Verlag: Panini; (Mai 2023)
Gebundene Ausgabe: 168 Seiten; 39 €
ISBN-13: 9783741633317
Genre: Funny/ Historik
Klappentext
Gilles der „Asterix der Niederlande“!
Das ist natürlich eine hochtrabende Aussage, trifft es aber ziemlich gut: Der Comic erzählt anhand des Titelhelden Gilles den Aufstand der Niederländer gegen die spanischen Besatzer im Achtzigjährigen Krieg (1568 bis 1648). Dabei tut sich eine kleine Gruppe von Widerständlern besonders hervor: Die Geusen. Eine wilde Truppe aus Adeligen und Gaunern, die den spanischen Eroberern das Leben schwer macht, wo sie nur können. Durch ihre unorthodoxen Methoden erarbeiten sie sich einen besonderen Ruf und gelten als unbesiegbar.
Hanco Kolk und Peter de Wit schufen den Nationalhelden in der historischen Funny-Reihe Gilles der Gauner ein Denkmal. Gilles ist stark, eitel und total inkompetent. Durch die Verkettung unglücklicher Umstände wird er jedoch zum Anführer eines Revolutionstrupps. Eine Kombination von körperlicher Stärke, Rauflust, moralischer Flexibilität und wahnwitziger Dummheit, gepaart mit sehr viel Glück, lässt die Gruppe von Sieg zu Sieg stolpern.
Die irrsinnigen Abenteuer von Gilles machten die Serie in den 1980er Jahren bis zu ihrem Ende 2003 zu einer der beliebtesten Comic-Reihen in den Niederlanden. Hier liegt nun der erste von drei Bänden des Komplettwerks vor, erstmals in deutscher Sprache, angereichert mit vielen historischen Fakten und Informationen zur Veröffentlichung.
Rezension
Während des Spanisch-Niederländischen Krieges ist Gilles der Gauner Anfang des 17. Jahrhunderts ein mehr oder weniger erfolgreicher Wegelagerer, der mit allerlei Unbill zu kämpfen hat. Steuereintreiber machen eben auch nicht vor „Kollegen“ halt und die Spanier sind auch nicht gerade leichte Gegner, ganz zu schweigen vom Alltag, der Gilles immer mal wieder im Weg steht.
1983 war die Geburtsstunde von Gilles der Gauner, oder wie er seinen niederländischen Wurzeln gemäß heißt, Gilles de Geus. Dieser Zusatz verweist zugleich auch darauf, dass er im Verlauf der Geschichten nicht ein einfacher Wegelagerer bleibt, sondern sich den Widerstandskämpfern gegen die Spanier anschließen wird. Damit erinnert er auf den ersten Blick an Asterix, abgesehen davon, dass sie beide dem Funny-Genre zuzuordnen sind und teilweise einen wirklich bissigen Humor besitzen. Aber nur auf den ersten Blick, denn Hanco Kolks und dem später dazugestoßenen Peter de Wits Gilles´ ist dann oft deutlich direkter und auch etwas derber und vor allem besteht Gilles anfangs keine langen Abenteuer, sondern er zeigt sich zunächst hauptsächlich in Kurzgeschichten. Erst mit der Zeit entwickelten die beiden Autoren längere Geschichten mit ihrem Helden, und banden geschichtliche Bezüge immer weiter ein. Historische Persönlichkeiten tauchten auf und Ereignisse wurden thematisiert.
Der Asterix-Verweis ist damit nicht ganz von der Hand zu weisen, aber beim Lesen von Gilles´ Abenteuern wird eben sehr schnell klar, dass Gilles dann doch deutlich anders ist. Gilles ist kein großer Held. Er ist weder besonders stark oder besonders schlau. Im Prinzip ist er einfach ein sich selbst überschätzender Wegelagerer, der in die Dinge hineinstolpert. Ebenso hat er deutliches Interesse am weiblichen Geschlecht, was in Asterix eine eher untergeordnete Rolle spielt. Aus diesen Gründen wird es häufig unglaublich witzig, wenn eines von Gilles Vorhaben mal wieder in die Binsen geht. Es geht sogar teilweise recht derbe zu, Slapstick gibt es zuhauf und dann ist da aber auch immer wieder genialer Wortwitz. Ebenso gibt es Parodien und Persiflagen. Gilles der Gauner bietet fast sämtliche Facetten des Humors. Und mit Beginn der längeren Geschichten, werden er und die anderen Charaktere immer weiter ausgebaut und bekommen neue Facetten hinzu. Am Ende dieses ersten Bandes haben sich Hintergrund und Charaktere so weit entwickelt, dass man unbedingt mehr von diesem niederländischen Helden lesen will, der eigentlich nur überall hineinstolpert und so gar nicht heldenhaft ist.
Zeichnerisch muss Hanco Kolk erst seinen Stil und das Aussehen der Figuren finden. Beides gelingt ihm jedoch recht schnell. Und dann sieht es auch so aus, wie man es aus anderen Funnycomics gewohnt ist, wobei Hanco Kolk seinen eigenen Stil besitzt
Fazit
Hinterlistige Steuereintreiber, Konkurrenten bei der Wegelagerei und unfähige Kommandanten. Gilles der Gauner hat kein einfaches Leben, dafür jedoch ein urkomisches. Bereits dieser erste Band überzeugt voll und ganz und macht Lust auf mehr und längere Abenteuer. Der zweite Band dieser Gesamtausgabe darf gerne kommen.
Pro & Contra
+ toller Humor
+ interessanter, geschichtlicher Hintergrund
+ gute Zeichnungen
Bewertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 3,5/5
Humor: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5
Lieteratopia-Links zu weiteren Titeln von Hanco Kolk und Peter de Wit: