Verlag: Carlsen; (März 2024)
Gebundene Ausgabe: 272 Seiten; 40 €
ISBN-13: 978-3-551-79570-0
Genre: Funny/ Humor
Klappentext
Ich will Kalif werden anstelle des Kalifen!
„Im Mittelpunkt dieser Serie stehen zwei Figuren: Harun al Pussah, Kalif von Bagdad, der sehr gut, sehr dick, nicht sehr intelligent ist, der nichts macht und das sehr gut. Großwesir Isnogud, der klein, schmächtig und sehr böse ist. Isnogud kennt nur ein Ziel:
Er will Kalif werden anstelle des Kalifen.“
René Goscinny
Dieser Band enthält sechs Geschichten von Isnogud, die Jean Tabary zwischen 1990 und 2004 geschrieben und gezeichnet hat.
Rezension
Der neueste Band der Isnogud Collection bringt die Abenteuer Isnoguds mit sich, die zwischen 1990 und 2004 entstanden. Wie bereits seit 1978 hat Jean Tabary sie alleine geschrieben und gezeichnet. Dies sind zudem die letzten Abenteuer Isnoguds die sein Mitschöpfer aufs Papier brachte, denn 2004 erlitt Jean Tabary leider einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr richtig erholen sollte. 2011 starb er und damit blieb ein weiteres Abenteuer unvollendet, mit dem Jean Tabary bereits begonnen hatte. Aber in den vorliegenden Geschichten dreht Jean Tabary noch einmal richtig auf und bringt alle Stärken Isnoguds aufs Papier. Der Band beginnt mit drei Kurzgeschichten, was insofern ungewöhnlich ist, da Jean Tabary eigentlich nur Geschichten in Albenlänge schrieb.
Die Falle der Sirene
Eine Badewanne, die jeden Benutzer auf die Insel einer nymphomanischen Sirene bringt, soll Isnogud zum Kalifen machen.
Obwohl die Sirene nie zu sehen ist, ist Die Falle der Sirene aufgrund ihres Wortwitzes ziemlich frivol und voller Anspielungen. Jean Tabary hat hier sichtlich Spaß.
Die Filzpampuschen des Großwesirs Isnogud
Isnogud kommt an Filzpampuschen, die einen solange mit atemberaubender Geschwindigkeit weiterlaufen lassen, bis ihm das Wort Ziel gezeigt wird. Natürlich hat Isnogud einen Plan, den Kalifen loszuwerden.
Es geht in die Welt des Sports und damit so gesehen auch die des Dopings. Gut und lustig geschrieben wird dies von Jean Tabary in gewohnt chaotischer Art und Weise inszeniert.
Die ruchlosen Machenschaften des Isnogud
Durch Zufall kommt Isnogud an Kreide, mit der man ein Loch erschaffen kann, indem der Gefallene sich höchstwahrscheinlich verirrt und nicht mehr herausfindet. Verwischt man das Loch anschließend, ist das Opfer für immer weg. Ideal für den Großwesir.
Natürlich ist die Geschichte vorhersehbar, lustig mit einem perfekten Ende ist sie trotzdem.
Wer hat den Kalifen umgebracht?
Der Kalif muss alle fünf Jahre eine Eroberung machen, sonst ist er nicht mehr Kalif. Eigentlich eine reine Formsache, dann das zufällig ausgesuchte Gebiet liegt normalerweise immer in der unbewohnten Wüste. Mit einem Magier kann Isnogud die Auswahl manipulieren und plötzlich muss der Kalif gegen den Sultan von Pullmankar ziehen. Und zu allem Überfluss hat sich Isnogud verschätzt, denn er muss den Posten des Generals übernehmen. Dennoch ist er guter Dinge, als der Feldzug beginnt.
Wer hat den Kalifen umgebracht? hat alles was ein Isnogudabenteuer braucht. Es gibt absurde Verwicklungen, verrückte Ideen, Running Gags und einen Isnogud, der sich immer mal wieder im Weg steht. Höhepunkt sind die Agenten und Isnoguds Rede vor seiner Armee.
