Verlag: Cross Cult; (2024)
Gebundene Ausgabe: 32 Seiten; 15 €
ISBN-13: 978-3-98743-093-0
Genre: Kinder
Klappentext
Dies ist die Geschichte eines kleinen Mädchens und ihres Drachens, einer Wolke voll garstiger Gestalten und Schatten, die zwischen den Bäumen lauern. Doch vor allem ist es die Geschichte eines Mädchens, das sich tapfer ihren Ängsten stellt. Mit ihr tauchen wir in die überbordende und zuweilen erschreckende Fantasiewelt der Kindheit ein. Und man könnte sich dafür kaum einen besseren Begleiter als Tony Sandoval (ODE AN DAS MEER, TAUSEND STÜRME) wünschen, der mit Feingefühl und in atmosphärischen Aquarellen vom großen Mut der ganz Kleinen erzählt.
Rezension
Ein Mädchen möchte gerne ihren Drachen steigen lassen. Leider gibt es da ein Problem. Dazu müsste sie durch den Wald zu einer Lichtung gehen und der ist ihr unheimlich, befürchtet sie doch, dass in den Schatten finstere Gestalten lauern. Dennoch geht sie los und durchquert den Wald, ohne auf Gefahren zu stoßen. Damit ist das Abenteuer jedoch nicht zuende. Neben Piratenkobolden trifft sie auch auf einen neuen Freund.
Cross Cult veröffentlicht seit einiger Zeit die Bücher und Comics des 1973 geborenen mexikanischen Künstlers Tony Sandoval. Und dies kann getrost als Glücksfall bezeichnet werden. Er hat einen Sinn für das Poetische und Seltsame und dies findet sich auch im an Kinder gerichtete Ein windiger Tag. Auf gerade 32 Seiten behandelt er Themen wie Angst, Mut und Freundschaft. Das Mädchen, welches dieses Abenteuer erlebt, bekommt von ihm keinen Namen und bietet dadurch die Möglichkeit sich leichter mit ihm zu identifizieren. Das hilft dabei, die Aussage des Buches zu tranportieren, vor allem da Ein windiger Tag nur wenig Text besitzt und ebenso sehr über die Bilder erzählt wird. Auf den wenigen Seiten lässt Tony Sandoval seine Protagonistin eine große Entwicklung durchmachen. Aus einem furchtsamen Menschen, wird am Ende ein Mädchen, dass seinen Mut gefunden hat und dessen überbordende Phantasie nun nicht mehr nur gruselige Gestalten hervorbringt, sondern nun alles in einem anderen Licht erscheinen lässt. Und so lernt sie auch über das Aussehen hinweg zu sehen. Und dies alles bringt Tony Sandoval nicht in vielen Worten und mit belehrenden Zeigefinger zu Papier, sondern in einer für Kinder spannenden Geschichte.
Dabei traut Sandoval seinen kleinen Lesern durchaus etwas zu, denn gerade die Piratenkobolde sind schon gruselig von ihm gestaltet. Man sollte aber nicht vergessen, dass sich Kinder, wie jeder andere auch, gerne mal gruseln. Und es ist auch durchaus wichtig, dass sie dies tun, damit sie lernen mit solchen Gefühlen umzugehen. Wenn das dann, wie hier auf solch tolle Art und mit einer klaren und guten Auflösung passiert, sollte man Kindern vertrauen, dass sie die richtigen Schlüsse ziehen und vielleicht sogar mutiger durchs Lesen werden. Und da gibt es sicher Schlechteres. Allerdings sollten Eltern sensiblerer Kinder Ein windiger Tag mit ihnen gemeinsam und am Stück lesen. Aber dann kann es wie gesagt, vielleicht sogar helfen, diese stärker zu machen.
Tony Sandoval hat einen ganz einzigartigen Stil. In wunderbaren Bildern fängt er die Gefühle seiner Protagonistin ein. Seine Figuren sind immer etwas übertrieben, etwas seltsam und sogar ein bisschen grotesk. Damit steht er aber in guter Tradition anderer älterer Kinderbuchillustratoren, bei denen nicht immer alles zuckersüß aussehen muss. Im Prinzip sind seine Figuren eine etwas gruseligere Version von Alberto Varandas Charakteren bei Benjamin.
Fazit
Ein windiger Tag ist eine kleine, seltsame Geschichte für Kinder über Angst und den sie besiegenden Mut, den jeder in sich finden kann. Tony Sandovals etwas eigenwilliger, jedoch wunderbarer Stil macht dieses kurzes Buch auch zu einem Lesevergnügen für Erwachsene.
Pro & Contra
+ kleine, lehrreiche Geschichte, ohne oberlehrerhaft zu sein
+ zelebriert die Phantasie von Kindern
0 sollte von sensibleren nicht allein und am Stück gelesen werden
Bewertung: 
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5