab es im ersten Teil des Romans noch nicht die Rahmenhandlung mit der Theatergruppe, ohne die ich mir das Buch heute echt nicht mehr vorstellen könnte. Aber das ist oft so, Geschichten und Romane entwickeln sich on the road, und am Ende werden sie von sich aus oder durch den richtigen Schalter oder Input im Idealfall besser, als sie es vorher gewesen sind. Außerdem waren die Schneegolems am Anfang mal die erste Rückblende in die Vergangenheit der Söldnerinnen ohne Narvila, sogar in meiner Leseprobe für den Verlag, im Verlauf der Bearbeitung wanderten die Schneegolems dann rund 300 Seiten weiter nach hinten.

Plot-Probleme sind schon Schlafräuber, das stimmt, aber mit einer eigentlich ja erfreulichen Ideen-Flut schläft man teilweise genauso schlecht. Ich schlage mir meistens dann die Nacht um die Ohren, wenn ich neue Geschichten, Romane oder Szenen plane, oder sagen wir, wenn die sich im Kreativzentrum bemerkbar machen. Auf dem Nachttisch liegen immer Stift und Block bereit, und das iPad oder das MacBook sind auch nie weit. Oder die Augenringe …

sherlock holmes und die tigerin von eschnapurLiteratopia: Du hast bereits diverse Kurzgeschichten in Magazinen wie Exodus, Spektrum der Wissenschaft oder c’t veröffentlicht. Wie gehst Du an das Schreiben einer Kurzgeschichte heran?

Christian Endres: Wie auch an Romane, im Großen und Ganzen, würde ich sagen. Alles beginnt mit einer Idee, einer Prämisse, den Figuren, dem Setting, etwas davon, allem davon. Ich wälze und knete die Idee zunächst im Kopf, dann öffne ich eine neue Datei und versuche direkt, den quasi-perfekten ersten Satz zu finden, einen guten ersten Absatz zu schreiben – was den Sound und Charakter der Story vorgibt. Meistens plotte ich die Geschichte in Stichpunkten, Fragmenten, Absätzen und Dialogfetzen grob durch, und daraus mache ich im nächsten Schritt meine Erstfassung. Die wird dann überarbeitet, umgestellt, gekürzt und poliert, bis ich zufrieden bin. Kürzen und Verdichten ist eigentlich immer mein Patentrezept, ob Roman oder Story.

Literatopia: Was zeichnet für Dich eine gelungene Kurzgeschichte aus?

Christian Endres: Das kann ich gar nicht pauschal sagen. Mal ist es die originelle Idee, mal die Sprache, die Figuren, die Perspektive, oder einfach die perfekte Umsetzung – oder das Feeling. Natürlich kann man alles handwerklich analysieren, aber dafür bin ich nicht so der Typ. Und die wirklich superben Storys machen schon vor der bewussten Analyse etwas mit einem, sprechen einen direkt beim Lesen auf bestimmte Weise an, sind besonders scharfkantig, innovativ, smart oder geschmeidig, was auch immer. Einige der besten Kurzgeschichten, die ich kenne, stammen von Neil Gaiman, Peter S. Beagle, James Tiptree Jr., J. G. Ballard, Ken Liu, Charles de Lint, Philip K. Dick, Kij Johnson und William Gay.

Literatopia: Du schreibst unter anderem Artikel für Geek!, diezukunft.de und Tor-Online.de. Inwiefern haben Dir Deine Erfahrungen als Journalist bei der Veröffentlichung eigener Werke geholfen?

Christian Endres: Es schadet sicher nicht, durch die journalistische Beschäftigung mit den Genres und der Popkultur immer ein bisschen den Finger am Puls der Zeit zu haben. Und man lernt von Werken, die einem gefallen, ja wirklich genauso viel wie von denen, die einem nicht gefallen, und der Durchsatz an Büchern, Comics, Serien und Filmen ist durch meine Arbeit in dem Bereich schon sehr hoch. Ansonsten sind meine redaktionellen Texte und meine Fiction-Texte aber zwei verschiedene Areale meines Schreiballtags, die sich nur beim Zeitmanagement treffen. Oder beim Zeitmangel. Obwohl dir meine Lektor*innen jetzt hoffentlich zumindest noch sagen würden, dass ich meine Fiction-Manuskripte immer pünktlich abgebe und ganz brauchbar in der anschließenden Abwicklung bin, was vielleicht wirklich mit meiner deadline-lastigen und kommunikations-intensiven Arbeit als Redakteur zu tun hat.

Literatopia: Wie nützlich und wichtig sind Social Media für Autor*innen? Und auf welcher Plattform fühlst Du Dich als Autor am wohlsten?

