The Ambassadors (Mark Millar, Karl Kerschl u.a.)

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Verlag: Panini; (Dezember 2023)
Softcover: 188 Seiten; 24 €
ISBN-13: 9783741636059

Genre: Superhelden


Klappentext

Wer bekommt die Superkräfte?

Was wäre, wenn ganz normale Menschen plötzlich ganz besonders werden könnten? Choon-he Chung alias Codename Korea hat das Geheimnis gelüftet, wie man Superhelden erschafft – jedoch verkauft sie es nicht einfach an den Meistbietenden, sondern sucht lieber eigenhändig nach geeigneten Kandidaten, um die Ambassadors zu gründen. Nur die uneigennützigsten Menschen sollen Superkräfte bekommen und zu übermächtigen Botschaftern ihrer Heimatländer werden. Dieses unkonventionelle Vorhaben stößt nicht überall auf Zustimmung und die Ambassadors müssen sich schon bald im Kampf beweisen. Es wird witzig, schlagfertig, manchmal blutig und keinesfalls eine gewöhnliche Superheldenstory.

Geschrieben von Superstar Mark Millar und gezeichnet von einigen der besten Künstler der Szene: Frank Quitely, Karl Kerschl, Travis Charest, Olivier Coipel, Matteo Buffagni und Matteo Scalari.


Rezension

Choon-he Chung wurde von ihrem Mann hereingelegt und ins Gefägnis gebracht. Dort konnte sie allerdings ein Problem lösen, an dem zuvor alle anderen Wissenschaftler scheiterten. Wie erschafft man Superhelden? Bei einer großen Präsentation kündigt sie nicht nur ihren Tod und ihre Wiederauferstehung in einem Roboterkörper an, sondern zugleich auch ihre Absicht Menschen zu Superhelden machen zu wollen. Jeder kann sich bewerben und sie wählt als sogenannte Ambassadors für ihre Länder Kandidaten für das Programm aus. Und diese rekrutieren sich nicht aus den Reichen und Schönen, sondern aus allen Bewohnern der Erde. Wer uneigennützig und gut ist, hat Chancen sich bald in die Lüfte zu schwingen. Schon bald wartet auf die Ambassadors ihre erste Aufgabe.

Eigentlich möchte man The Ambassadors von Mark Millar loben. Für den neuen Ansatz, dass Menschen Superkräfte von einer Wissenschaftlerin verliehen werden. Dafür, dass all diese Menschen, die ausgewählt werden, vielschichtiger als der normale Superheld sind und mit sich und ihrem Alltag zu kämpfen haben und auch damit erstmal ihre Kräfte kennenzulernen. Denn all das macht Mark Millar unheimlich gut. Der Leser kann eine Beziehung zu den Figuren aufbauen, fiebert bei dem ein oder anderen bei seinem Schicksal mit und ganz im Allgemeinen ist die Geschichte durchaus wendungsreich und spannend. Aber dann sind eben auch ein paar Dinge, die man leicht überlesen kann, aber einmal entdeckt einen nicht mehr loslassen. Gleich zu Beginn spricht Choon-he Chung, die Wissenschaftlerin, die die Superkräfte verteilt, von einer globalen Elite, und wenn man dann aufmerksam weiterliest, fällt einem der ein oder andere Satz auf, der eher zu gängigen Verschwörungstheorien passt. Unterstützt wird dieser Eindruck dann auch noch durch das Ende, bei dem tatsächlich eine Verschwörung der Reichen aufgedeckt wird. Das wäre an sich nicht so schlimm, wenn es mit der nötigen Satire und mit dem Humor vorgetragen würde, der sonst durchaus bei Mark Millar zu finden ist. Aber hier findet keine solche Einordnung statt, damit hinterlässt das Ganze einen faden Beigeschmack. Was nicht heißt, dass es keine Satire und keinen Humor in The Ambassadors gibt, nur beschränkt sich beides hauptsächlich auf das Superheldengenre oder den Alltag seiner Figuren.

Ebenso ist das unkritische Loben der Privatisierung von Superhelden zu sehen. Sicher, es gibt keine Superhelden, aber weitergedacht und so wie es Mark Millar präsentiert, ist es leicht dies auf die reale Welt und Staatsorgane wie die Polizei zu übertragen. Paul Verhoeven führte dieses Gedankenspiel bereits in den 80ern mit Robocop aus. Nur tat er dies auf eine warnende, satirische Art und Weise und nicht so kritiklos wie Mark Millar. Aber hier bleibt auch abzuwarten, wie sich die Reihe entwickelt, vielleicht bekommt Mark Millar noch die Kurve, zu wünschen wäre es. Denn die Charaktere sind es wert und auch die eigentliche Idee, dass normale Menschen ohne vorherige besondere Fähigkeiten, wie es sonst im Superheldengenre oft üblich ist, zu Superhelden werden, ist es wert verfolgt zu werden. Und diese Idee und Mark Millars Art seine Charaktere zu inszenieren und eine spannende Geschichte zu erzählen, sind es dann auch die den negativen Beigeschmack zunächst aufwiegen, zumal diese Aspekte bisher nur kurz aufflackern.

Wenn Mark Millar ruft, versammeln sich die wirklich guten Zeichner und so befinden sich unter den Künstlern, die für The Ambassadors verantwortlich sind, solche Namen wie Frank Quitely, der Grant Morrissons Batman & Robin zeichnete, und Karl Kerschl, dessen Stil unverkennbar ist. Jeder der Beteiligten bringt seinen eigenen Stil mit und versteht sich darauf Superhelden in Szene zu setzen. Das Vokabular des Superheldencomics beherrschen sie und dementsprechend wissen sie auch, wie man es bricht, sollte es notwendig sein. The Ambassdors sieht sehr gut und die Zeichnungen helfen die Geschichte zu erzählen. Gerade der ständige Wechsel des Stils von Heft zu Heft ist hier auch ein Hilfsmittel die Geschichte zu erzählen.


Fazit

The Ambassadors ist mal eine andere Art des Superheldencomics, die auf sehr vielen Ebenen hervorragend funktioniert, aber mit einem kleinen faden Beigeschmack behaftet ist. Aber ansonsten legt Mark Millar mal wieder einen guten und gelungenen Comic vor.


Pro & Contra

+ variiert das Standardvokabular des Superheldencomics
+ ausgearbeitete Charaktere
+ keine Übermenschen als Superhelden

- hin und wieder kleine Logiklücken
- leichter Beigeschmack, da nicht alles eingeordnet wird

Bewertung: sterne3.5

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5

Tags: Superhelden