Fools in Space - Die Ankunft (Calin Noell)

Plan 9 (Oktober 2022)
Taschenbuch, 290 Seiten, 13,00 EUR
ISBN: 9783948700522

Genre: Science Fiction / Space Opera


Klappentext

Gerade noch rechtzeitig gelingt den Insassen die Flucht von Bord der Fool 2 und auch der rationale Teil der KI kann sich retten. Weit verstreut landen die Rettungskapseln auf einem unbekannten Planeten – und sie sind nicht allein ...

Während sie beinahe ohne Hilfsmittel diese neue Welt besiedeln müssen, häufen sich Begegnungen mit furchteinflößend aussehenden Aliens. Die Menschen rüsten sich für einen Kampf, der nicht nur unausweichlich scheint, sondern auch aussichtslos. Derweil versucht die KI, die ihren Lebenssinn weiterhin darin sieht, diese Menschen zu beschützen, auf sich aufmerksam zu machen. Doch sie benötigt mehr Energie, um ihre Ressourcen ausschöpfen und die Kommunikation der Aliens entschlüsseln zu können. Dumm nur, dass die einzige Quelle, die ihr zur Verfügung steht, defekt ist ...


Rezension

"Fools in Space - Die Ankunft" führt die Geschichte um die neurodivergente Raumschiffcrew nahtlos fort, wobei die Geschehnisse des ersten Bandes "Die Flucht" in einem Prolog knapp umrissen werden. Dreihundertachtzig Menschen sitzen nun in Notfallkapseln, die auf einen fremden Planeten zusteuern. Die meisten von ihnen glauben, dass sie nun endlich ihre Mission erfüllen. Nur wenige wissen, dass sie die ganze Zeit belogen wurden und dass ihr Raumschiff eigentlich eine Unterbringung für Menschen mit psychischen Erkrankungen war, also für all diejenigen, die nicht in die zukünftige hyperkapitalistische Gesellschaft passen. Die emotionale KI ihres Raumschiffs hat eigenmächtig entschieden, den Erdorbit zu verlassen und sich auf die Suche nach Antworten begeben. Nun ist sie fort, doch sie hat ihren rationalen Teil zurückgelassen und ebenfalls zu dem fremden Planeten geschickt. Davon ahnen die Menschen nichts. Die Landung gestaltet sich holprig und die Menschen werden in mehrere Gruppen zersplittert, die erst nach und nach zueinander finden. Es gilt nun, zuerst die grundlegenden Bedürfnisse zu stillen, also Nahrung und Wasser sowie einen Unterschlupf für die erste Zeit zu finden. Schnell wird jedoch klar: Die Menschen sind nicht allein - Aliens beobachten sie bereits ...

Blain und Lawen landen mit ihrer Gruppe in einem Wald mit gigantischen Bäumen. Der Untergrund ist dunkel und sandig und Tiere sehen sie zunächst keine - doch sie hören eine Art Gesang in der Ferne und nennen die Sänger bald Ghost-Singer, weil sie sie nur hören und nie sehen. In der Nähe eines Flusses finden die Menschen eine Höhle, wo sie ihr erstes Lager aufschlagen und sich bald weitere Menschen aus den Rettungskapseln einfinden. Glücklicherweise gibt es fast keine Verluste. Manche berichten davon, riesige, schwarze Aliens gesehen zu haben, mit messerscharfen Klauen. Die Geschichte wird immer mehr ausgeschmückt, bis aus den schwarzen Riesen bösartige Monster werden, doch die Menschen wissen nicht, ob die Aliens wirklich gefährlich für sie sind. Auch Blain und Lawen sehen bald eines der furchteinflößenden Wesen, doch es scheint ebenso wie sie erschrocken zu sein und entfernt sich ganz vorsichtig. Die Aliensichtungen sorgen für Unruhe unter den Menschen, die anfangs schlicht nicht wissen können, ob die schwarzen Riesen feindselig sind oder nicht. Nur eines ist sicher: Wenn die Aliens wirklich feindselig sind, haben die Menschen keine Chance gegen sie.

Die Tage vergehen ohne Angriff. Blain und Lawen kommen sich weiterhin näher, wobei Lawen sich schwer damit tut, dass Blain sein Stottern nicht akzeptiert und sie lieber anschweigt. Er war früher Sänger und hat nach einem traumatischen Verlust seine Stimme verloren. Wenn er spricht, nur wenige Worte und diese zwingt er unter starkem Stottern hervor. Für längere Sätze nutzt er einen Kommunikator, doch Blain zieht es meistens vor, einfach zu schweigen, wobei er sich dennoch bemüht, zu zeigen, was er denkt und fühlt. Lawen, die als Ingeneurin auf die Secret 2 (in Wahrheit Fool 2) kam und so eher zufällig Teil der neurodivergenten Crew wurde, versucht ihm klarzumachen, dass sie sein Stottern nicht stört und sie mit ihm kommunizieren will und muss, wenn sie eine Zukunft haben wollen. Eine Zukunft kann sie sich auf dem fremden Planeten nämlich gut vorstellen, eröffnet er den Menschen doch eine neue Chance und Freiheit. Die Erde mit ihrem Ausbeutersystem und der gnandenlosen Ausgrenzung von "Fehlfunktionen" ist zwar ihre Heimat, doch die Crew der Fool 2 ist ihr ans Herz gewachsen und zeigt ihr ein respektvolles Miteinander. Lawen tut sich dennoch anfangs schwer, eine Aufgabe zu finden. Eine Raumfahrtsingenieurin braucht man hier nicht, eher jemanden, der Körbe flechtet. Dennoch ist sie mit ihrer Intelligenz und Besonnenheit ein wichtiger Teil der Gruppe und integriert sich.

