Verlag: Splitter; (Februar 2023)
Gebundene Ausgabe: 48 Seiten; 16 €
ISBN-13: 978-3-96792-185-4
Genre: Drama/ Mystery
Klappentext
-Stimmt es, was die Soldaten über dich sagen?
Dass du der letzte Schatten bist, den die Verwundeten sehen...
bevor sie sterben?
…
-Ja.
Rezension
Die Lage für Hauptmann Svoga und seine Soldaten im Haus der Baronin wird immer schwieriger. Ein Schneesturm macht die Situation prekärer und es wird immer klarer, dass nicht alle Verwundeten gerettet werden können. Währenddessen verbringen Irina und Natalja viel Zeit mit den im Haus versteckten Kindern und Natalja baut geheim eine Beziehung zu Gregor, dem totgeglaubten Sohn der Baronin und Letzten Schatten auf. Dann beschließt Andrej, einer der Soldaten, zu handeln und eine schreckliche Entscheidung zu fällen, die zu einem bitteren Ende führen wird.
Mystisch und geheimnisvoll begann Denis-Pierre Filippi seine Geschichte über den Letzten Schatten im ersten Band. Viele Rätsel und Fragen wurden aufgeworfen. Wer ist der Letzte Schatten? Wer sind die seltsamen Wesen, die immer wieder zu sehen sind?
Dies verknüpfte Filippi mit einem intensiven Drama und einer drückend melancholischen Atmosphäre.
Im abschließenden zweiten Band gibt es nun für fast alles Antworten. Das ist zum einen gut, zum anderen etwas enttäuschend. Der Letzte Schatten bezog zu einem Teil seine Stärke daraus, dass eben mal nicht alles ellenlang ausgewalzt wurde, sondern der Leser mitten in die Handlung geworfen wurde. Nun wird praktisch alles haarklein auserzählt. Das ist nicht unbedingt schlecht, nimmt aber der Handlung etwas ihre Wirkung. Die Erklärung wer der Letzte Schatten ist, wäre eigentlich nicht notwendig gewesen, er hätte gut als mystisches Wesen weiterhin bestehen können. Er hätte ein Rätsel bleiben können, sowie es die anderen Wesen bleiben und bei denen Filippi es dem Leser überlässt, zu entscheiden für was sie stehen. Dadurch hätte die Geschichte noch besser werden können.
So aber, hat er sich für den anderen Weg entschieden und schwenkt damit auf die typischen Versatzstücke eine Kriegsgeschichte hinter den Linien ein, in der von Menschen erzählt wird, die sich auf engstem Raum großen Herausforderungen gegenübersehen und die dann das Gute und Schlechte in ihnen hervorbringen. Das erzählt er allerdings hervorragend. Die Bitterkeit und Melancholie bleibt der Geschichte erhalten und es wird nichts beschönigt. Und gerade die Hintergrundgeschichten der Kinder sind intensiv und emotional. Ebenso ist die Geschichte Gregors, dem Letzten Schatten, eine zutiefst tragische. Zusammenfassen kann man es gut damit, dass er im Feuer gestorben ist und am Ende im Feuer wiedergeboren wird. Die Geschichte und Handlung sind also gut und emotional und sehr gut erzählt, aber Denis-Pierre Filippi lässt ein viel größeres Potenzial liegen und das trübt den Gesamteindruck am Ende. Das Vorbild Pans Labyrinth ist klar zu erkennen, nur traut sich Filippi nicht den ganzen Weg zu gehen.
Gaspard Yvan hat mit Der letzte Schatten sein Debüt vorgelegt und das sieht auch im zweiten Band sehr, sehr gut aus. Mimik und Gestik überzeugen vollkommen. Emotionen treten klar hervor. Gaspard Yvan stellt sich ganz in den Dienst der Geschichte und trägt sie mit seinen Bildern, dominiert sie jedoch nicht. Die Winterlandschaft ist abolut überzeugend und auch das Innere des Gutshauses, welches er nach wie vor, wie ein klassisches Spukhaus inszeniert, ist klasse. Er erschafft durch Farbwahl, Perspektiven und Anordnung der Panel eine dramatische, düstere und melancholische Stimmung die Hand in Hand mit der Handlung geht.
Fazit
Der Letzte Schatten erzählt eine dramatische und emotionale Geschichte mit einer melancholischen Atmosphäre, die eigentlich richtig gut ist. Leider lässt Filippi ein paar Möglichkeiten liegen, womit der sehr gute Comic außergewöhnlich hätte werden können.
Pro & Contra
+ emotionales Drama
+ passende, sehr gute Zeichnungen
- lässt leider etwas Potenzial liegen
Bewertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Denis-Pierre Filippi:
Rezension zu Eine außergewöhnliche Reise
Rezension zu Spirou & Fantasio Spezial – Stiftung Z
Rezension zu Der Letzte Schatten Bd.1