Ein unerwarteter Todesfall (Dominique Monféry)

Unerwarteter Todesfall

Verlag: Splitter; (September 2023)
Gebundene Ausgabe: 96 Seiten; 22 €
ISBN-13: 978-3-98721-139-3

Genre: Drama/ Thriller/ Western


Klappentext

„Wenn das Unerwartete eintritt und ernsthafte Konsequenzen mit sich bringt, sind es die Schwächsten, die ihm erliegen.“
Jack London

Edith ist ihrem wohlhabenden, aber brutalen Gatten entkommen und schliesst sich mit ihrem neuen Lebensgefährten einer kleinen Gemeinschaft von Goldsuchern am Yukon River an. Der kurze nordische Sommer verläuft harmonisch, Edith ist glücklich. Doch dann setzt sie ein verfrühter Wintereinbruch gefangen, und bald beginnen die Ereignisse sich zu überschlagen.


Rezension

Edith Womble verlässt ihren schlagenden Ehemann und flieht über den Atlantik nach Amerika. Dort fängt sie neu an und findet einen Mann, den sie lieben kann. Gemeinsam brechen sie zum Klondike auf. Dort will Hans nach Gold suchen. Sie schließen sich einer Gruppe von Männern an und gemeinsam leben sie alle in einer Hütte. Das Leben scheint gut zu Edith zu sein. Als jedoch plötzlich der Winter hereinbricht, wird einer ihrer Mitbewohner zum Mörder und Edith und Hans müssen entscheiden, was mit ihm geschehen soll. Doch die Zeit drängt, in der Hütte können sie den Winter nicht überleben, sie müssen in die Stadt. Der Weg dorthin führt durch den Wald und dort lauern die Wölfe.

Wer den Titel liest, mag den Eindruck bekommen mit Ein unerwarteter Todesfall einen Krimi oder ein Drama par excellence zu bekommen. Aber dies ist nicht der Fall und zum Glück muss man sagen. Denn ein einfacher Krimi könnte diese Wucht und Naturgewalt nicht auf die Seiten bringen, die in Ein unerwarteter Todesfall zu sehen ist. Der Comic ist Drama, Überlebenskampf und Spätwestern in einem und beschäftigt sich zudem mit der Frage, wie fragil Konzepte wie Recht und Moral sind, wenn es um das eigene Überleben geht.
Dominique Monféry hat in Personalunion als Autor und Zeichner die Geschichte von Edith Womble umgesetzt und diese beginnt er gleich mit beeindruckenden, düsteren Bildern, bevor er für wenige Seiten Hoffnung und Glück in seinen Bildern und der Geschichte entstehen lässt. Denn nach diesem Auftakt, der den Leser direkt eine kleine Achterbahn der Gefühle durchlaufen lässt und ihm Edith Womble näherbringt, wird es immer düsterer und trostloser. Dennoch kommt der im Titel genannte Mord überraschend. Es ist ein plötzlicher Gewaltausbruch der Edith Wombles Welt nicht nur erschüttert, sondern praktisch in Scherben schlägt. Ab diesem Zeitpunkt ist alles anders und nicht nur sie, auch der Leser muss sich eine neue Meinung über die Figuren bilden und dies ist nur auf den ersten Blick einfach. Sobald über die Situation in der Hütte nachgedacht wird, stellt sich unweigerlich die Frage, wie man selbst handeln würde, was richtig, was falsch und was zum Überleben wichtig ist. Anstand, Recht und Moral werden auf den Prüfstand gestellt. Dominique Monféry arbeitet dies gut heraus und treibt es mit der Flucht vor den Wölfen auf die Spitze.
Dazu kommt im Falle von Edith Womble noch eine persönliche Ebene, bei der sie sich fragen muss, ob sie einen Mann wie Hans weiterhin lieben kann.
Ein unerwarteter Todesfall ist schwere Kost und es ist verständlich, dass Dominique Monféry seine Geschichte nicht auf einer dunklen Note beenden wollte. Dennoch wäre das Ende besser gesetzt gewesen, wenn das letzte Bild jenes gewesen wäre, auf dem Edith gefunden wird. Was danach noch kommt, ergibt zwar Sinn und zeigt Ediths neugefundene innere Stärke, allerdings wäre es nicht nötig gewesen und verschiebt auch etwas den Fokus zu sehr auf sie persönlich.

Da Dominique Monféry nicht nur Autor, sondern auch Zeichner bei Ein unerwarteter Todesfall ist, kennt er die Geschichte in- und auswendig und damit kann er sie auch ganz genau so umsetzen, wie sie am Besten ihre Wirkung entfaltet. Ganze Seiten kommen mit wenig bis gar keinen Text aus, sondern alles, jede Emotionen, wird dann rein über die Bilder erzählt. Dies erfordert einen guten Zeichner und dies ist Dominique Monféry definitiv. Der Stil muss einem nicht unbedingt gefallen, dieser ist realistisch mit einer kleinen Prise Übertreibung bei den Charaktere, aber unstrittig ist Wirkung und Atmosphäre der Bilder.
Bereits die erste Seite mit ihrer Gestaltung und Farbauswahl zieht einen direkt in die Handlung. Von Beginn an ist Ein unerwarteter Todesfall atmosphärisch dicht und dies ist vor allem den Zeichnungen in dunklen gedeckten Farben zu verdanken, die auch zur Tiefe der Zeichnungen beitragen und so dem Ganzen Kontur geben.


Fazit

In der Abgeschiedenheit des Klondike und eines harten Winters entspinnt Dominique Monféry eine Geschichte um die Frage, wie lange sich Moral, Recht und Humanität halten, wenn sie auf die Probe gestellt werden. Die Zeichnungen tragen mit ihrer dichten Atmosphäre viel zur Geschichte bei.


Pro & Contra

+ wichtige Themen werden behandelt
+ sehr gute Zeichnungen
+ interessante Charaktere

Bewertung: sterne4.5

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Dominique Monféry:

Rezension zu Tin Lizzie Bd.1
Rezension zu Tin Lizzie Bd.2