Verlag: Panini; (Juni 2024)
Gebundene Ausgabe: 164 Seiten; 39,00 €
ISBN-13: 9783741636103
Genre: Funny/ Historik
Klappentext
Gilles der „Asterix der Niederlande“!
Das ist natürlich eine hochtrabende Aussage, trifft es aber ziemlich gut: Der Comic erzählt anhand des Titelhelden Gilles den Aufstand der Niederländer gegen die spanischen Besatzer im Achtzigjährigen Krieg (1568 bis 1648). Dabei tut sich eine kleine Gruppe von Widerständlern besonders hervor: Die Geusen. Eine wilde Truppe aus Adeligen und Gaunern, die den spanischen Eroberern das Leben schwer macht, wo sie nur können. Durch ihre unorthodoxen Methoden erarbeiten sie sich einen besonderen Ruf und gelten als unbesiegbar.
Hanco Kolk und Peter de Wit schufen den Nationalhelden in der historischen Funny-Reihe Gilles der Gauner ein Denkmal. Gilles ist stark, eitel und total inkompetent. Durch die Verkettung unglücklicher Umstände wird er jedoch zum Anführer eines Revolutionstrupps. Eine Kombination von körperlicher Stärke, Rauflust, moralischer Flexibilität und wahnwitziger Dummheit, gepaart mit sehr viel Glück, lässt die Gruppe von Sieg zu Sieg stolpern.
Die irrsinnigen Abenteuer von Gilles machten die Serie in den 1980er Jahren bis zu ihrem Ende 2003 zu einer der beliebtesten Comic-Reihen in den Niederlanden. Hier liegt nun der letzte von drei Bänden des Komplettwerks vor, erstmals in deutscher Sprache, angereichert mit vielen historischen Fakten und Informationen zur Veröffentlichung.
Rezension
2003 erschien das letzte Abenteuer Gilles des Gauners. Seitdem haben Hanco Kolk und Peter de Wit noch einmal versucht ein weiteres Album von Gilles der Gauner über eine Crowdfundingkampagne zu realisieren, aber diese scheiterte und so blieb es bei den bis dahin erschienenen Geschichten über den niederländischen Helden. Die letzten drei seiner Abenteuer sind in diesem Band enthalten. Es wird dabei klar, dass der Vergleich mit Asterix auf einer gewissen Ebene nicht von der Hand zu weisen ist. Beide Comichelden kämpfen eben gegen einen übermächtigen Besatzer und Hanco Kolk und Peter de Wit greifen diesen Vergleich sogar einmal mit einer unglaublich lustigen Hommage auf, aber letztendlich unterscheiden sich die beiden Reihen stark im Humor. Eine andere Serie von René Goscinny wäre vermutlich der bessere Vergleich. Mit Isnogud hat der Asterix-Mitschöpfer eine im Humor ähnlich verrückt absurde Serie geschaffen, die bedeutend mehr Ähnlichkeit mit Gilles der Gauner hat. Und in den letzten Abenteuern Gilles ziehen Hanco Kolk und Peter de Wit alle Register, dieses aburden, schrägen, chaotischen und schwarzen Humors.
Im Laufe der Zeit hatte sich Gilles der Gauner entwickelt und so ist er in seinen letzten Abenteuern nicht mehr so tollpatschig und naiv. Er überschätzt sich bei weitem nicht mehr so und ist eigentlich der Clevere der versammelten Charaktere, der es zwar besser weiß, aber an den Ereignissen nichts ändern kann. Was ihn aber nicht daran hindert, immer wieder sarkastische Spitzen zu setzen.
Wilhelm der Schweiger
Wilhelm von Oranien ist der Anführer der Niederländer im Aufstand gegen die Spanier. Nur will der das eigentlich gar nicht sein. Als nun schlechte Nachrichten seinen Palast erreichen, er soll heiraten, dreht er durch und beschließt Schafhirte zu werden. Nun ist es an Gilles mit Hilfe des Arztes Desiderius, den Regenten zur Vernunft zu bringen. Wie es aussieht, müssen sie dafür nach Spanien, direkt an den Hof des spanischen Königs, damit Wilhelm ein Kindheitstrauma überwinden kann. In der Zwischenzeit versucht Admiral Lumeij die Familie der Verlobten mit aberwitzigen Traditionen und einer von Drebbels Erfindungen hinzuhalten.
