Bibliothek der Comic-Klassiker: Fix und Foxi und weitere Geschichten (Vladimir Magdic, Ludwig Fischer, Walter Neugebauer u.a.)

fix und foxi

Verlag: Carlsen; (März 2023)
Gebundene Ausgabe: 304 Seiten; 35 €
ISBN-13: 978-3-551-02919-5

Genre: Abenteuer/ Humor


Klappentext

„Ich bin völlig Fix und Foxi.“

Mit diesen geflügelten Worten haben die beiden Hauptfiguren aus der Comicproduktion des Verlegers Rolf Kauka Einzug in unsere Umgangssprache gehalten.

Das Comicheft Fix und Foxi steht für eine einzigartige Erfolgsgeschichte deutscher Comicproduktion. Es erschien vier Jahrzehnte lang und bietet eine fast unüberschaubare Fülle an Comicgeschichten der unterschiedlichsten Zeichner und Autoren. Eine Auswahl der besten und kultigsten Episoden aus den Jahren 1953 bis 1971 präsentiert der vorliegende Band.

Neben den bekannten Fuchsbrüdern gibt es zum 70. Geburtstag von Fix und Foxi ein Wiedersehen mit populären Figuren wie Lupo, Knox, Lupinchen und Oma Eusebia, Pauli, Mischa, Tom und Biber sowie weniger bekannten Helden wie Hops und Stops, Kater Fridolin und Teufelchen Diabolino.


Rezension

Das Micky Maus Magazin dominierte lange Zeit das Comicgeschehen am Kiosk und erreicht hohe Auflagen. Auch heute noch erscheint die Micky Maus, wenngleich mit einer deutlich geringeren Auflage. Ein bisschen in Vergessenheit geraten ist hingegen der große Konkurrent des Heftes aus dem Hause Disney: Fix und Foxi. 1953 von Rolf Kauka auf den Weg gebracht, erreichte das Comicheft über die beiden Fuchsbrüder schnell eine hohe Reichweite und damit für die deutsche Comiclandschaft große Bedeutung, bis es in den 90er Jahren eingestellt wurde. Wiederbelebungsversuche scheiterten, aber dennoch blieb Fix und Foxi im Gedächtnis der Popkultur und als Fernsehserie und sogar als eigener TV-Sender sind die Figuren nach wie vor präsent.
Rolf Kauka hatte, inspiriert vom Erfolg der Micky Maus, Anfang der 50er Jahre die Idee, dem etwas entgegenzusetzen und schuf deswegen ein Comicheft, in dem sich die Inhalte auf Sagen und Legenden aus Deutschland beziehen sollten, was dann letztlich zur Schöpfung von Fix und Foxi und ihrem Gegenspieler/ Verbündeten Lupo führte. Sie Füchse, er ein Wolf. Die Figuren wurden schnell beliebt und verloren ihr eher naturalistisches Aussehen und näherten sich immer mehr dem Stil der Funnycomics an, wodurch sich auch die Inhalte selbstverständlich veränderten. Bis Fix und Foxi schließlich zu denen wurden, die man heute kennt. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Figuren hinzu und da ein Heft Abwechslung braucht, gab es auch weitere Comicreihen, die ihren Weg ins Heft fanden, als da wären Pauli, Mischa, Tom und Biberherz und weitere.
Zum 70. Geburtstag bringt Carlsen nun einen 300 Seiten starken Band heraus, in dem die Fuchsbrüder und all die anderen Figuren zu Ehren kommen. Die zeitliche Auswahl beschränkt sich dabei auf die Jahre 1953 bis 1971. Gerd Pircher, einer der Herausgeber, begründet dies damit, dass es bereits in diesem Zeitraum sehr viele herausragende Comicepisoden gegeben hat. Das mag durchaus sein, trotzdem wäre eine Aufnahme späterer Geschichten wünschenswert gewesen, denn so mancher potentieller Leser dürfte Fix und Foxi in den 80ern und 90ern kennen und lieben gelernt haben und mit ihnen gute Erinnerungen verbinden. Da wäre es schön gewesen, auch in diese Zeit zurückreisen zu können. Aber vielleicht kommt ja bei Erfolg des Bandes noch ein zweiter Band, der die späten Jahre abdeckt.
Der vorliegende Band ist jedenfalls in Kapitel eingeteilt, die sich einer Figur oder einem Figurenkreis widmen. Gestartet wird natürlich mit Fix und Foxi, bevor andere Berücksichtigung finden.

