Ein verdammter Handschlag (Jan Bintakies, Matze Ross)

Verdammter Handschlag

Verlag: Splitter; (Juni 2023)
Gebundene Ausgabe: 168 Seiten; 25 €
ISBN-13: 978-3-95839-462-9

Genre: Humor/ Horror


Klappentext

Was tust du, wenn dir ein Fremder 6.000 Euro für einen Handschlag bietet?
Der Kleinkriminelle Loser Luca Stoffels fackelt nicht lange, denn er kann das Geld gut gebrauchen: Nicht nur, dass er pleite ist und seine streitlustige Ex ihm die Bude ausgeräumt hat – Luca hat auch noch Schulden bei einem gefährlichen Gangsterpärchen. Luca schlägt begeistert ein, doch dadurch kommt er vom Regen in die Traufe: Benedikt Bosch will im Austausch für die Kohle nämlich Lucas Seele. Der Schwarzmagier hat seine eigene im Austausch für Glück und grenzenlosen Erfolg an den Dämon Faffnir verkauft, und der will Boschs Seele schon sehr bald einsacken.
Weil der Deal aber übertragbar ist, ist Bosch aus dem Schneider, wenn er jemanden findet, der dumm genug ist, für ihn in die Bresche zu springen …


Rezension

Luca Stoffels ist auf dem Boden angekommen. Seine Ex Lilly terrorisiert ihn und hat ihm die Bude ausgeräumt und er hat Schulden bei den Tomics, einem brandgefährlichem Gangsterpärchen. Da kommt es ihm gerade recht, dass ein seltsamer Mann ihm ein Geschäft anbietet. Für einen einfachen Handschlag soll er 6.000 Euro erhalten. Einziger Haken: Damit übernimmt er auch gleichzeitig dessen Deal mit dem Dämonen Faffnir, der schon bald erfüllt werden muss – und das heißt, Lucas Seele gehört dann dem Dämon. Sollte er allerdings einen anderen Dummen finden, der den Deal übernimmt, wäre er aus dem Schneider. 24 Stunden bleiben Luca, um das Problem zu lösen und gleich sein erster Versuch schlägt fehl, da sein Kumpel Kevin beim Anblick des Dämons flieht. Und um noch alles schlimmer zu machen, mischt sich Bosch weiterhin mit der Hilfe der Tomics ein und beschwört sogar einen weiteren Dämon. Und dann ist da noch Lilly, die Luca das Leben auch nicht einfacher macht, zumindest zunächst.

Comic-Künstler haben es in Deutschland schwer. Nur gut, dass sich der Splitter-Verlag und andere ihrer annehmen, denn ansonsten wäre die Comiclandschaft in Deutschland im Bereich des Genrecomics um einiges deutlich ärmer. Neuestes Beispiel ist Matze Ross und Jan Bintakies Ein verdammter Handschlag. Sieben Jahre haben die Beiden an ihrem Erstlingswerk gearbeitet und viel Arbeit hineingesteckt, was auch deutlich zu sehen ist.
Der Anfang des Comics ist zugleich recht mutig, denn anstatt, chronologisch zu erzählen, bekommt man zunächst eine verwirrende Erzählung aus dem Munde Lucas´, der schwer zu folgen ist. Dies ist jedoch kein Unvermögen beim Erzählen, sondern volle Absicht und zeigt nur, wie durcheinander Luca ist. Der Beginn ist hier schon großartig gemacht und setzt zugleich den Ton für diese durchgeknallte, höllisch absurde und urkomische Geschichte.
Wirklich sympathisch ist dabei keiner der auftauchenden Charaktere, denn jeder von ihnen denkt mehr oder weniger an sich und wie er aus seiner Situation herauskommen kann - oder jemand anderen in irgendeiner Art übervorteilen kann. Das schadet dem Comic aber nicht im Geringsten. Denn Autor und Zeichner erzählen eine derart absurde, durchgeknallte Geschichte mit hohem Wiz und Tempo, dass sie dem Leser ständig etwas neues, sehr lustiges vorwerfen, sofern man die Art des Humors mag, denn der ist teilweise tiefschwarz..
Die Vorbilder wie Quentin Tarantinos Filme oder auch ein Bang Boom Bang, mit seinen Kleinkriminellen, die auch hier eine wichtige Rolle spielen, sind klar zu erkennen und ihnen wird auch ordentlich Tribut gezollt, sowohl in Wort als auch Bild.
Wie bereits erwähnt, ist keiner der Charaktere wirklich eine Identifikationsfigur, auch wenn Luca am ehesten dafür geeignet ist. Da man allein deswegen schon zu ihm hält, weil eigentlich niemand so viel Pech haben kann, wie er. Allerdings gibt es mit Faffnir einen heimlichen Star des Comics. Denn der Dämon ist für die besten Sprüche und Momente in der Handlung zuständig. Und in seiner zynischen und direkten Art ist er vielleicht sogar der ehrlichste und vor allem derjenige, der dem Leser hin und wieder in Bezug auf die anderen aus dem Herzen spricht. Und das Ende bringt dann noch eine grandiose Schlusspointe mit ihm.

Die Handlung ist wild und ungezügelt und dies spiegelt sich auch in Jan Bintakies Zeichnungen wieder. Sie sind bunt und die Seitenaufteilung unterstützt das hohe Tempo. Jan Bintakies überzeichnet die Charaktere und passt sie so dem Comic an. Der Humor des Ganzen findet sich in jedem Strich. Nur hin und wieder wird es dann etwas zu wild und die Übersicht geht verloren, so dass die Frage aufkommt, was genau da eigentlich gerade zu sehen ist. Das kommt aber selten vor und gerade bei einem solchen ansonsten so guten Debüt ist das leicht zu verschmerzen.

Für Ein verdammter Handschlag hat der Splitter-Verlag sogar eine Kickstarterkampange ins Leben gerufen, um eine Deluxevariante zu produzieren, die den Künstlern noch mehr zugute kommt. Diese ist aber leider längst vorbei und damit auch die Gelegenheit sich eine Deluxeausgabe zu sichern. Diese ist größer und mit mehr Bonusmaterial ausgestattet. Vielleicht hat ja der ein oder andere Comicladen eine vorrätig.

Das enthaltene Bonusmaterial in der regulären Ausgabe ist zwar nicht üppig, aber interessant und gelungen.


Fazit

Dämonen, Wahnsinn, Humor und ein hohes Tempo bilden die Zutaten für ein Comicabenteuer sondergleichen. Ein verdammter Handschlag ist zwar garantiert nicht tiefsinnig, macht jedoch höllisch viel Spaß. Dann sind auch kleinere Schwächen zu verschmerzen.


Pro & Contra

+ Faffnir
+ wild und lustig
+ hohes Tempo

Bewertung: sterne4.5

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5