Verlag: Carlsen; (September 2023)
Gebundene Ausgabe: 136 Seiten; 24 €
ISBN-13: 978-3-551-76356-3
Genre: Noir-Krimi
Klappentext
Wie stiehlt man ein Kunstwerk von der Mafia? Mit dieser ebenso unangenehmen wie schwierigen Frage muss sich der Ganove Terry Cole, genannt Slick, herumschlagen. Der Unterweltboss Rex McKinty setzt ihn unter Druck, diesen gefährlichen Auftrag auszuführen. Zu allem Überfluss muss sich Slick dafür mit ein paar verrückten Kerlen zusammentun, die so unberechenbar sind wie wilde Tiere. Nur die Hoffnung darauf, mit der schönen Caprice verschwinden zu können, lässt ihn solche Risiken eingehen. Für Slick beginnt damit der wildeste Ritt seines Lebens.
Noir Burlesque – ein klassischer Film noir in Comicform aus der Feder von Enrico Marini.
Rezension
Debbie, oder Caprice wie sie sich nun nennt, hat im Leben von Terry „Slick“ Cole schon immer für Ärger gesorgt und dies gilt auch weiterhin. Unter anderem ihretwegen muss Terry einen weiteren Job für Rex McKinty erledigen, der jedoch einen kleinen Bonus für Slick bereithält. Er soll in das Haus von Don Zizzi eindringen und das Porträt seiner Mutter entwenden, das der Mafiaboss von Picasso hat anfertigen lassen. Eigentlich ein unkomplizierter Job für Slick, wäre da nicht der Umstand, dass Rex ihm Männer mitgibt, die dümmer und brutaler nicht sein könnten. Urplötzlich findet sich Terry in einer Explosion der Gewalt wieder, die letztendlich sogar seine Schwester und seinen Neffen bedroht.
Mit dem ersten Band von Noir Burlesque legte der in der Schweiz lebende Enrico Marini einen soliden Crime Noir-Comic vor, der vor allem auch von den großartigen Zeichnungen Marinis und der Atmosphäre der Nachkriegszeit profitierte.
Vor diesem zeitlichen Hintergrund entwickelte er eine Geschichte, die zwar nicht innovativ war, aber zu unterhalten wusste. Nun also liegt der zweite Band von Noir Burlesque und damit gleichzeitig der Abschlussband vor. Und Marini legt in allen Belangen eine Schüppe drauf. Der Band ist temporeicher, actionhaltiger und spannender. Gerade das Ende kann an den Nerven des Lesers zerren, wenn er nicht weiß, wie eine bestimmte Szene ausgehen wird. Denn tatsächlich könnte das Pendel in beide Richtungen ausschlagen. Und damit wird Noir Burlesque dann doch noch auch von der Handlung her richtig lesenswert.
Slick wird hier, ob er will oder nicht, immer tiefer in Probleme und gefährliche Umstände gezogen. Es scheint, als ob er sich daraus nicht befreien kann. Und damit arbeitet Enrico Marini immer wieder geschickt und setzt sein Personal sehr gut ein. Egal ob es nun Slick selbst ist oder Debbie, sie tragen wesentlich zur Geschichte bei und bekommen mehr Momente in denen ihr Charakter weiter zutage tritt. Hier erweist sich Marini als sehr guter Erzähler und er vergisst auch nicht, seinen Nebencharakteren genug zu tun zu geben und ihre Wesenszüge zu definieren. Hier stechen vor allen anderen Crazy Horse und Pearl Zizzi heraus. Der eine ein offensichtlicher Psychopath, die andere ein Frau, die über Leichen geht und dies zu verbergen versteht, falls nötig.
Marini bewegt sich mit Noir Burlesque im Crime Noir-Genre und das tut er sicher und gekonnt. Er weiß, welche Wendungen er braucht und was zu einem solchen Krimi dazugehört und gibt es dem Leser auf seine Art und Weise. Denn die ein oder andere Überraschung hat er dann doch in petto. Er variiert das Thema des Einbrecherkönigs und auch die zu rettende Dame ist nicht so unschuldig, wie vermutet werden könnte. Dazu gibt es viele Verweise auf die reale Welt. Das Bild, welches Slick stehlen soll, wurde von Picasso gemalt und Crazy Horse hat vermutlich ein reales Vorbild in Hollywood, wenngleich dieses nicht mörderisch veranlagt war, sondern charakterlich eher das Gegenteil von Crazy Horse war.
Mit dem Fortschreiten der Geschichte wird die Handlung actionhaltiger, verliert aber nicht ihre Konzentration auf Geschichte und Charaktere. Hier kommen Marini ganz offensichtlich sein zeichnerischen Fähigkeiten zugute.
Denn die Bilder von Enrico Marini sind mal wieder teilweise atemberaubend. Die Actionszenen erinnern an ein Ballett des Todes und gleich mehrere einseitige und doppelseitige Zeichnungen laden dazu ein, sie näher zu betrachten. Da er als Zeichner so phantastisch ist, kann der Autor Marini sich ganz auf ihn verlassen und an Dialog sparen. Enrico Marini kommt mit einem Minimum davon aus und überlässt es den Bildern Emotionen zu transportieren und auch andere Dinge zu vermitteln.
Seine Bilder besitzen die Eleganz, die eine Debbie braucht und die für die Atmosphäre notwendig ist. Sie sind aber auch zugleich dreckig, düster und mit einer Wucht versehen, die die Brutalität der Action Rechnung trägt. Enrico Marini hat sich tatsächlich noch einmal zum ersten Band gesteigert und liefert hier einen visuell perfekten Comic ab.
Fazit
Im zweiten Band von Noir Burlesque bekommt der Leser, was er von einem Enrico Marini erwarten kann. Einen perfekt in Szene gesetzten, knallharten Thriller, der keine Gefangenen macht. Wer den Film Noir mag, wird auch Noir Burlesque mögen, der eine mehr als gelungene Hommage an dieses Genre darstellt.
Pro & Contra
+ visuell beeindruckend und graphisch perfekt erzählt
+ Handlung gewinnt an Komplexität
+ interessante Haupt- und Nebencharaktere
+ Verlauf ist so nicht abzusehen
Bewertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
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