Wikinger im Nebel Bd.1 (Wilfrid Lupano, Ohazar)

wikinger im nebel

Verlag: Carlsen; (Juli 2023)
Softcover: 64 Seiten; 12 €
ISBN-13: 978-3-551-02736-8

Genre: Humor


Rezension

„Puuuhhh, das wurde aber auch Zeit Ich dachte schon, sie würden diesmal gar nicht loskommen.“
„Du sagst es! Endlos!“
„Endlich essen, ohne dass einer furzt!“
„Wieso? Haben sie die Kinder mitgenommen?“
„Das wäre ein Traum ...“

Das Wikingerleben ist nicht leicht. Stürmische Überfahrten, harte Kämpfe, Diskussionen mit Feinden und „Freunden“, neuer Glauben und dann ist die Frau mit dem, was mit nach Hause gebracht wird, nicht zufrieden. Und obendrein ist der eigene Sohn unfähig und stellt komische Fragen bezüglich der Götter.

„Ich werde dich die Werte lehren, die die Größe unseres Volkes ausmachen!“
„Grausamkeit? Plündern, brandschatzen? Pfählen? Massaker?“
„Jaa... Nein, aber so darf man diese Dinge nicht darstellen. Das wäre zu verkürzt ...“
„Wie würdest du es sagen?“
„Ja gut … Das ist … Sagen wir … Na ja … Es gibt auch ganz tolle Lieder.“

Wem die Beschreibung bekannt vorkommt und sofort an Hägar denkt, liegt nicht so falsch und würde doch Wikinger im Nebel von Wilfried Lupano und Ohazar unrecht tun. Denn Reidolf und seine Männer sind alles andere als eine weitere, bloße Kopie vom vielleicht berühmtesten Wikinger der Comicgeschichte.
Hauptunterschied, der sofort nach ein paar Seiten auffällt, ist der Umstand, dass Lupano zwar angelehnt an die Tagesstrip wie eben Hägar in Halbseitern erzählt, diese sich aber zu einer großen Geschichte zusammenfügen, die trotzdem größtenteils einzeln gelesen werden können. Diese Erzählstruktur ermöglicht es, Wikinger im Nebel jederzeit beiseite legen zu können, sofern man das möchte, oder eben einzelne Stellen immer wieder zu lesen.
Aber ehrlicherweise muss man zugeben, dass Wikinger im Nebel wohl kaum zur Seite gelegt werden wird, denn dafür machen Reidolf, sein Sohn Arnulf und die ganze Besatzung des Schiffes, sowie ihre Frauen zuhause einfach zuviel Spaß.
Wilfrid Lupano nimmt hier viele Klischees aufs Korn und lässt die Wikinger sich wortwörtlich und im übertragenem Sinne im Nebel verlieren. Denn das Leben für Reidolf ist nicht gerade leicht. Das Christentum ist auf dem Vormarsch und bringt Einschränkungen beim Plündern mit sich, es herrscht Stau auf den Meeren und sein Sohn ist zwar nicht die hellste Kerze auf der Torte, stellt aber dennoch seltsame Fragen. Und so müssen Reidolf und seine Mannen in unbekannten Gewässern navigieren.
Wilfrid Lupano nutzt die Erlebnisse der Wikinger auch dafür heute relevante Themen aufs Papier zu bringen und gerade die Seitenhiebe auf Religion und Politik sind großartig. Dazu gibt es ein paar Running Gags, die hervorragend funktionieren. Sei es der Helm, den Arnulf vererbt bekommt, der Pfeil in Reidolfs Schädel oder die Ente, die tatsächlich fast von Beginn an erwähnt wird.

„Ach sie töten den Priester nicht.“
„Das ist bestimmt eine Falle.“

Ohazar, Wilfrid Lupanos Bruder Rudolphe, hat die Zeichnungen zu dieser Wikingerfahrt beigetragen und bereits durch sie ist Wikinger im Nebel eindeutig im Humorbereich zu verorten. Jede Figur wird in ihren Eigenarten etwas übertrieben, wodurch die Absurdität des Ganzen visualisiert wird. Und vor allem unterstützt sein Stil eines – den Humor. Dazu gelingt es ihm aber auch, die Emotionen trotz der reduzierten Gestaltung der Charaktere hervorragend darzustellen, was teilweise auch durch die Farbgestaltung gelingt, die eigentlich immer auf den Punkt ist. Zudem hat er auch die ein oder andere Anspielung in seinen Bildern versteckt. Die offensichtlichste ist dabei das Zitieren von Die große Welle von Kanagawa von Hokusai.

„Die war echt krank, diese Ente.“


Fazit

Wikinger im Nebel ist ein Volltreffer. Wilfried Lupano und sein Bruder Rudolphe hatten sichtlich viel Spaß an ihren Wikingern und der überträgt sich auf den Leser. Die nächsten Raubzüge mit Reidolf und seinen Mannen können gar nicht schnell genug kommen. Wer mit Ironie und Sarkasmus etwas anfangen kann, ist hier goldrichtig.


Pro & Contra

+ nachhaltiges Plündern
+ die Ente
+ Humor

Bewertung: sterne5

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Humor: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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