Die Berge des Wahnsinn/ At the Mountains of Madness – Zweisprachige Ausgabe (H.P. Lovecraft)

h p lovecraft die berge des wahnsinns

Verlag: Anaconda: (April 2023)
Taschenbuch: 368 Seiten; 7,99 €
ISBN-13: 978-3-7306-1259-0

Genre: Horror


Klappentext

Eine Expedition führender Wissenschaftler brincht in die Antarktis auf. Das Ziel sind geografische ebenso wie geologische Erkenntnisse. Bald schon stößt eine Vorhut auf ein widernatürliches hohes Gebirge und im Schatten der Gipfel auf perfekt konservierte Kadaver absonderlicher Wesen. Als der Erzähler das Lager eines Kollegen erreicht, ist es verwüstet, Menschen und Hunde zerfleischt. Und doch beginnt Lovecrafts kosmischer Horror gerade erst sich zu entfalten. Seine klassische Horrorgeschichte inspiriert und verstört Schriftsteller, Filmschaffende und natürlich Leser bis heute. In dieser zweisprachigen Ausgabe stehen sich deutscher und englischer Text parallel gegenüber – perfekt für echte Lovecraft-Fans.


Rezension

Der Geologe William Dyer leitet eine Expedition der Miskatonic-Universität der Stadt Arkham in die Antarktis. Dabei hat er Unterstützung von Physikern, Mechanikern, Studenten und den beiden Biologen Pabodie und Lake. Seine Expeditionsmannschaft ist also recht groß und plant mit den neuesten und modernsten Gerätschaften zu arbeiten. Nach ihrer Rückkehr, bei der die Gruppe beträchtlich dezimiert ist, geben sie einen zufriedenstellenden Bericht ab und das Leben geht weiter.
Bis zu dem Tag, an dem Dyer von der geplanten Starkweather-Moore Expedition erfährt, die im selben Gebiet wie er forschen will. Um dies zu verhindern schreibt und veröffentlicht Dyer einen zweiten Bericht, in dem er erzählt, was wirklich vorgefallen ist und spricht eine dringende Warnung aus, denn die Expedition könnte das Ende der Menschheit bedeuten. Die Schrecken des Necronomicons scheinen in der Antarkis die Zeiten überdauert zu haben.

Wer sich für Horror interessiert, stößt früher oder später auf H.P. Lovecraft und seinen Mythos über die Großen Alten. Dieser hat sich praktisch in den letzten Jahren verselbstständigt und viele Kreative nutzen Lovecrafts Ideen, um ihrerseits Geschichten über die Großen Alten zu erzählen oder anderes zu kreieren, wie Zeichnungen, Comics, Computer-, Brett- und Kartenspiele. Sein kosmischer Horror ist somit populärer denn je. Seine Geschichten waren sozusagen ein Katalysator für das Horrorgenre, um sich weg von der indivuellen und übernatürlichen Bedrohung hin zu einer für die Menschheit an sich zu entwickeln. Er brachte eine Bedrohung von außen ein, die sich unter Umständen bereits seit Jahrhunderten auf der Erde versteckt. Dies ist keine zu unterschätzende Leistung und er hat damit sehr viele Autoren beeinflusst, abseits davon, dass sein Cthulhu-Mythos gerne genutzt wird.

In Die Berge des Wahnsinns schickt er nun seine Figuren in eine, auch für den Autoren vollkommen neue Welt, die Antarktis, und lässt sie dort auf das unbeschreibliche Grauen treffen, dass seine Werke durchzieht. Dabei ist Die Berge des Wahnsinns gleichzeitig auch eins seiner längsten Werke und nicht nur von der Seitenzahl umfangreich, sondern ebenso inhaltlich, da er viel zu den Großen Alten und ihrer Herkunft, ihren Feinden und ihrer Lebensweise enthüllt. So gesehen, ist Die Berge des Wahnsinns eine Pflichtlektüre für jeden, der in den Cthulhu-Mythos einsteigen möchte.