Ein furchtbar sympathischer Kerl
Wieder einmal versucht Isnogud Kalif anstelle des Kalifen zu werden. Dieses Mal sieht es allerdings so gut aus, wie selten zuvor. Er besucht den Salon der Magier und dort trifft er auf einen solchen, der ihm tatsächlich helfen könnte und zwar mit einer ganz besonderen Suppe. Das ist auch kein Moment zu früh, denn der Sultan von Pullmankar fordert seinen Kopf.
Beschäfttigte sich das vorherige Abenteuer eher mit Militär, Außenpolitik und Krieg, so gibt es hier andere Ansätze der Satire innerhalb des üblichen Wahnsinns. Zudem trifft Isnogud auf jede Menge alte Bekannte und es wird gnadenlos witzig. Wer hätte das bei einem Mordwerkzeug wie einer Suppe gedacht?
Die Schuld der Vorfahren
In der Gegenwart ist der Sohn von Hans Wurst ein großer Fan Isnoguds und will unbedingt, dass dieser Kalif anstelle des Kalifen wird. Und da kommt sein Vater ins Spiel. Dieser kann durch Zeit und Raum reisen und manipuliert so die Ereignisse. Dafür reist er immer an den Anfang des Stammbaumes einer unliebsamen Person und nimmt dessen Vorfahr aus der Gleichung. In der Gegenwart hat derjenige dann nie existiert. Einziges Problem dabei ist, dass Hans Wurst während seiner Reisen wie tot erscheint und bereits beinahe beerdigt wurde. Neben vielen anderen Schwierigkeiten die sich Isnogud und Hans stellen, muss dieser also auch rechtzeitig zurück sein, um auch weiterhin unter den Lebenden zu weilen.
Isnogud zeichnete sich schon immer durch verrückte Wendungen und eine relativ komplexe Erzählung aus. Darüber machte sich Jean Tabary auch gerne selbst lustig. Aber so weit wie in Die Schuld der Vorfahren hat er es wohl nie getrieben. Dabei verzettelt er sich auch hin und wieder und übertreibt es an einzelnen Stellen. Dieses Abenteuer ist zwar immer noch lustig, aber auch auf eine gewisse Weise anstrengend. Wäre es bewusst das letzte Abenteuer Isnoguds gewesen, hätte man sagen können, Jean Tabary hätte sich gebührend verabschiedet, denn es zeigt sich hier, dass Isnogud selbst mit Unterstützung seines Zeichners wohl nie Kalif werden wird. Aber er hatte noch ein weiteres Abenteuer in Planung mit Isnogud I.. Leider konnte er es nicht mehr zu einem Ende führen und so ist Die Schuld der Vorfahren das letzte Abenteuer Isnoguds unter seiner Federführung. Dies ist gut und lustig und auch etwas wehmütig und ungewohnt düster, da es das Thema Tod behandelt. So gesehen, ist es dann ein gelungener Abschied von Jean Tabary an Isnogud.
Das Bonusmaterial ist erneut nur als perfekt zu bezeichnen. Los geht es mit einem sehr interessanten Interview mit Nicolas Tabary, der so einige Einblicke darin gibt, wer sein Vater war, wie er arbeitete, wie sein Verhältnis zu René Goscinny war und noch so einige andere Dinge. Das Ganze wird von vielen Fotos begleitet und zum Abschluss wurden dann noch die Anfänge von Jean Tabary begonnenen und aufgegebenen Isnogud-Geschichten abgedruckt. Zusätzlich gibt es am Ende eine kleine Kuriosität: Eine zweiseitige Isnogud-Geschichte, die von Andreas Pasda gezeichnet und im Album ComicHaus veröffnetlicht wurde. Mehr geht einfach nicht.
Fazit
Wer zu Isnogud greift, weiß, was er bekommt, nämlich Chaos, Witz und finstere Pläne. Die Abenteuer in diesem Band sind herrlich verrückt und einfach unglaublich lustig. Allerdings muss man diese spezielle Art des Humors mögen. Aber wer tut das nicht?
Pro & Contra
+ immer wieder kreative Einfälle
+ verrückt, absurd und saukomisch
Bewertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4/5
Humor: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln mit Isnogud:
Rezension zu Die Goscinny- & Tabary-Jahre 1962-1969
Rezension zu Die Tabary-Jahre 1978-1989