Christian Endres: Das ist sicherlich ein immer wichtigerer Punkt geworden – und ich bin, fürchte ich, nicht sonderlich gut darin. Meinen Facebook-Account habe ich lange ziemlich vernachlässigt (@MisterEndres), fühle mich da auch heute noch immer nicht so wohl. Und ich habe eigentlich erst im Corona-Lockdown ernsthaft mit Twitter (ebenfalls @MisterEndres) angefangen und z. B. ganz gerne Micro-Storys geposted über zwei Jahre lang – und gerade als ich mich endlich richtig vernetzt und wohlgefühlt habe, hat Musk es nun an die Wand gefahren. Deshalb bin ich seit Ende 2022 auch auf Instagram (@misterendres), das ich weitgehend als Lesetagebuch und Schaufenster für angekommene Novitäten benutze, und um ein bisschen in meinen Autorenalltag blicken zu lassen, oder für den Kontakt mit Leser*innen, Kolleg*innen und Blogger*innen. Klar, und um etwas Promo zu machen, wie jetzt für „Die Prinzessinnen“ – und alle paar Monate lade ich auch mal das Foto einer Pizza hoch, wenn ich dran denke. Und ich muss sagen, dass das Klima auf Instagram echt angenehm ist, die Buchbubble da ist toll, der Austausch ist angenehm, und man kriegt immer mal einen Titel auf den Radar, den man ohne übersehen hätte. Dennoch, ich bin ein Social-Media-Zwerg. Man muss als Autor*in heute online noch viel extrovertierter sein als früher, das fällt mir nicht immer leicht. Einen Blog (www.christianendres.de) habe ich trotzdem schon seit 2009, und nach einem Redesign und einem Server-Umzug vergangenen Jahres befülle ich ihn auch wieder regelmäßiger mit Texten.

sherlock holmes und die tanzenden drachenLiteratopia: Wovon handelte Deine erste Geschichte? Und inwiefern hat sich Dein Schreiben über die Jahre verändert?

Christian Endres: Ganz am Anfang habe ich mal Fanfiction zum Herrn der Ringe und zu Star Wars geschrieben, und dann einen Fantasy-Roman – und ich schwöre, dass diese Geschichten nie mehr jemand zu Gesicht bekommen wird. Vielleicht sollte ich die Disketten mal entsorgen? Da war ich 14, 15, 16. Meine erste veröffentlichte Story war ein klassischer Sherlock-Holmes-Pastiche in einer Anthologie, via Ausschreibung, als ich gerade 18 geworden bin, also vor fast 20 Jahren. Mein Schreiben hat sich seitdem insofern verändert, als dass ich mich immer weiter von meinen Vorbildern gelöst, meinen eigenen Zugang zu diversen Genres gefunden, meine eigene Stimme entwickelt habe, hoffe ich, und das im Idealfall effektiv einzusetzen verstehe. Ich glaube allerdings, dass ich mit 20 etwas unbeschwerter geschrieben habe, so von wegen übertriebenes jugendliches Selbstbewusstsein. Wenn man es halt noch nicht besser weiß ...

Literatopia: Welche Fehler hast Du denn bei Deinem ersten Roman gemacht? Und wie hast Du Dir die Anfängerfehler ausgetrieben?

Christian Endres: Man hat eh immer ein seltsames Verhältnis zu den eigenen Sachen, erst recht zu den Frühwerken, die ja nicht umsonst so heißen (schmunzelt). Die Antwort auf die Frage, wie man sich Macken und Marotten austreibt oder das nächste Level erreicht, ist relativ unspektakulär, und wurde schon von anderen, wesentlich erfahreneren und erfolgreicheren Autor*innen in die Schreibratgeber diktiert: lesen, lesen, lesen, schreiben, schreiben, schreiben, und sowohl auf den inneren Lektor und Bullshit-Detektor hören, als auch auf ehrliche Kritik, selbst wenn sie weh tut. Und das gilt, solange man schreibt.

Literatopia: Als Editor für Panini betreust Du die deutschsprachigen Abenteuer von Spider-Man, Batman, den Avengers, Wonder Woman, Harley Quinn und vielen anderen Superhelden/-schurken. Was sind Deine persönlichen Lieblingscomics?

Christian Endres: Mein liebster Superhero ist Spider-Man, aus lange zurückreichender Verbundenheit – die deutschen Ausgaben des Wandkrabblers vor 10, 15 Jahren als Redakteur übernommen zu haben, hat mir deshalb wirklich was bedeutet. Dazu muss man wohl wissen, dass ich als Kind eigentlich den Berufswunsch Spider-Man-Zeichner hatte (lacht). Meine liebsten Spidey-Storys sind die „Spectacular Spider-Man“-Hefte von J. M. DeMatteis und Sal Buscema aus den 90ern. Ansonsten zählen „Usagi Yojimbo“, „Hellboy“, „Calvin and Hobbes“, „Swamp Thing“, „Invincible“, „Lone Wolf & Cub“, „Saga“ und „Hellblazer“ zu meinen Alltime-Favoriten. Und klar, „Watchmen“ ist auch so ein ewiges Meisterwerk, das einen bei jeder erneuten Lektüre flasht. Zudem liebe ich die Cartoons von Tom Gauld, zuletzt ist die Sammlung „Die Rache der Bücher“ von ihm erschienen. Und auf meinem Nachttisch liegt (neben Block und Stift) eigentlich immer irgendein Sammelband mit Garfield oder den Peanuts.

