Licht & Schatten Special mit Jeanine Krock (07.12.2009)

Licht & Schatten Special

mit Jeanine Krock

Literatopia: Hallo Jeanine! Schön, wieder einmal mit dir über deine Bücher reden zu können. Im Oktober ist der dritte Band deiner Licht & Schatten-Serie erschienen: „Der Blutkristall“. Worum geht es? Und inwiefern knüpft der Roman an „Der Venuspakt“ und „Die Sternseherin“ an?

Jeanine Krock: Hallo Judith, ich freue mich auch sehr.
Worum es im Blutkristall geht, möchtest du wissen? Dieses Mal erzähle ich die Geschichte von Vivianne Causantín, der Hüterin des legendären Blutkristall-Rubins. Als dieser gestohlen wird, bleibt ihr nichts anderes übrig, als so unauffällig wie möglich zu agieren, um ihre Identität nicht preiszugeben. Bei ihrer Suche nach dem Juwel erhält sie Hilfe von Morgan, einem undurchsichtigen Vampir, der seine eigenen Geheimnisse besitzt.
Das Abenteuer bleibt auch im Blutkristall gewissermaßen in der Familie. Vivianne ist die kleine Schwester von Asher und Kieran, den männlichen Helden aus meinen beiden Vorgängerromanen. Die Welt der Vampire hat sich nicht verändert und über die Feenwelt erfahren wir ebenfalls Neues.

Literatopia: In „Der Venuspakt“ hat Vivianne erstmals einen kleinen Auftritt, in „Der Blutkristall“ setzt Du die Vampirin als Protagonistin ein. War es so von Anfang an geplant? Oder hat sich die Besetzung eher spontan ergeben?

Jeanine Krock: Viviannes kurzer Auftritt im Venuspakt hatte mir gut gefallen und bereits während ich an der Sternseherin schrieb, tauchte sie immer wieder in meinen Gedanken auf. Ursprünglich hatte ich sie ohnehin nur erfunden, um Kieran einen überzeugenden Grund zu geben, Nuriya in einer sehr gefährlichen Situation aus den Augen zu lassen und ich blieb standhaft.
Ohne meine Licht & Schatten-Welt verlassen zu wollen, verspürte ich nun aber Lust auf Veränderung und deshalb dachte ich: »Warum eigentlich nicht?« Also habe ich sie kurzerhand für eine Hauptrolle engagiert.
Das klingt bestimmt merkwürdig und fremdbestimmt, aber tatsächlich tauche ich beim Schreiben so tief in meine fantastischen Welten ein, dass manche Figuren scheinbar auch ohne mein Zutun ein sehr dynamisches Eigenleben entwickeln können. Die Kunst besteht nachher darin, sie in ihre Schranken zu weisen, ohne ihnen die Flügel zu stutzen.

Literatopia: Inwieweit planst Du bei Deiner Licht & Schatten-Reihe überhaupt? Und wie viele Teile wird es letztendlich geben? Oder ist das derzeit noch vollkommen offen?

Jeanine Krock: Die Licht & Schatten-Reihe war ursprünglich nicht als Reihe geplant. Der Verlag entscheidet sich Buch für Buch, einen neuen Vertrag anzubieten. Unter diesen Bedingungen zu planen, kann manchmal kniffelig sein. Es ist schon ein Unterschied, ob man eine Trilogie schreibt oder eine Serie. Und damit ist der zweite Teil deiner Frage eigentlich auch schon beantwortet: Es steht tatsächlich in den Sternen, wie viele Teile es letztlich geben wird.

Literatopia: Nuriya, Estelle und Vivianne sind von Grund auf verschiedene Charaktere. Das Einzige, was die drei Protagonistinnen wirklich gemeinsam haben, ist ihre Sinnlichkeit. Hast Du bei Deiner Reihe explizit darauf geachtet, dass Deine Charaktere möglichst unterschiedlich sind und nicht einfach nur „umbenannt“ werden?

Jeanine Krock: Ja, das stimmt ganz genau. Dabei habe ich in erster Linie an die Leserinnen und Leser gedacht. Entweder schickt man die gleiche Heldin durch mehrere Bücher und gibt ihr die Chance, sich auf ihren Abenteuerreisen weiterzuentwickeln, oder man bringt ein wenig Abwechslung rein. Ersteres ging aus den oben genannten Gründen nicht, also habe ich mich für Letzteres entschieden. Vielleicht ist dies auch nicht ganz uneigennützlich geschehen, denn es hat mir bisher jedes Mal viel Spaß gemacht, eine neue Figur zu entwickeln, anstatt eine bereits beliebte Heldin zu kopieren.

Literatopia: Kieran und Asher sind gefürchtete Vengadore, doch als Brüder könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Wie bist Du dazu gekommen, dem hitzigen Kieran einen Bibliothekar als Bruder zu schreiben? Und welcher Typ gefällt Dir persönlich besser: der aufbrausende, coole Kieran oder der besonnene, düstere Asher? Oder vielleicht doch lieber der geheimnisvolle Morgan aus „Der Blutkristall“?

