Der Phantastikpreis der Stadt Wetzlar wird in diesem Jahr an die Autorin Zara Zerbe verliehen. Sie erhält die mit 4.000 Euro dotierte Auszeichnung für ihr Buch „Phytopia Plus“, erschienen 2024 im Verbrecher Verlag Berlin.
Die elfköpfige Fachjury (bestehend aus Vertretern von Buchhandel, Verlagswesen, Bibliothek, Schule, Universität und Medien) hat Zara Zerbes Roman am 3. Juli 2024 aus 158 eingereichten Titeln ausgewählt. Mit auf der Shortlist der letzten drei standen „Dreizehnfurcht" von Wieland Freund (Klett-Cotta) und „Endling" von Jasmin Schreiber (Eichborn).
Zum Inhalt des Buches erläutert die Jury: „In einer nicht allzu fernen Zukunft arbeitet Aylin als Aushilfe in den Gewächshäusern der Drosera AG. Die Versprechen des Biotech-Konzerns, für viel Geld menschliches Bewusstsein über den Tod hinaus in Pflanzen-DNA zu speichern, stehen in starkem Kontrast zu den prekären Verhältnissen, in denen Aylin und viele andere leben müssen. Rückzugsorte vor der Klimakrise gibt es nur für wenige Reiche, mit denen Aylin sich auf halblegale Tauschgeschäfte einlässt: Pflanzensetzlinge gegen frisches Obst und Gemüse. Besonders begehrt sind Pflanzen mit besonderen Mustern. Dass diese von den Speicherpflanzen stammen, die Aylin pflegt, verschweigt sie ihren Kunden. Und die Pflanzen haben dazu ganz eigene Gedanken …“
Zara Zerbes Debütroman überzeugte die Jury dadurch, dass er mit Mitteln der Phantastik die Problematik von sozialen Unterschieden im Kontext der Sterblichkeit thematisiert. Neben dem sehr präsenten Thema des Überlebens vor dem Hintergrund des Klimawandels enthalte der Roman Reflexionen über gesellschaftliche Schichtungen in der Welt von morgen, über Diskriminierung von Armen, über skrupellose Konzernmanager, machtlose Gewerkschaften, Demenz, Migration und KI. Der Fokus liege dabei jedoch auf den mit viel Liebe gezeichneten Figuren und ihren Strategien zur Alltagsbewältigung. Stilistisch hervorragend wechselten die einfühlsamen Schilderungen von Aylins Alltag zwischen prekärem Arbeitsverhältnis, Betreuung des alternden Großvaters und der Pflege ihrer eigenen Pflanzen. „Als Kontrast zu den menschlichen Bemühungen ums Überleben sind die wie ein Chor fungierenden Stimmen der Pflanzen ein weiteres phantastisches Element, das zugleich die Vergeblichkeit des menschlichen Tuns und Hoffnung über menschliche Maßstäbe hinaus andeutet. All dies macht den Roman zu einem Text, der an komplexe Themengeflechte heranführen und zur Diskussion über die Gestaltung einer gerechten Zukunft einladen kann. Insgesamt bietet Phytopia Plus eine originelle und spannende Lektüre, die durch ihr offenes Ende zum Weiterdenken anregt“, führt die Jury aus.
Wetzlars Oberbürgermeister Manfred Wagner (SPD) wird den Phantastikpreis, der seit 1983 vergeben wird, im Rahmen der 40. Wetzlarer Tage der Phantastik am Freitag, 13. September 2024, um 19 Uhr in der Phantastischen Bibliothek, Turmstraße 20, in Wetzlar überreichen.
(Autorenfoto Zara Zerbe: Copyright by Nane Diehl)
(Quelle: PM)