Drei Kameradinnen (Shida Bazyar)

KiWi Taschenbuch (September 2022)
Taschenbuch
350 Seiten, 13,00 EUR
ISBN: 978-3-462-00354-3

Genre: Belletristik


Klappentext

Seit ihrer gemeinsamen Jugend in der Siedlung verbindet Hani, Kasih und Saya eine tiefe Freundschaft. Nach Jahren treffen die drei sich wieder, um ein paar Tage lang an die alten Zeiten anzuknüpfen. Doch egal ob über den Dächern der Stadt, auf der Bank vor dem Späti oder bei einer Hausbesetzerparty, immer wird deutlich, dass sie nicht abschütteln können, was jetzt so oft ihren Alltag bestimmt: die Blicke, die Sprüche, Hass und rechter Terror. Ihre Freundschaft aber gibt ihnen Halt. Bis eine dramatische Nacht alles ins Wanken bringt.

„Drei Kameradinnen“ ist ein aufwühlender, kompromissloser und berührender Roman über das außergewöhnliche Bündnis dreier junger Frauen – und über das einzige, das ein selbstbestimmtes Leben möglich macht in einer Gesellschaft, die keine Andersartigkeit duldet: bedingungslose Freundschaft.


Rezension

„Drei Kameradinnen“ beginnt mit einem reichlich spekulativen Zeitungsartikel über einen Angriff und eine Brandstiftung, die Saya, einer engen Freundin der Ich-Erzählerin Kasih, zugeschrieben werden. Kasih schildert dann nach und nach die Vorgeschichte dazu. Zumindest sieht es auf den ersten Blick so aus. Denn Kasih springt nicht nur munter in der Chronologie herum, sondern nutzt die Kontrolle über die Erzählung auch aus, um ihr Publikum in die Irre führen oder schlichtweg anzulügen. Die Wahrheiten, um die es wirklich geht, kommt jedoch trotzdem rüber.

Im Zentrum der Geschichte stehen drei Mädchen, später junge Frauen mit Migrationsgeschichte: Die harmoniebedürftige Hani, Saya, die sich ständig und offensiv mit Rassismus auseinandersetzt, und schließlich Kasih, die Erzählerin. „Drei Kameradinnen“ vollzieht die Geschichte ihrer Freundschaft nach, aber zeichnet auch präzise Bilder ihres Umfelds, von Nebenfiguren und den verschiedenen Milieus, in denen sie sich bewegen. Kasih ist eine gute Beobachterin, und sie erzählt witzig und konfrontativ. Auch Nebenfiguren und der zunehmend gentrifizierte Schauplatz nehmen so plastische Gestalt an.

Das Buch liefert nicht nur eine Auseinandersetzung mit Rassismus und Klassismus und eine Coming-of-Age-Story voller guter Figurenportraits, sondern auch eine spannende Meta-Auseinandersetzung mit dem Akt des Erzählens an sich. Neben dem antichronologischem und unzuverlässigen Erzählen kommen noch weitere stilistische Experimente hinzu, zum Beispiel setzt Kasih ihre Freundinnen auch mal in eine imaginäre Talkshow.

Kleine Andeutungen, was am Ende geschieht, schaffen eine spannungsgeladene Atmosphäre. Und schließlich kommt neben bissigem Humor und Figuren, die sich zu behaupten wissen, auch bedrückende Tragik in die Geschichte. „Drei Kameradinnen“ kann bis zum Ende überraschen.


Fazit

„Drei Kameradinnen“ von Shida Bazyar ist eine Geschichte mit einer selbstbewussten, offen unzuverlässigen Erzählerin, mit wichtigen Themen, präzisen Beobachtungen und einer Menge bissigem Humor. Sehr empfehlenswert.


Pro und Contra

+ Spannende Erzählweise
+ Einprägsame Figuren und Stimmen
+ Spannung
+ Humor
+ Wichtige Themen

Wertung:

Handlung: 4,5/5
Figuren: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis-Leistung: 4/5

Tags: Coming-of-Age, Rassismus, Shida Bazyar