Jeanine Krock: Wenn ich mich so umsehe, dann sind Geschwister häufig sehr unterschiedlich und auch bei den männlichen Figuren hat mir die Lust auf Neues zumindest teilweise die Feder geführt.
Kieran ist wahrlich ein Traummann – Pardon: Traum-Vampir – aber auch in dem Bibliothekar steckt mehr, als man auf den ersten Blick vermutet. Als der Ältere hatte Asher mehr Zeit, um sein Temperament zu zügeln, denn er weiß um seine Gefährlichkeit. Und ich möchte ganz bestimmt nicht dabei sein, wenn dieser mächtige Vampir wirklich einmal vor Wut die Kontrolle verliert.
Für wen ich mich entscheiden würde? Das ist ein wenig so, als würde man eine Mutter nach ihrem Lieblingskind fragen. Ich wette, Kieran trägt seine Geliebte auf Händen. Mit Asher könnte man nächtelang kluge Gespräche führen und Morgan ist ein liebenswerter Individualist. Ich kann mich nicht entscheiden ... Gut, dass es noch mehr faszinierende Geschöpfe dort draußen gibt.

Literatopia: Welcher der Nebencharaktere ist Dein persönlicher Liebling? Gibt es vielleicht jemanden, dem Du gerne mehr Szenen schreiben würdest – vielleicht sogar eine ganz eigene Geschichte widmen magst? Wird es vielleicht nächstes Mal einen Mann in der Hauptrolle geben?

Jeanine Krock: Da fällt mir sofort Cyron aus „Der Blutkristall“ ein. Ihm hatte ich ursprünglich nur eine unbedeutende Rolle zugewiesen, aber im Laufe der Geschichte wuchs er mir immer mehr ans Herz. Manchmal dachte ich allerdings, er würde versuchen, die Story an sich zu reißen. Doch dabei hat glücklicherweise immer die Autorin das letzte Wort. Vielleicht sollte ich mir tatsächlich eine ganz besondere Geschichte für ihn ausdenken ... Verdient hätte er diese Aufmerksamkeit bestimmt.

Literatopia: Wie blickst Du nach drei Romanen auf die Idee, Vampire und Feen zu verbinden, zurück? Ging das Konzept bisher wie Du es dir vorgestellt hast auf? Und was sagen Deine Fans dazu? Mögen sie die Feen genauso wie ihre düsteren Ebenbilder?

Jeanine Krock: Fans meiner Bücher erwähnen häufiger, dass ihnen die Verbindung von Feen und Vampiren gut gefällt. Für mich gehörten sie in meiner Fantasie schon seit langer Zeit zusammen. Als ich das erste Mal über meine Ideen gesprochen habe, war die Reaktion eher verhalten. Möglicherweise lag es daran, dass viele Menschen an kleine Figuren denken, die man sich in den Blumentopf steckt oder an Disneys niedliche Tinkerbell, wenn sie von Feen/Elfen sprechen. Ich hatte ganz andere Wesen im Sinn, aber sie waren den Vampiren in gewisser Weise sehr ähnlich. Schließlich ist mit den Feenkindern und ihrer menschlichen Seite fast schon eine eigene Spezies entstanden und ihre Welt hat die meisten Skeptiker überzeugt.

Literatopia: Gerade im Hinblick auf die Vergangenheit der Licht- und Dunkelelfen sind viele Geheimnisse noch nicht enthüllt. Wann wird es mit Deiner Licht & Schatten-Serie weitergehen? Und wie?

Jeanine Krock: Das vierte Buch der Reihe soll im Jahr 2011 erscheinen. Im Verlagswesen wird häufig lange im Voraus geplant und für mich bedeutet selbst dies ferne Datum, dass ich in den nächsten Monaten einen engen Zeitplan haben werde, denn bevor ich mich einem charmanten Charaktere aus „Die Sternseherin“ zuwenden kann, warten ganz andere Abenteuer in neuen Welten auf mich. Ich bin ein bisschen abergläubisch, deshalb möchte ich an dieser Stelle noch nicht mehr verraten.

Literatopia: Im Juli 2009 ist „Der Venuspakt“ bei Egmont Lyx neu erschienen. Werden „Die Sternseherin“ und „Der Blutkristall“ ebenfalls bei Lyx erscheinen?

Jeanine Krock: »Die Sternseherin“ wird schon im Januar bei Lyx erscheinen und dieser Tage kann man bereits das passend dazu entworfene Cover online sehen.
In die geschäftliche Seite sind weder meine Literaturagentur noch ich selbst involviert. Dies ist nicht einmal so ungewöhnlich, wie es sich anhören mag. Fest steht, dass ich mich über die dadurch entstandene Zusammenarbeit sehr freue.