Fix und Foxi

Die Namensgeber haben den Großteil des Bandes Platz bekommen. Begonnen wird mit ihrem ersten Auftritt, der nette Situationskomik bietet, aber längst nicht der große Wurf ist. Enthalten ist er wegen seiner Bedeutung nicht wegen seiner Qualität. Weiter geht es mit Die Mond-Expedition und Die Drachenbauer. Hier haben sich Fix und Foxi und Lupo bereits ihrem endgültigen Aussehen stark angenähert. Während Die Drachenbauer stark auf Slapstick setzt, ist Die Mond-Expedition ein kleines und lustiges Science Fiction-Abenteuer. Beide Geschichten lohnen sich auf jeden Fall.
In Onkel Fax bekommen die Fuchsbrüder Besuch von einem bisher unbekannten Onkel, der sich am Ende bei ihnen einquartiert. Dies ist der erste Auftritt von Onkel Fax und er zeigt seinen Charakter recht gut. Für die Einführung einer Figur ist Onkel Fax eine gute Geschichte, die selbstverständlich enthalten sein muss.
Die zweiteilige Geschichte Der Pelikan zeigt Fix und Foxi beim Fischen. Sie haben dabei ungewöhnliche Hilfe durch einen Kormoran. Das bringt Lupo auf eine Idee und die kann nur chaotisch enden. Der Pelikan ist ein kleiner Höhepunkt des Humors.
Und richtig lustig geht es dann mit Ferien mit Hindernissen weiter, in der Oma Eusebia mit Lupinchen versucht zuhause Urlaub ohne die Verwandschaft zu machen. Das kann nur schief gehen.
Danach wird es vergleichsweise anspruchsvoll. In Freistaat Lupoland gerät Lupo in eine missliche Lage. Da er auf dem Weg in den Urlaub Ärger bekommt und macht, findet er sich mitten im Niemandsland zwischen zwei Grenzen wieder. Dort, auf einer Insel, gründet er seinen eigenen Freistaat und der durchläuft innerhalb kürzester Zeit fast sämtliche Staatsformen. Die Geschichte ist unheimlich gut erzählt und besitzt mehrere verrückte, urkomische Einfälle.
Und die Klasse wird in Das Geheimnis des blauen Diamanten direkt gehalten. In einer Mischung aus Krimi und Abenteuer versuchen Fix und Foxi hinter das Geheimnis eines Schlosses zu kommen.
Ferien Paradies Langenweiler zeigt schlitzohrige Dorfbewohner, bevor Die verhängnisvolle Tomate dann wieder ein paar Jahre in der Veröffentlichungsgeschichte zurückgeht und Lupo in Schwierigkeiten zeigt. Die Geschichte ist gut, kann aber mit den direkten drei Vorgängern nicht mithalten.

Mischa

Mischa ist laut Bescchreibung eine humoristische Science-Fiction-Serie. In ihr geht der jugendliche Raumfahrer Mischa gemeinsam mit seiner Freundin Connie und dem Professor Turbino auf Abenteuer im Weltraum. Alarm auf dem Mars merkt man allerdings das Alter schon arg an. Die Figurenzeichnung ist recht typisch für die Zeit der Entstehung und die Geschichte ist mit naiv recht gut beschrieben. Immerhin ist sie recht phantasievoll und es werden verschiedene Ideen aus den Klassikern der Science Fiction verarbeitet. Für eine Sammelband wie diesen geht die Geschichte in Ordnung, schließlich sollte Mischa hier auch vertreten sein.

Pauli

Im Gegensatz zum Auf und Ab das Mischa erlebte, bevor er 1983 für lange Zeit in der Versenkung verschwand, konnte sich der kleine Maulwurf Pauli durchsetzen. Zunächst alleine im Wald unterwegs, bekam er vergleichsweise bald Zuwachs und die Leser lernten seine gesamte Familie kennen. Pauli ist dann auch gleich mit drei Geschichten vertreten. In der ersten Geschichte ist er noch eine Nebenfigur von Hops und Stops und doch der heimliche Star. Knox versucht darin, ein Atom zu spalten und dieses verschluckt ausgerechnet Pauli. Die Geschichte ohne eigenen Titel ist einfach absurd und recht witzig, zeigt aber auch eine krude Vorstellung von Kernkraft. Immerhin fällt am Ende ein kritischer Kommentar zur Kernenergie.
In Pauli und sein Gewissen bekommt es Pauli genau damit zu tun. Etwas anspruchsvoller und gleichzeitig lustig präsentiert sich Pauli hier. Zum Abschluss lernt der kleine Maulwurf in Der innere Pauli, dass es eine Krankheit namens Kleptomanie gibt, was natürlich eine Steilvorlage für ihn ist, als er einkaufen gehen soll. Auch diese Geschichte kann überzeugen.

Tom und Biber

Das vorletzte Kapitel ist Tom und Biber gewidmet. Der junge Cowboy und sein Indianerfreund erleben darin Abenteuer, in denen auch Opa Nikodemus und ihr häufiger Gegenspieler Schmutzfuß auftauchen. Im Laufe der Zeit, von 1957 bis 1969 werden die Zeichnungen signifikant besser. Waren sie anfangs etwas altbacken und statisch, entspricht Das Geheimnis des Goldenen Canyons mehr dem Funnystil und sieht damit um Welten besser aus.
Die erste Geschichte besitzt noch keinen Titel. In ihr wird Tom von einem Truthahn in die Flucht geschlagen und will sich daraufhin beweisen, indem er eine Heldentat vollbringt. Ohne Klein Biberherz wäre er allerdings aufgeschmissen. Die Figuren werden recht gut eingeführt, allerdings ist sie nicht mehr als durchschnittlich.
Mit Koyoten in der Nacht ist eine Steigerung zu verzeichnen. Die Pointen sitzen besser und auch die Zeichnungen haben sich bereits weiterentwickelt.
Das Geheimnis des Goldenen Canyons ist dann die beste Geschichte über Tom und Biber, wie Klein Biberherz nun heißt. Die Geschichte besitzt viel Witz und Tempo und dreht sich inhaltlich um die Suche nach einem Canyon voller Gold, dessen Geheimnis, von den Häuptlingen des Stammes aus dem Biber stammt, seit Jahrhunderten bewahrt wurde.

Fridolin, der lustige Kater, Lupinchen und Oma Eusebia, Diabolino

Das abschließende, kurze Kapitel zeigt weitere Figuren aus der Welt von Fix und Foxi. Dabei sind Oma Eusebia und Lupinchen, die neben ihren Auftritten bei Fix und Foxi ihre eigene Serie besaßen, und Fridolin und Diabolino.
Alle Geschichten zeichnet ihr Humor aus. Dabei sticht Diabolino heraus. Die Geschichten über das kleine, gutmütige Teufelchen kommen ohne Worte aus und sind immer auf den Punkt. Das sind einfache tolle Geschichten mit ebenso guten Pointen.

Einleitung, Nachwort und Zeichnerbiografien runden den Band gelungen ab.


Fazit

Dieser Band der Bibliothek der Comic-Klassiker gibt einen guten Überblick über die Comics von Fix und Foxi und ihren Freunden aus den Jahren bis 1971. Die Auswahl ist gut und der überwiegende Teil der Geschichten macht viel Spaß. Jetzt fehlen nur weitere Bände mit Geschichten aus den späteren Jahren, die auch gerne länger ausfallen dürfen.


Pro & Contra

+ abwechslungsreich
+ Diabolino hat nichts von seinem Charme und Witz verloren
+ humorvoll

0 Auswahl der Geschichten ist nur auf die Jahre bis 1971 beschränkt

Bewertung: sterne4

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Humor: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4,5/5


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