Isnogud Collection Bd.2: Die Goscinny- und Tabary-Jahre 1962-1969 (René Goscinny, Jean Tabary)

isnogud tabary 1962 1969

Verlag: Carlsen; (August 2023)
Gebundene Ausgabe: 240 Seiten; 36 €
ISBN-13: 978-3-551-79313-3

Genre: Humor


Klappentext

Ich will Kalif werden anstelle des Kalifen!

„Im Mittelpunkt dieser Serie stehen zwei Figuren: Harun al Pussah, Kalif von Bagdad, der sehr gut, sehr dick, nicht sehr intelligent ist, der nichts macht und das sehr gut. Großwesir Isnogud, der klein, schmächtig und sehr böse ist. Isnogud kennt nur ein Ziel: ER will Kalif werden anstelle des Kalifen.“
René Goscinny

Dieser Band enthält 33 Isnogud-Geschichten von Goscinny und Tabary aus den Jahren 1962 bis 1969.


Rezension

1962 war die Geburtsstunde eines Comicklassikers, der in Deutschland zwar nie so bekannt wurde und eher im frankobelgischen Raum eine größere Rolle spielt, vom Humorlevel jedoch locker mit den Großen wie Asterix, Lucky Luke oder auch Spirou locker mithalten kann. - Isnogud, der infame Großwesir, der Kalif anstelle des Kalifen werden will.
Das ist nicht im Mindesten verwunderlich, schließlich ist bei Isnogud mit René Goscinny derselbe Szenarist am Werk, wie eben bei Lucky Luke und Asterix - mit einem kleinen aber feinen Unterschied. Bei Isnogud ist sein Humor noch bissiger, teils fies und er scheut nicht davor zurück, hin und wieder gemein zu sein. Auf eine positive Art und Weise. Aber was bei Isnogud normal ist, ist bei Asterix und Lucky Luke nur selten zu finden. Es scheint als würde Goscinny bei Isnogud seine schwarze Seite des Humors ausleben. Und noch einen Unterschied zu den anderen beiden genannten Serien gibt es. Für Isnogud hat René Goscinny nur Kurzgeschichten geschrieben, wohingegen, es bei Lucky Luke und Asterix später hauptsächlich albenlange Geschichten waren. Das Format der Kurzgeschichte kommt ihm jedoch bei Isnogud zugute. Dadurch kann er noch überspitzter schreiben, noch fieser sein und alles schnell auf den Punkt bringen. Man spürt regelrecht, dass René Goscinny eine Fülle von Ideen für den Großwesir hatte, die er unbedingt zu Papier gebracht sehen wollte. Je absurder und skurriler die Idee für eine Geschichte ist, desto besser. Das scheint René Goscinnys Einstellung gewesen zu sein, die dafür sorgt, dass mit Isnogud wirklich alles möglich ist. Und damit wird Isnogud so gut, wie er ist. Der Spaß des Autoren an den Figuren überträgt sich auf den Leser.

Von der ersten Geschichte an, sind die Charaktere klar definiert. Der gutmütige Harun al Pussah, der nicht merkt, wie hinterhältig sein Vertrauter Isnogud ist, Tunichgud, der einfältige Mietsklave des Großwesirs und Isnogud selbst, der nicht fieser und bösartiger sein könnte und dennoch in seinem immer währenden Scheitern die ideale Hauptfigur ist, bilden den Kern der Geschichten und René Goscinny setzt sie immer wieder genial und überraschend in Szene, obwohl die Grundprämisse eigentlich nicht soviel hergeben sollte. Aber das tut sie in den Händen eines so genialen Autoren wie Goscinny einer war. Er schafft es sogar, die eigentlich so klar definierten Figuren, im Laufe der Zeit immer weiter auszuformen und ihnen neue Facetten zu verleihen oder zumindest durchscheinen zu lassen. Das geht einher mit einer ebenso inhaltlichen Steigerung. Die Geschichten in diesem Band werden einfach besser und besser. Dabei ist die Findungsphase äußerst kurz. Das mag aber auch daran liegen, dass die Geschichten nicht in der absolut chronologischen Reihenfolge enthalten sind, sondern sich ihre Anordnung an die ursprüngliche Albenveröffentlichung hält, die anfangs ältere mit neueren Geschichten mischte. Dies ist vor allem an den Zeichnungen zu erkennen, bei denen durchaus ein relativ großer Unterschied zu erkennen ist. Isnogud wirkt gerade in den ersten Geschichten, etwas größer und schlanker.

