Marsupilami – Die Bestie Teil 2 (Zidrou, Frank Pé)

die bestie2

Verlag: Carlsen; (Oktober 2023)
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten; 30 €
ISBN-13: 978-3-551-78848-1

Genre: Drama/ Fantasy


Klappentext

Die Spezies existierte schon lange, bevor man sie Marsupilami nannte. Als wahre Herausforderung für die Zoologen, besitzt das mit einem überlangen Schwanz ausgestattete Tier zugleich auch eine beeindruckende Kraft, große Intelligenz, die Gabe der Empathie und – einen unbändigen Appetit!

Hiermit geht die – authentische – Geschichte eines Tieres weiter, das im Jahr 1955 die Stadt Brüssel in Aufruhr versetzt.


Rezension

Das Schlimmste ist für Francois eingetreten. Man hat ihm seine Tiere und seinen neuen Freund Gelbschwanz fortgenommen. Dazu haben Alain, genannt Pfiffikus, und seine Freunde ihm eine Glatze rasiert, um ihn zu demütigen. Außer in seinem Bett liegen und trauern, scheint Francois deshalb nichts mehr machen zu wollen. Seine Mutter Jeanne kümmert sich um ihn, aber es scheint nicht zu helfen. Aber dann beschließt Francois seine Freunde zu befreien. An seiner Seite ist der Frischling Marquis.
Währenddessen haben aber noch ganz andere ein Interesse an der Bestie entwickelt. Der großmäulige Kryptozoologe Professor Sneutvelmans sieht seine Chance gekommen, endlich eine wichtige Entdeckung zu machen. An seiner Seite ist der Tierarzt Bora.
Und Francois´ Mutter hat mit dem schüchternen Lehrer Boniface und dem Oberleutnant von der Polizei gleich zwei Verehrer.

Mit Die Bestie krempelten Zidrou und Frank Pé das Marsupilami kräftig um. Aus einer Figur eines Funnycomics, machten sie in ihrer Version der Geschichte über das Marsupilamis ein wildes Tier, welches bei Weitem vielschichtiger ist, als man es eigentlich gewohnt ist. Sie wählten einen überaus realistischen Ansatz und trafen damit genau ins Schwarze. Das liegt unter anderem auch daran, dass sie trotz aller Eigenständigkeit nicht die Vorlage außer Acht ließen und mit vielen Anspielungen und Verweisen arbeiteten. Jedoch nicht zum Nachteil der Geschichte, die immer im Mittelpunkt stand.
Und genauso machen sie im zweiten Teil ihrer Geschichte auch weiter. Der Band knüpft nahtlos an den Vorgänger an und führt die Handlung direkt fort. Wer den ersten Teil noch nicht gelesen hat, sollte dies also dringend nachholen. Umso mehr, da Zidrou und Frank Pé nun von den Dingen profitieren, die sie bereits im ersten Teil angelegt haben.
Sämtliche Charaktere, die bereits im ersten Teil auftauchten, entwickeln sich weiter. Jeder wächst und lernt dazu. Und das allein macht diesen Comic zu einem Lesevergnügen, wenn auch der eher düsteren Art. Die Bestie ist nämlich keineswegs ein überaus humorvolles Abenteuer, mit Lachern auf jeder Seite. Ganz im Gegenteil beschäftigen sich Autor und Zeichner mit schweren Themen, die nachdenklich machen. Es geht darum, wie man anderen und sich selbst vergeben kann, wie man seinen Weg wiederfindet, wenn man ihn verloren hat, es geht um Vertrauen und Freundschaft, und was sie bewirken kann. Dies alles kommt auf die ein oder andere Art und Weise zur Sprache und wird elegant von Zidrou eingebunden, ohne dass ständig ein erhobener Zeigefinger vorhanden wäre. Deswegen ist Die Bestie auch etwas schwerere Kost und zusammen mit der Zeit in der Die Bestie spielt, sollten Kinder unter zwölf Jahren den Comic gemeinsam mit ihren Eltern lesen, denn es wird mit Sicherheit zu Fragen kommen.
Trotz allem Dramas ist Die Bestie aber nicht deprimierend. Das Zusammenspiel zwischen Francois und dem Marsupilami ist herzerwärmend und durch Marquis und die anderen Tiere kommt genau die richtige Menge Humor in die Handlung, um sie aufzulockern, aber nicht zu einer Komödie zu machen. Diese Marsupilamigeschichte hat etwas über die Menschen und ihre Beziehungen zu sagen und ist deutlich realistischer angelegt als andere. Dennoch kann man mit ihr an vielen Stellen Spaß haben. Die Verfolgungsjagden sind grandios inszeniert und der Aufenthalt in einem Kaufhaus schwer an Leichtigkeit zu überbieten. Einen wunderbaren, hoffnungsfrohen Abschluss bilden dann die letzten Seiten, in denen Zidrou alles auf eine positive und glückliche Art und Weise auflöst.