Inzwischen hat Lawen ihre Vorurteile weitgehend abgebaut und staunt darüber, wie diszipliniert und hilfsbereit die meisten sind. Allerdings belastet sie das Geheimnis um die Fool 2, denn noch immer wissen viele nicht, dass es in Wahrheit gar keine Mission gab. Es ist ein riesengroßer Zufall, dass sie nun tatsächlich ihrer erfunden Mission nachgehen, wobei die Crew mit ihren vielfältigen Beeinträchtigungen dafür nicht gerade geeignet erscheint. Während dem Lesen merkt man kaum, dass die Crewmitglieder nun auf ihre regelmäßige Medikation verzichten müssen, und auch Lawen vergisst, dass die Menschen um sie herum krank sind. Es wird nun auch deutlich, dass die Menschen von der Fool 2 überwiegend gar keine Medikation brauchten, sondern schlicht ruhig gestellt wurden. Den meisten hilft es enorm, dass sie eine Aufgabe haben und sich gemeinsam den Herausforderungen auf dem fremden Planeten stellen. Dabei gibt es auch Konflikte, viele davon zu erwarten unter den unsicheren und widrigen Bedingungen. Manche auch den unterschiedlichen Erkrankungen geschuldet, wobei die Menschen sich dennoch meist bemühen, respektvoll miteinander umzugehen und die Defizite der anderen zu akzeptieren und auszugleichen. Umgekehrt sehen sie die Stärken derer, die auf der Erde aufgrund von Depressionen und anderen Erkrankungen gnandenlos aussortiert wurden. Und so läuft die Besiedlung relativ gut, oft auch zu gut, wobei es dennoch schön ist, zu lesen, wie nahezu alle produktiv zusammenarbeiten, obwohl sie quasi in die Steinzeit zurückgeworfen sind. Und die Crew der Fool 2 war bereits vor der Landung ein gutes Team.

Die Aliens werden erst in der zweiten Hälfte des Kurzromans präsenter, wobei eine Kommunikation sehr schwierig ist. Sie scheinen friedlich zu sein und Lebewesen sehr zu achten, denn sie bemühen sich, nur das aus der Natur zu nehmen, was sie wirklich brauchen. Damit sind sie das Gegenteil der Menschen, die die Ressourcen der Erde rücksichtslos ausgebeutet haben. Aliens und Menschen nehmen vorsichtig Kontakt zueinander auf, wobei immer die Gefahr besteht, dass es aufgrund von Missverständnissen zu Aggression kommt. Und auch wenn die riesigen schwarzen Wesen friedlich wirken, können die Menschen nicht wissen, ob sie es tatsächlich sind und ob sie nicht einen Fehler machen, der die Aliens doch zu einem Angriff verleitet. Die Menschen sind dabei sehr ängstlich bis panisch, was nachvollziehbar ist und großes Konfliktpotential birgt. Zudem gibt es noch andere Lebewesen auf dem Planeten, die durchaus aggressiv und gefährlich sind. Die KI kann den Menschen nicht helfen, da sie in einem Bauteil steckt und sich nicht zeigen kann. Entsprechend hat sie nur wenige, kurze Kapitel. Leider beschreibt der Roman tatsächlich nur "Die Ankunft", also die ersten Tage in einer fremden Welt, ehe er ziemlich plötzlich und ein wenig kitschig endet. So sieht man weniger von der fremdartigen und faszinierenden Flora und Fauna, als man möchte. Doch die Reise der Besatzung der Fool 2 ist keinesfalls zu Ende, denn es folgt noch der dritte und laut Calin Noell finale Band, auf den man noch etwas warten muss.


Fazit

In "Fools in Space - Die Ankunft" muss sich die neurodivergente Raumschiffcrew auf einem fremden Planeten zurechtfinden, beobachtet von furchteinflößenden Aliens, die sie nicht einschätzen können. So manch vermeintliches Defizit entpuppt sich hier als Stärke, vor allem aber begeistert der respektvolle Umgang untereinander und das großartige Teamwork. Schade, dass der zweite Band so kurz geraten ist.


Pro & Contra

+ Erstkontakt auf einem fremden Planeten mit viel Konfliktpotential
+ die Crew der Fool 2 wächst über sich hinaus und arbeitet gut zusammen
+ Blain kämpft sich ins Leben zurück und öffnet sich gegenüber Lawen
+ Lawen findet nach und nach ihren Platz in der Gruppe
+ sehr unterschiedliche und interessante Nebenfiguren
+ fremdartige Flora und Fauna
+ Aliens mit furchteinflößendem Eindruck und sanftem Wesen

- die Künstliche Intelligenz kommt hier zu kurz
- insgesamt zu kurz geraten / zu plötzliches Ende

Wertung: sterne4

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Leespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu "Fools in Space - Die Flucht"

Tags: Space Opera, Calin Noell, deutschsprachige SF, Erstkontakt, Aliens , fremde Planeten