Literatopia: Du bist wohl einer der wenigen Fantasyfans, der die „Herr der Ringe“-Filme nicht gesehen hat, weil Du die Bücher nochmal lesen willst. Willst du die Filme nach einem Reread dann mal schauen? Und was ist mit anderen Filmen und Serien zu Büchern?

Christian Endres: In meiner Jugend habe ich den „Hobbit“ lange Zeit einmal im Jahr gelesen, das war ein Ritual, und den „Herrn der Ringe“ hatte ich auch schon zwei Mal durch, als die Filme kamen. Und ich hab damals schnell gemerkt, dass bereits die Trailer genügten, um mein Kopfkino mit den toll ausgewählten Darsteller*innen und den fantastischen Locations zu überschreiben, und irgendwie tat mir das leid, denn ich dachte, dass ich eines Tages sicher noch mal die Zeit finden würde, diese für mich so prägenden und wichtigen Bücher ein weiteres Mal zu lesen, und das hätte ich dann lieber mit meiner Fantasie, meinen Bildern getan, und so vielleicht mit der nostalgischen Magie, die mich an meine erste Lektüre erinnert hätte. Aber hey, das ist echt nur meine Neurose! Und mehr als eine Person hat mir im Laufe der Jahre gesagt, dass ich wirklich was verpasst habe, was die HdR-Filme angeht. Irgendwann hole ich das auch sicher nach. Aber wahrscheinlich erst nach einer „letzten“ Lektüre der Bücher.

Es gibt auch andere, gegenläufige Beispiele. Die „Bosch“-Krimis von Michael Connelly habe ich z. B. erst über die Streaming-Serien-Adaption der Romane für mich entdeckt, und da stört es mich kein bisschen, dass ich in meinem Kopfkino, wenn ich nun einen Roman lese, Serien-Hauptdarsteller Titus Welliver sehe. Da bin ich sogar jedes Mal eher baff, wenn Bosch in den Büchern exakt so klingt, wie er das in der Serie tut, sich sogar so bewegt.

der gruene planetLiteratopia: Werfen wir abschließend einen kleinen Blick in die Zukunft: Planst Du bereits den nächsten Roman? Vielleicht Science Fiction? Und erscheinen demnächst neue Kurzgeschichten von Dir?

Christian Endres: Ich habe 2021 und 2022 einen Near-Future-Science-Fiction-Roman geschrieben, mehr Infos dazu hoffentlich demnächst – es geht um Cyborg-Tiere in Brandenburg, und um das Leben nach einer Pandemie sowie im Angesicht der Klimakatastrophe. Ende April müsste zudem mal wieder eine SF-Story von mir in „c’t“ erscheinen, in der es um künstliche Intelligenz geht, außerdem habe ich eine Erzählung in der SF-Anthologie „Klimazukünfte2050“, die zur Leipziger Buchmesse erscheint.

Und Ende des Jahres, pünktlich zu Weihnachten, wird „Die Prinzessinnen: Helden und andere Dämonen“ in die Läden kommen, wie ich jetzt schon verraten darf – das tolle Feedback von Buchhandel und Blogosphäre auf Band eins bereits auf der Frankfurter Buchmesse, als der Titel im Herbst 2022 erstmals präsentiert wurde, hat hier früh die Perspektive eröffnet, und ich hatte sogar schon lange davor mit dem Schreiben begonnen. (Und nun konnten wir Ende März, zwei Wochen vor Veröffentlichung, sogar schon die zweite Auflage drucken. Der Wahnsinn, ich komm manchmal selbst nicht mehr klar, wenn der Verlag mir solche Sachen schreibt.) Aber keine Sorge, ich bleibe dem Einzelband-Konzept voll und ganz treu, das habe ich mir von Anfang an auf die Fahne geschrieben. Ich bin natürlich sehr happy, dass ich einen zweiten Roman mit der Gang schreiben darf, die Prinzessinnen sind inzwischen meine Oase und echte Wohlfühl-Charaktere für mich. Ich würde mich freuen, wenn viele Leser*innen der Truppe aus dem Schloss in die Schlacht folgen würden.

Literatopia: Herzlichen Dank für das Interview!

Christian Endres: Danke dir. Dass über ein Buch berichtet und gesprochen wird, ist heute wichtiger denn je, und wir Schreibenden wissen es zu schätzen. Take care, allerseits!


Autorenfotos: © privat (oben) und Gerd Eibach @ comicdealer.de (unten)

Autorenwebsite: https://christianendres.de/

Rezension zu "Die Prinzessinnen - Fünf gegen die Finsternis"


Dieses Interview wurde von Judith Madera für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.