RIP Bd.3 – Ahmed (Gaet´s, Julien Monier)

RIP 03

Verlag: Splitter; (Juni 2023)
Gebundene Ausgabe: 112 Seiten; 22€
ISBN-13: 978-3-96792-343-8

Genre: Thriller


Klappentext

T3 – Ahmed

Am richtigen Ort zur falschen Zeit

Auf der Arbeit denken alle, dass ich einen Spleen habe.
Dass ich total spinne!
Aber an dem Tag, an dem die Fliege in der Suppe landet...

Da wird was los sein,
das schwör ich dir!


Rezension

Ahmed Boutaleb ist neu in der Truppe von Derrick, Eugene und Maurice, die Wohnungen und Häuser von Toten leerräumen bevor irgendjemand anderes sie entdeckt. Für ihre Bosse ist das Geschäft einträglich. Aber Ahmed ist schon so gut wie tot. Denn seine neuen Arbeitskollegen werden bei ihm auftauchen und ihn erschlagen.
Was sie nicht wissen, ist, dass Ahmed Polizist ist. Er arbeitet als forensischer Entomologe und seine Aufgabe ist es, mit Hilfe von Insekten den Todeszeitpunkt eines Menschen zu bestimmen. Auch wenn ihm kaum einer zuhört und sein Chef ihn und seine Erkenntnisse ignoriert. Das ist umso frustrierender für ihn, da er anscheinend als einziger bemerkt, dass so mancher Selbstmord nur vorgetäuscht ist und die Wohnungen der Opfer leer sind, befreit von allem wertvollen Dingen. Er fängt an, in diesen Fällen zu ermitteln und die Spuren führen ihn zu der geheimnisvollen Truppe um Maurice und Co.

Zweimal entführten Gaet´s und Julien Monier die Leser in die düstere, deprimierende Welt von RIP, in der so etwas wie Hoffnung auf ein besseres Leben und der Glaube an das Gute nicht zu existieren scheint. Letztendlich scheint immer alles auf einer dunklen Note zu enden. Derrick und Maurice wurden zunächst genauer betrachtet und waren ihre Geschichten bereits keine leichte Kost, wird der Blick nun auf Ahmed gerichtet. Jenen jungen Mann, der im ersten Band zur Truppe stieß und am Ende so brutal getötet wurde, wobei sich ebenso enthüllte, dass er Polizist war.
Entstand im ersten Band noch der Eindruck, dass Ahmed ein Polizist Undercover war, so zeigt sich nun, dass seine Geschichte viel tragischer ist.
Denn eine der ersten Erkenntnisse, die man gewinnt, ist, dass Ahmed keineswegs undercover war. Vielmehr war er davon getrieben, sich zu beweisen, zu zeigen, dass er recht hat. Und dies ist der Grund, der ihn den Abgrund führte.
Dabei ist sein Tod zwar am Ende der Offensichtliche, aber viel mehr ist es der Abgrund, der ihn immer weiter von den Menschen isoliert. Die Ablehnung seines Chefs und seiner Kollegen, die in ihm nur eine Witzfigur sehen, die mit Insekten spielt, löst in Ahmed etwas aus, das ihn immer weiter in die Duneklheit und die selbstgewählte, unbewusste Isolation treibt. Denn Ahmeds Drang, den von ihm entdeckten Fall eines Serienkillers, der sich hinter Unfällen und Selbstmorden versteckt, zu lösen, lässt ihn immer weiter abdriften in eine Welt der Beweise, Leichen und der Wut. Er entfremdet sich immer weiter von seiner Frau, bis es anscheinend kein Zurück mehr gibt. Für ihn zählt nur der Fall.
Gaet´s erzählt dies unglaublich gut, düster und dreckig. Ahmeds Welt oder besser die Welt RIPs scheint keine Lichtblicke zu besitzen. Wer hier am Leben ist, wartet im Prinzip nur darauf, dass ihm etwas schlimmes widerfährt. Wie bereits vor ihm Maurice und Derrick ist Ahmed ein sehr ausdifferenzierter, ausgezeichneter Charakter, der mehr als nur eine Facette zu bieten hat und der gerade im Zusammenspiel mit den Nebencharakteren in diesem Band deutlich an Kontur gewinnt.

Mit Ahmed fügen sich auch die ersten Puzzlestücke zusammen. Der Blickwinkel den Gaet´s mit seiner Geschichte liefert, gibt einen ersten, etwas weiteren Blick hinter die Kulissen des Aufräumtrupps und der Polizei frei. Nach wie vor sind es nur Hinweise, die man erhält, aber die reichen, um einen Eindruck zu bekommen, wohin die Reise vielleicht geht. Gaet´s gibt diese Hinweise so geschickt und erzählt so gewandt, dass es überhaupt nicht stört, erst nach und nach mit jedem weiteren Blickwinkel auf die Geschichte RIPs ein neues Puzzlestück zu bekommen. Ganz im Gegenteil steigert sich dadurch die Spannung immer weiter. Jede neue Enthüllung und jedes neue Rätsel sorgen dafür, dass man RIP nicht aus der Hand legen kann. Die Charaktere sind stark und die Handlung ist es spätestens jetzt und sollte jeden überzeugen, der gerne ungewöhnliche Thriller liest.

Julien Monier zeichnet die Tatorte und Leichen derart intensiv fies, dass man meint den Hauch der Verwesung riechen und das Summen der Insekten hören zu können. Schonungslos stellt er die Brutalität der Welt in der Ahmed und der Rest leben dar. Die Atmosphäre ist düster und hoffnungslos und durch Perspektiven und Gestaltung baut er zugleich große Spannung auf. RIP hätte keinen besseren Zeichner finden können.


Fazit

Wer in die düstere, deprimierende Welt RIPs eintaucht, wird mit einem starken, spannenden Thriller belohnt. Ahmed liefert neue Puzzlestücke und zieht die Spannungsschraube weiter an.


Pro & Contra

+ erste Puzzlestücke fügen sich zusammen
+ kann wie die Vorgänger für sich gelesen werden
+ hochspannend
+ interessante Charaktere

Bewertung: sterne4.5

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Gaet´s und Julien Monier:

Rezension zu RIP Bd.1 – Derrick
Rezension zu RIP Bd.2 – Maurice