Liebe Leser*innen,
für Fans von Mystery-Romanen empfehle ich Wenn Worte töten (2023) von Anthony Horowitz aus seiner inzwischen vierbändigen Reihe um den Privatdetektiv Daniel Hawthorne. Der nach einem Skandal gefeuerte ehemalige Detective Inspector wird immer dann von seinen verhassten Ex-Kollegen in einem Mordfall zu Rate gezogen, wenn sie mit ihren Ermittlungen feststecken. Prämisse der Hawthorne-Reihe ist, dass der Schriftsteller Anthony Horowitz mit seinem Verlag einen Vertrag über drei Bücher abschließt, in dem er sich verpflichtet, das Detektiv-Genie bei der Arbeit zu begleiten und das Erlebte als Roman zu fiktionalisieren. Dabei macht sich Horowitz selbst zu einer Romanfigur als Ich-Erzähler, Hawthornes Assistent, Biograf, Stichwortgeber und verhinderter Hobbydetektiv. Mit seinen voreiligen Schlussfolgerungen und eigenen stümperhaften Nachforschungen bringt er sich nicht selten in Lebensgefahr, aus der er von Hawthorne gerettet werden muss. Er ist zwar einer der besten Krimiautoren, hat aber keine Ahnung von realen Verbrechen.
Wenn Worte töten ist der dritte Band nach Ein perfider Plan (2019), in dem eine harmlose ältere Dame sechs Stunden nach der Planung ihrer eigenen Beerdigung erdrosselt wird, und Mord in Highgate (2020), in dem Hawthorne und Horowitz es mit dem Mord an einem Scheidungsanwalt aus der High Society zu tun bekommen. Die Geschichte handelt davon, dass Hawthorne und Horowitz zu einem Literaturfestival auf der Insel Alderney eingeladen sind, um ihr gemeinsames neues Buch "Ein perfider Plan" vorzustellen, das demnächst erscheinen wird. Bald entdecken sie, dass es auf der Insel Spannungen gibt. Die Nachbarn befinden sich im Dauerkriegszustand über eine geplante Stromtrasse, die quer über die Insel verlaufen soll und einen Soldatenfriedhof entweihen würde. Auch einige der angereisten Schriftsteller scheinen unangenehme Geheimnisse zu hüten und verfeindet zu sein. Als der unsympathische reiche Festivalsponsor brutal ermordet wird, geht Alderney in den Lockdown. Der Mörder sitzt auf der Insel fest, aber fast jeder ist verdächtig.
Während Hawthorne einem nach dem anderen die Geheimnisse um ungesühnte Verbrechen und schreckliche Unrechtstaten entreißt, setzt er alles daran, seine eigenen vor den neugierigen Augen seines Biografen zu bewahren. Wenn Worte töten wirft ein wenig mehr Licht in die private Hölle des traumatisierten Privatdetektivs, führt zu einer Begegnung mit dem Mann, der ihn seine Karriere bei der Polizei kostete und vielleicht noch mehr.
Der dritte Band könnte gleichzeitig auch der Schlussband sein, Horowitz hat den Dreibücher-Deal erfüllt und ist froh, denn Hawthorne ist eine Pest und die Zusammenarbeit mit ihm lebensgefährlich. Ihm würde auch kein weiterer Titel mit literarischen Referenzen einfallen nach The Word is Murder, The Sentence is Death, A Line to Kill (so die englischen Originaltitel)-, immerhin ist er Autor und die Sprache sein Werkzeug, was sich auch in den Fällen widerspiegelt, bei denen sprachliche Missverständnisse und Worträtsel oft Schlüssel zur Lösung eines vertrackten Mordfalls sind.
Dass es einen vierten Band gibt, The Twist of a Knife (2022), ist dem Umstand zu verdanken, dass Horowitz unter Mordverdacht gerät, nachdem eine Kritikerin der Sunday Times einen üblen Verriss über ihn und sein neuestes Theaterstück geschrieben hat und am nächsten Morgen erstochen aufgefunden wird. Nur einer kann ihn retten: Hawthorne. The Twist of a Knife, ein raffinierter Locked-Room-Krimi, erscheint 2024 unter dem deutschen Titel Mord stand nicht im Drehbuch.
Für das Verständnis von Wenn Worte töten ist es nicht nötig, die vorherigen Romane zu lesen, aber schöner ist es schon, allein schon wegen des Zusammenspiels der beiden Hauptfiguren und des Rätsels um Hawthornes Vergangenheit, das es zu lösen gilt.
Genüsslich und mit viel schwarzem Humor seziert Horowitz in seiner Hawthorne-Reihe die Boshaftigkeit, Verlogenheit und Heuchelei hinter der Fassade britischer Kultiviertheit der gehobenen Mittelschicht und Kulturszene im heutigen UK in Form eines in neue Form gebrachten klassischen Whodunnit. Glänzende Unterhaltung mit ernstem Hintergrund, der man sich kaum zu entziehen vermag.
Vielleicht ist Horowitz ja etwas für euch.
Liebe Grüße, Almut
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