Verlag: Carlsen; (März 2024)
Gebundene Ausgabe: 48 Seiten; 15 €
ISBN-13: 978-3-551-64001-7
Genre: Humor
Klappentext
Neue Gags und Katastrophen
des berühmtesten Büro-
boten der Welt in deutscher
Erstveröffentlichung.
Rezension
Lange Zeit war Gaston aus den Redaktionsbüros des Carlsen Verlages verschwunden. Nun aber kehrt er zurück und mit ihm seine Katze, seine Möwe, seine Erfindungen, sein musikalisches Talent und das Chaos, welches ihm immer auf dem Fuße folgt. Ganz zur Freude seiner Arbeitskollegen, die unter den genialen Idee Gastons häufig genug zu leiden haben.
„Kommt schon! Gebt zu, dass ich euch gefehlt hab!“
„Ein bisschen!“
„Mir nicht ...“
Die Geister der Fans werden sich am neuesten Gaston aus der Feder von Delaf scheiden. Denn eigentlich hatte André Franquin verfügt, dass Gaston nicht weitergeführt werden sollte. Nun hatte der französische Verlag Dupuis, bei dem Gaston im Original verlegt wird, jedoch andere Pläne. Nachdem zunächst 2018 alle bisherigen Gaston-Comicstrips in 21 Bänden neu aufgelegt wurden, sollte ursprünglich 2022 ein neuer Gaston von Delaf erscheinen. Dagegen klagte die Tochter Franquins, um sich schließlich mit Dupuis zu einigen und so den Weg für eine Veröffentlichung im Herbst 2023 freizumachen. In Deutschland ist er nun mit etwas Verzögerung auch erschienen. Wie gesagt, manch einem wird dieser Fakt sauer aufstoßen, anderen vermutlich egal sein.
Wenn man diese Kontroverse jedoch außer lässt, bleibt unterm Strich nämlich ein Comic übrig, der tatsächlich überzeugen kann und Franquins Schöpfung angemessen fortsetzt.
Sicher ist Gaston unter Delaf längst nicht so anarchisch, so auf Krawall gebürstet wie zu Zeiten eines Franquin, der häufig auch eine Prise unterschwellige Kritik an den Dingen, die ihm nicht gefielen, einbrachte. Da legt Delaf mehr den Schwerpunkt auf Slapstick und vernachlässigt eben diesen anderen Aspekt. Dennoch ist das hier ein echter Gaston in der Tradition von André Franquin, da auch er es schafft, Gaston sympathisch zu machen und der Bürobote immer noch das Herz am rechten Fleck hat. Und dies ist mit das Wichtigste bei diesem Comic. Gaston ist ein Held ohne Held zu sein, oder irgendetwas heldenhaftes an sich zu haben oder zu tun. Und dennoch ist es einfach toll ihn in Aktion zu sehen. Seine Erfindungen sind nach wie verrückt und lösen mehr als einmal unangenehme Folgen aus, Herr Bruchmüller versucht immer noch Verträge mit dem Carlsen Verlag abzuschließen und Fräulein Trudel ist immer noch in Gaston bis über beide Ohren verliebt. Sie hat zugleich auch die größte Veränderung durchgemacht. Denn in ihrem Werben um Gaston ist sie etwas forscher und eindeutiger als noch bei Franquin, das kann aber getrost als vernachlässigbar angesehen werden. Ansonsten sind die Figuren eigentlich vom Charakter eigentlich alle so, wie Franquin sie hinterlassen hat.
Und bei allen Unterschieden zu Franquin hat Delaf dennoch auch einen Einseiter dabei, der direkt aus der Feder Franquins selber stammen können und der einfach großartig ist und in dem sich alles wiederfindet, dass auch bereits bei Gastons Schöpfer da war. Dieser Einseiter mit einem Psychiater fügt sich perfekt in den Kanon ein.
Am Ende des Bandes befindet sich dann eine längere Geschichte über mehrere Seiten, die zwar gut und lustig ist, aber eben auch zeigt, dass Gaston am Besten ist, wenn die Geschichten mit ihm kurz und knackig sind.
„Ich hab dir ja gesagt, dass es keine gute Idee ist, die Reifen beim Flummihersteller zu bestellen!“
Dass es Dealf so gut gelungen ist, Gaston wiederzubeleben, liegt unter anderem dann auch daran, dass er gar nicht erst versucht Gaston in die heutige Zeit zu holen und in eine Welt zu setzen, die ihn in ihren technischen Erfindungen längst überholt hat. Gaston ist sozusagen in der Zeit stehengeblieben und es gibt noch Telefone mit Schnurr, Computer sind eher Zukunftsmusik und auch andere Dinge sind nicht existent und genau dadurch ist auch Die Rückkehr eines Chaoten zeitlos und wird damit in Zukunft nichts von seinem Humor verlieren, wie es eben auch bei Franquins Gaston-Comics der Fall ist.
„Okay, das Kugellager ist etwas zu gut geölt, aber ich bin sicher, dem Ga-Fon gehört die Zukunft!“
Stilistisch trifft Delaf Franquins Zeichnungen ziemlich gut und auf den ersten und zweiten Blick gibt es nicht auszusetzen. Wer jedoch etwas genauer hinsieht, stellt fest, dass etwas fehlt. Diese kleinen Dinge, die Franquins Genialität zeigten. Wo Delafs Zeichnungen glatt sind, haben André Franquins Zeichnungen etwas rauhes, etwas ungestümes an sich, das gut zum chaotischen Büroboten passte und in diesem neuen Band leider etwas fehlt. Aber Delaf misst sich schließlich nicht mit irgendwen und damit kann man da auch drüber hinwegsehen. Delaf hat mit Sicherheit nicht den Anspruch besser oder gleich gut als André Franquin Gaston zu zeichnen und dementsprechend sollte auch der Leser dies nicht erwarten.
Fazit
Hat es wirklich einen neuen Gaston gebraucht? Vermutlich nicht? Aber macht er Spaß?
Und wie. Es wäre zwar übertrieben zu sagen, er wäre genauso gut, wie zu Zeiten Franquins, aber auf seine Art ist Delafs Gaston richtig gut und bringt einen zum Lachen.
Pro & Contra
+ Gaston hat immer noch verrückte Ideen
+ alle wichtigen Figuren sind dabei, auch Fantasio
+ viele gute Ideen
+ einfach lustig
Bewertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4/5
Humor: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln mit Gaston:
Rezension zu Gaston Bd.1
Rezension zu Gaston Bd.2
Rezension zu Gaston Bd.3
Rezension zu Gaston Bd.17
Rezension zu Gaston Bd.18
Rezension zu Gaston Bd.19
Rezension zu Gaston Bd.20
Rezension zu Gaston - Aus dem Leben eines Chaoten