Ohne Frank Pé wäre dies alles jedoch nicht möglich. Seine Bilder sind in einem Wort gesagt grandios. Egal was es ist, er holt auch das letzte bisschen Emotion und Atmosphäre aus seinen Bildern heraus. Er weiß genau wann er übertreiben darf und wann nicht. Durch den realistischen Ansatz kann er dem Marsupilami eine unglaubliche Ausdrucksfähigkeit verleihen und es ganz genau charakterisieren.
Ebenso gestaltet er die Hintergründe und alles was in dem Comic vorkommt mit liebevollen Details. Viele Hommagen sind enthalten, unter anderem eine an Tim und Struppi und die letzten Seiten lassen einen lange verharren, da man sich an der Pracht der Bilder kaum satt sehen kann.
Das ungewöhnliche und große Format trägt zur Wirkung bei und ist glücklicherweise so übernommen worden.


Fazit

Spannend, feinfühlig und mit einem genauen Blick auf die Nöte der Menschen im Jahr 1955 erzählen Zidrou und Frank Pé eine einzigartige Geschichte über das Marsupilami. Das ist einfach großartig und gehört in jedes Bücherregal! Da kann es keine zwei Meinungen geben!


Pro & Contra

+ höheres Tempo als in Teil 1
+ emotional
+ großartige Bilder
+ viele Anspielungen, unter anderem Gastauftritt von Steffani

Bewertung: sterne5

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Titeln aus der Welt von Spirou & Fantasio:

Rezension zu Spirou und Fantasio – Gesamtausgabe Bd.1
Rezension zu Spirou und Fantasio – Gesamtausgabe Bd.2
Rezension zu Spirou und Fantasio – Gesamtausgabe Bd.3
Rezension zu Spirou und Fantasio – Gesamtausgabe Bd.10
Rezension zu Spirou und Fantasio – Gesamtausgabe Bd.11
Rezension zu Spirou und Fantasio - Gesamtausgabe Bd.12
Rezension zu Spirou und Fantasio – Gesamtausgabe Bd.13
Rezension zu Spirou und Fantasio – Gesamtausgabe Bd.14
Rezension zu Spirou und Fantasio – Gesamtausgabe Bd.15
Rezension zu Spirou und Fantasio – Gesamtausgabe Bd.16
Rezension zu Spirou und Fantasio – Gesamtausgabe Bd.17
Rezension zu Spirou und Fantasio – Gesamtausgabe Classic Bd.1
Rezension zu Die tollsten Abenteuer von Spirou
Rezension zu Spirou in Berlin
Rezension zu Stiftung Z
Rezension zu Spirou bei den Sowjets
Rezension zu Spirou und Fantasio Bd.54 - Der Tod von Spirou

Rezension zu Zyklotrop: Die Tochter des Z
Rezension zu Zyklotrop: Der Lehrling des Bösen
Rezension zu Zyklotrop: Lady Z
Rezension zu Rummelsdorf: Enigma
Rezension zu Rummelsdorf: Patient A

Rezension zu Marsupilami Bd.0 – Jagd auf das Marsupilami
Rezension zu Marsupilami Bd.2 – Die Robinson-Akademie
Rezension zu Marsupilami Bd.9 – Operation Attila
Rezension zu Marsupilmai Bd.10 – Panda in Panik
Rezension zu Marsupilami Bd.11 – Auf den Spuren des Marsupilamis
Rezension zu Marsupilami Bd.12 – Das schwarze Marsupilami
Rezension zu Marsupilami Bd.13 – Santa Calamidad
Rezension zu Marsupilami Bd.14 - Sternenherz
Rezension zu Marsupilami Bd.15 – Der Krater der Kakteen
Rezension zu Marsupilami Bd.16 - Kilsemmoahl
Rezension zu Marsupilami Bd.17 – Geheimnisvolles Palumbien
Rezension zu Marsupilami Bd.18 – Baby Prinz
Rezension zu Marsupilami Bd.19 – Mister Xing Yun
Rezension zu Marsupilami Bd.20 – Die Arche Noah
Rezension zu Marsupilami Bd.21 – Das Gold von Boavista
Rezension zu Marsupilami Bd.22 – Bienvenido in Bingo!
Rezension zu Marsupilami Bd.23 – Der Tempel im Urwald
Rezension zu Marsupilami Bd.24 – Die Schmetterlingsjäger
Rezension zu Marsupilami Bd.25 – Rififi in Palumbien
Rezension zu Marsupilami Bd.26 – Huba Banana
Rezension zu Marsupilami Bd.27 – Chaos in Jollywood
Rezension zu Marsupilami Bd.28 – Der Streifzug des Jaguars
Rezension zu Marsupilami Bd.29 - Supermarsu
Rezension zu Marsupilami Bd.30 – Der Goldjunge
Rezension zu Marsupilami Bd.31 – So ein Zirkus!
Rezension zu Marsupilami Bd.32 – Manege frei!

Rezension zu Die Bestie – Teil 1
Rezension zu Die Bestie – Teil 2
Rezension zu Das Humboldt-Tier