Der Vergleich mit Asterix erreichte auch Autor und Zeichner und so gibt es als Einstieg eine unglaublich witzige Sequenz, die direkt auf Asterix verweist. Und ab da nimmt der Wahnsinn nur noch zu. Wilhelm der Schweiger ist ein unheimlich witziges Album, das vor nichts und niemanden Respekt hat und dessen Humor aus den Charakteren kommt. Ein absolut gelungener Einstieg in diesen letzten Band der Gesamtausgabe.
Die Sieben Provinzen
Die Flotte hat auf dem Haarlemmeer die Schlacht gegen die Spanier verloren. Nun scheint es so, als wäre Holland verloren. Doch durch Zufall erfährt Gilles von Drebbels Zeitmaschine, die dieser zum Einkaufen nutzt und ihm kommt eine Idee. So reist er mit Admiral Lumeij und Leo hundert Jahre in die Zukunft, um dort Pläne eines Kriegsschiffes zu besorgen, das aufgrund der zwischenzeitlichen Entwicklungen jedem anderen ihrer Zeit überlegen sein wird. Aber es läuft nicht immer alles so glatt und plötzlich befinden sich die drei Zeitreisenden mitten in einer Seeschlacht. Und auch zurück in ihrer Zeit erwartet sie eine große Überraschung.
Großartige Running Gags, Satire und eine verrückte Handlung machen mehr als sonst Die Sieben Provinzen aus.
Hata Mari
Drebbel wird vom Herzog von Alba entführt. Ausführende Agentin ist Hata Mari, die verführerischste Frau des Kontinents, die selbst Leo, Gilles besten Freund, um den Finger wickeln konnte, um ihn davon abzuhalten Drebbel zu beschützen. Um den Kopf seines Freundes Leo zu retten und Drebbel zu befreien, macht sich Gilles auf den Weg. Dabei trifft er unweigerlich auf Hata Mari und liefert sich mit ihr ein Duell der ganz besonderen Art.
Allein wegen Gilles Duell mit Hata Mari ist es ein Muss diese Geschichte zu lesen. Sicher, inhaltlich gibt Hata Mari nicht viel her, jedoch ist es hier die Inszenierung und jede Menge tolle Ideen in den Details plus der Entwicklung der Charaktere, die mit dem typischen Humor von Gilles der Gauner verbunden, eine geradezu explosive Mischung ergeben, die für großen Spaß sorgt.
Zeichnerisch wurde Gilles der Gauner natürlich weiterentwickelt. Die Zeichnungen sind sehr dynamisch, mit vielen tollen Details angereichert und bewahren dennoch den Charme der Anfangszeit. Gilles der Gauner sieht aus, wie ein Funny aussehen muss.
Das Bonusmaterial ist reichlich. Es ist zwar nicht so umfangreich, wie in anderen Veröffentlichungen, man darf aber auch nicht vergessen, dass Gilles der Gauner nie so groß war, wie beispielsweise ein Benni Bärenstark und in Deutschland zumindest bisher unbekannt.
Fazit
Zeitreisen, ein unwilliger Regent mit psychischen Problemen und der Inbegriff der Femme Fatale stellen Gilles vor großen Herausforderungen, die er auf gewohnt chaotisch-witzige Art besteht. Gilles der Gauner ist ein Funny, wie er sein soll und kommt nun leider bereits an sein Ende.
Pro & Contra
+ Humor
+ Anspielungen auf die Gegenwart
+ Bezug zur Historie
+ verrückte, aber liebenswerte Figuren
Bewertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Humor: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5
Lieteratopia-Links zu weiteren Titeln von Hanco Kolk und Peter de Wit: