Usagi Yojimbo Bd.22 – Tomoes Geschichte (Stan Sakai)

usagi22

Verlag: Dantes (Dezember 2022)
Softcover: 184 Seiten; 20 €
ISBN-13: 978-3-946952-87-9

Genre: Samurai/ Abenteuer/ Eastern


Klappentext

Tomoe Ame und Miyamoto Usagi sind bereits seit Langem Schwertgenossin und -genosse, zwei Samurai, die, Seite an Seite kämpfend, schon so manche brenzlige Situation gemeistert haben. Ob haarsträubend oder herzzerreißend – dieser Band versammelt einige der Schlüsselmomente in beider Lebensgeschichte.

Wir erfahren, wie Tomoe zur wichtigsten Beraterin des Fürsten Noriyuki aufsteigen konnte, dem Herrn der Geishu-Provinz. Danach geht es kopfüber in eine Mordermittlung, in der sich schnell herausstellt, dass die Hauptverdächtige bereits seit zehn Jahren tot ist. Außerdem in diesem Band: „Chanoyu“ - Stan Sakais meisterhaft-poetische Beschreibung einer Teezeremonie (und dessen, was dabei alles nicht gesagt wird).

Im Jahr 2020 wurde Sakai für seine Arbeit an Usagi Yojimbo in die Will Eisner Award Hall of Fame aufgenommen.


Rezension

Bereits in Die Mutter des Gebirges stand Tomoe Ame im Zentrum der Handlung. Stan Sakai vertiefte ihren Charakter und ihre Beziehung zu Miyamoto Usagi, bei der immer deutlicher wird, dass sie eben auch romantischer Natur ist. In Tomoes Geschichte steht sie noch mehr im Zentrum der Geschehnisse als zuvor und ihre Verhältnis zu Usagi wird noch stärker beleuchtet, bevor es auf einer bittersüßen Note endet. Natürlich wird all dies von Stan Sakai in packende, spannende Abenteuer und Ereignisse gepackt.

Tomoes Geschichte

Tomoe und Usagi unterhalten sich darüber, wie sie zu der Beraterin und Schwertkämpferin wurde, die sie gegenwärtig ist.
Die Geschichte mag heute etwas alltäglich wirken, schließlich sind in den letzten Jahren vermehrt weibliche Helden und ihr Weg zur Heldin in der Popkultur zu finden. Als Stan Sakai Tomoes Geschichte schrieb, war dies aber noch außergewöhnlich und vor allem kommt es wie immer auf die Art der Erzählung an und da macht niemand Stan Sakai etwas vor.

Türen

Ein Künstler stellt sich bei Fürst Noriyuki vor und schenkt ihm zum Dank, für die Erlaubnis ein Studio eröffnen zu dürfen, ein Tryptichon. In der Nacht wird der Fürst von einem Monster angegriffen und Usagi hat schnell einen Verdacht.
Wer ein gutes Gedächtnis hat, wird sofort wissen, worauf die Geschichte hinausläuft. Stan Sakai greift auf einen alten Charakter zurück, der zuvor nur am Rande auftauchte. Damit schließt er gleichzeitig vorläufig einen lange offenen Handlungsstrang ab. Die Geschichte ist eine gelungene Mischung aus Horror und Action und zeigt einmal mehr Tomoes Ergebenheit dem Fürsten gegenüber.

Kitsunebi

Usagi rettet eine Füchsin vor Jägern. Kurz darauf kommen er und Tomoe zu einer Hütte, in der eine attraktive Bäuerin lebt. Diese scheint mehr zu sein, als auf den ersten Blick sichtbar ist. Usagi verhält sich äußerst seltsam und Tomoe wird schnell misstrauisch.
Nach Türen spielt auch in Kitsunebi die japanische Mythologie eine große Rolle. Diese dient hauptsächlich dazu, Tomoes Gefühle gegenüber Usagi zu definieren und ergibt dennoch eine spannende Geschichte.

Das Gespenst im Brunnen

Um ein Abkommen auszuhandeln, ist eine Delegation der Kojima im Haus des Fürsten Noriyuki anwesend. Es kommt zu einem Mord und Usagi und Tomoe müssen sich der Frage stellen, ob an einer noch jungen Legende etwas wahres dran ist. Wenn ja, wäre ein Geist der Täter.
Politik, Intrigen und eine tragische Liebesgeschichte im doppelten Sinne vereint Stan Sakai in Das Gespenst im Brunnen, was gewohnt hervorragend erzählt wird.

Diebstahl der Lotosrolle

Aus dem Midori-Tempel wird die Lotosrolle gestohlen. Als Usagi zusammen mit Tomoe Kitsune begegnet, glaubt er zu wissen, wer der Täter ist. Die Situation wird kompliziert, als Kitsune und Kiyoko versuchen, ihre Beute zu verkaufen.
Kitsune ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten bei Usagi Yojimbo und auch hier darf sie Usagis Leben gleich auf mehreren Ebenen durcheinanderbringen.Stan Sakai nutzt die spannende Handlung um einen Diebstahl und anschließendem Verkauf der Beute dazu, um Tomoes Gefühle für Usagi endgültig herauszuarbeiten.

Chanoyu

Am Ende von Diebstahl der Lotosrolle wurde Usagi von Tomoe zur Teezeremonie eingeladen. Diese führen die beiden durch und dabei sprechen sie über ihre Beziehung, ohne darüber zu sprechen.
Diese kleine, jedoch mit die beste Geschichte über Usagi Yojimbo ist ein bittersüßer Abschluss dieses Bandes und des Handlungsstranges zwischen Usagi und Tomoe. Auf den wenigen Seiten von Chanoyu definiert Stan Sakai die Beziehung zwischen Tomoe und Miyamoto Usagi und liefert dabei ein Musterbeispiel dafür, wie der Subtext eines Dialoges so viel wichtiger sein kann, als das wirklich Gesagte. Obwohl „nur“ Tee getrunken wird, ist Chanoyu hoch emotional. Dies ist vollendete Erzählkunst.


Fazit

Selbst wenn der Rest der Geschichten nicht enthalten wäre, wäre Tomoes Geschichte allein wegen Chanoyu ein Pflichtkauf. Diese ruhige Geschichte über Tomoe und Usagi ist ein perfektes Beispiel dafür, wie spannend und wie emotional eine kurze, ruhige Geschichte sein und erzählt werden kann.


Pro & Contra

+ Chanoyu ist einer der absoluten Höhepunkte von Stan Sakais Schaffen
+ abwechslungsreich
+ Tomoe wird weiter charakterisiert

Bewertung: sterne5

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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