Empfehlenswert in diesem Band sind vor allem die Geschichten Die Zeitmaschine, Die Mongolenhorde und im Ganzen die Geschichten aus dem Band Gefährliche Ferien, insbesondere Winterferien. In jeder dieser Geschichten ist René Goscinnny in Hochform. Die Zeitmaschine zieht natürlich ihren Humor aus den Verwicklungen mit der Zeit, Winterferien präsentiert ein Skigebiet in der Wüste und persifliert nebenbei den boomenden Tourismus und mit Die Mongolenhorde präsentiert Goscinny einen bitterbösen Kommentar zu Diplomatie und Krieg. Jede dieser Geschichten ist ein Kleinod.

Nach dem sich Isnoguds Erfolg einstellte, kamen bei den Lesern Fragen auf, wie er immer wieder dem Ende der Geschichten, welches meist nicht gerade gut für den Großwesir ausgeht, entkommen kann, um bei Beginn der nächsten wieder im Palast zu sein und erneut sein Ziel zu verfolgen. Deswegen machten sich Goscinny und Tabary den Spaß, für bestimmte Geschichten auf je zwei Seiten eine Erklärung nachzureichen, die dann unter dem Titel Isnoguds Rückkehr firmierten. Diese Zweiseiter entstanden oft deutlich später und so ist ein Unterschied in den Zeichnungen zu sehen, das macht aber überhaupt nichts, sie sind gewohnt lustig und gut.

Jean Tabary musste sich, wie jeder andere Zeichner auch, erstmal in die Serie einfinden und das endgültige Design der Figuren suchen. Und so sehen die Charaktere in den ersten Geschichten noch etwas anders aus. Isnogud scheint größer, Tunichgud und der Kalif Harun al Pussah vielleicht etwas schlanker und die Gesichter sind noch längst nicht so ausdrucksstark, wie sie es in späteren Geschichten sind. Der graphische Humor ist später deutlich ausgeprägter. Das heißt aber nicht, dass er anfangs fehlen würde, jedoch fehlt noch die nötige Routine. Tabary fand seinen Isnogud aber recht schnell und Goscinny und er ergänzen sich sehr gut. Der Vater von Asterix scheint bei seinen Comicreihen immer den richtigen Partner gehabt zu haben. So wie Tabary nicht zu Asterix gepasst hätte, hätte ein Uderzo auch nicht Isnogud so zeichnen können, wie er jetzt aussieht und aussehen muss.

Als Bonusmaterial gibt es einen kurzen redaktionellen Teil, der zwar kurz, aber dennoch interessant ausfällt.


Fazit

Isnogud mag in Deutschland nicht so bekannt sein, aber man darf ihn getrost zu den großen Klassikern des frankobelgischen Humors zählen. René Goscinny ist bei Isnogud bissiger, etwas böser als bei Asterix und Lucky Luke und hat sichtlich Spaß am Format der Kurzgeschichte. Mit Jean Tabary hat er genau den richtigen Partner für diese Art von Humor.


Pro & Contra

+ Isnoguds Rückkehr ist enthalten
+ unglaublich lustig
+ teilweise versteckt sich bitterböse Satire hinter den Geschichten

Bewertung: sterne4.5

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4/5
Humor: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln mit Isnogud:

Rezension zu Die Tabary-Jahre 1978-1989