Literatopia: Das Cover vom Blutkristall ist wieder einmal atemberaubend schön. Auf die bisher erschienenen drei Teile deiner Reihe zurückgeblickt – findest du, dass die Cover von Agnieszka Szuba jeweils gut zu den Romanen passen? Und wie gefällt dir das Egmont Lyx-Cover von „Der Venuspakt“?

Jeanine Krock: Da stimme ich dir zu. Und auch das Venuspakt-Cover finde ich noch heute so wunderschön, wie am ersten Tag. Bei der Sternseherin scheiden sich die Geister. Ich habe Kritik, aber durchaus auch Positives darüber gehört und gelesen.
Die Nachricht „Dein Cover ist da!“ verursacht ohnehin jedes Mal Herzklopfen. Eine Künstlerin wie Agnieszka Szuba entwickelt sich und ihren Stil naturgemäß weiter und die Grafiker anderer Verlage wie Lyx oder Heyne kenne ich nicht einmal.
Werbung, Grafik, Design haben lange Zeit eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt und vielleicht auch deshalb finde ich, ein Cover wichtig, das den Leserinnen und Lesern gefällt, aber gleichzeitig nicht zu „glatt“ ist. Und ich finde, die neuen Cover von Lyx – zumal mit der aufwändigen Klappbroschur – erfüllen diese Anforderungen ausgezeichnet.
Und ist dir aufgefallen, wie sich der neue Venuspakt anfühlt? Wenn man mit den Fingerspitzen drüberstreicht, kann man deutlich die Struktur des Federmotivs erkennen. Ich fasse das Buch unglaublich gern an ...

Literatopia: Deine Homepage wurde komplett neu gestaltet und Du bist nun auch bei Twitter unterwegs. Wie hat sich der Kontakt mit Deinen Fans entwickelt? Und was denkst Du, wenn Du liest, dass z.B. jemand „Der Venuspakt“ 18 Mal gelesen hat?

Jeanine Krock: Achtzehn Mal, im Ernst? Das macht mich ein bisschen verlegen. Sollte ich nicht diejenige sein, die ihr Buch am besten kennt? Na, bei meinem Gedächtnis ist das wahrscheinlich ohnehin nur ein frommer Wunsch. Aber Spaß beiseite. Ich finde das toll, es ist ein wunderbares Kompliment und ja, verlegen macht es mich tatsächlich auch.
Manchmal bekomme liebenswürdige Mails, sogar „richtige“ Briefe haben mich schon über den Verlag oder auch die Agentur erreicht und während der Messen oder nach Lesungen hatte ich inzwischen die Gelegenheit, mit vielen Leserinnen (Leser gibt es augenscheinlich deutlich weniger) zu sprechen. Schreiben ist ja ein recht einsamer Job und da sind diese Veranstaltungen eine gute Gelegenheit, Menschen zu treffen zu sehen, die man im Internet vielleicht nur als Avatar und Nick kennt.

Literatopia: Du arbeitest gerade an „Himmel & Hölle“ – wie der Name vermuten lässt, geht es um Engel und Dämonen. Magst Du uns schon jetzt einen kleinen Ausblick auf diese neue Reihe geben?

Jeanine Krock: Der offizielle Titel lautet „Flügelschlag“ und er gefällt mir außerordentlich gut. Doch wie man es dreht oder wendet, es geht selbstverständlich um Engel. Der Untertitel „Ein Engel-Roman“ gestattet da auch keinen Zweifel. Wahrscheinlich überrascht es niemanden, wenn ich hier gestehe ein wenig abergläubisch zu sein. Deshalb spreche ich vor der Abgabe eines Manuskripts ungern über dessen Inhalt. Engel sind faszinierende, vielschichtige Geschöpfe. Bibel, Koran, alte Religionen oder Esoterik – Es gibt unzählige Engelbilder. Wenn wir beispielsweise an Lucifer, den gefallenen „Kollegen“ der himmlischen Heerscharen denken, dann wird klar, dass es eine Menge Optionen gibt. Gut, böse, mittelböse, halbgut ... wer blickt da schon genau durch? Und weil ich gerade mittendrin im Projekt stecke, kann ich immerhin soviel sagen: es wird spannend!

Literatopia: Vielen Dank für das tolle Interview, Jeanine!

Jeanine Krock: Herzlichen Dank. Das Gespräch mit dir war sehr inspirierend.


Homepage von Jeanine Krock

Interview mit Jeanine Krock (Februar 2012)

Interview mit Jeanine Krock vom Februar 2009

Rezension zu "Flügelschlag"

Rezension zu "Der Venuspakt"

Rezension zu "Die Sternseherin"

Rezension zu "Der Blutkristall"

Rezension zu "Wege in die Dunkelheit"

Rezension zu "Wahre Märchen"


Dieses Interview wurde von Judith Gor für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.