Allerdings sollte man sich darauf vorbereiten, dass H.P. Lovecraft nie wirklich leichte Kost ist, da er einen sehr eigenwilligen Stil pflegt. Hier hat er die ganze Geschichte quasi als wissenschaftlichen Bericht angelegt, in dem William Dyer darlegt, was er und sein Assistent herausgefunden haben. Und das, dies muss leider gesagt haben, zieht sich leider unheimlich. H.P. Lovecraft war sehr akribisch in seiner Darstellung der Expidition und hat offensichtlich viel recherchiert und sich dadruch bemüht, so viele wissenschaftliche Fakten einzubauen, wie es nur irgendwie ging. Dadurch wird Die Berge des Wahnsinns jedoch unheimlich repetitiv und, man muss es leider sagen, streckenweise arg langweilig. Spannung kommt nie wirklich auf, es scheint auch keine richtige Bedrohung zu geben, es gibt keine Dringlichkeit, nichts, was das Tempo anziehen würde. Jedoch beherrscht H.P. Lovecraft es, eine unheimlich Atmosphäre zu beschwören, die sich immer mehr verdichtet und dann letztlich dazu führt, dass man Berge des Wahnsinnns nicht abbricht, auch wenn es vielleicht eine länger andauernde Lektüre ist und streckenweise auch ein Kampf. Am Ende passiert dann auch etwas mehr, aber der Eindruck bleibt, etwas gestraffter und einige Seiten weniger, hätten dem Ganzen gut getan und vielleicht dazu geführt, dass sich etwas Spannung hätte entwickeln können. Trotzdem ist Lovecrafts Werk unbestritten ein wichtiger Klassiker der Horrorliteratur, den man gelesen haben sollte, nur braucht man etwas mehr Zeit als bei anderen Büchern, da die Geschichte immer wieder ausgebremst wird.

Der Anaconda-Verlag hat nun eine zweisprachige Ausgabe herausgebracht, so dass man einen direkten Vergleich zwischen dem englischen Original und der Übersetung hat und da steht am Ende die Erkenntnis, dass der Verlag gut daran getan hat, diese Ausgabe nachzuschieben. Denn Florian F. Marzins Übersetzung erschien bereits als Einzelveröffentlichung und kommt im Vergleich nunmal leider nicht gut weg. Sowohl zum Original als auch zur ersten Übersetzung von Rudolf Hermstein. Teilweise umständlich und vielleicht auch ungeschickt formuliert, trägt sie nicht zum Lesegenuß bei. Das K.O.-Kriterium schließlich ist aber etwas anderes. Eine Übersetzung ist immer auch eine Interpretation und damit werden sich immer Menschen, um die ein oder andere Formulierung streiten, da diese Geschmackssache sind. Wenn aber gleich zu Beginn Übersetzungsfehler passieren und der Sinn eines Satzes ins Gegenteil verkehrt wird, ist das schlicht und ergreifend falsch und eindeutig als negativ zu bewerten. Und genau dies passiert Florian F. Marzin immer mal wieder. Immerhin kann seine Übersetzung aber durchaus bei Fachbegriffen weiterhelfen, die hier zuhauf vorkommen und beim Lesen des Originals sonst erst umständlich nachgeschlagen werden müssen. Hier hilft die Gegenüberstellung der beiden Fassungen. Und so bietet die Übersetzung immerhin einen gewissen Mehrwert.


Fazit

Die Berge des Wahnsinns ist zäh und selten spannend, kann aber mit einer unheimlichen, düsteren und drückenden Stimmung punkten. Der Status eines Klassikers des Horrorgenres kann dem Werk von H.P. Lovecraft ohnehin niemand nehmen. Leider ist die Übersetzung von Florian F. Marzin nicht ganz so gelungen, aber dafür gibt es die Originalfassung gegenübergestellt.


Pro & Contra

+ Originalfassung und Übersetzung sind gegenübergestellt
+ Klassiker der Horrorliteratur

- zäh und selten spannend
- sehr viele Fachbegriffe

Bewertung: sterne3.5

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Übersetzung: 3/5
Preis/Leistung: 4/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von H.P. Lovecraft und zum Mythos der Großen Alten:

Rezension zu Chronik des Cthulhu-Mythos I
Rezension zu Chronik des Cthulhu-Mythos II
Rezension zu Berge des Wahnsinns Bd.1 (Gou Tanabe)
Rezension zu Berge des Wahnsinns Bd.2 ( Gou Tanabe)
Rezension zu Berge des Wahnsinns Teil 1 (Illustrationen von Francois Baranger)
Rezension zu Cthulhus Ruf
Rezension zu Das Grauen von Dunwich
Rezension zu Arkham Horror Bd.1