Träume von Pallahaxi (Michael Coney)

pallahaxi.jpg

Heyne Verlag (Oktober 2009)
Taschenbuch, 608 Seiten, EUR 9,95
ISBN: 978-3453525436

Genre: Science-Fiction


Klappentext

Die Reise in eine phantastische Welt

Ein Planet, der vor Jahrhunderten von Menschen besiedelt wurde.
Ein Planet, dessen Bahn so exzentrisch verläuft, dass Tage so lang sein können wie Jahreszeiten.
Ein Planet, dem nun ein vierzigjähriger Winter bevorsteht – und danach wird nichts mehr so sein, wie es einmal war…

Mit „Träume von Pallahaxi“ hat Michael Coney ein Meisterwerk der modernen Science Fiction geschrieben – ein mitreißender Abenteuerroman und eine bezaubernde Liebesgeschichte auf einer Welt, die Sie nie wieder vergessen werden.


Rezension

„Träume von Pallahaxi“ vereint zwei Geschichten des Autors in einem Buch („Hello Summer, Goodbye“ und „I Remember Pallahaxi“). Beide drehen sich um einen faszinierend-exotischen Planeten, der von den „Stilk“ – einem menschenähnlichen Volk – bewohnt wird.

Bei der Konzeption der Welt und ihrer Bewohner beweist Coney Kreativität ebenso wie Liebe zum Detail. Die vielen innovativen Merkmale, die er in die Beschreibungen einfließen lässt, verleihen der Geschichte eine ganz eigene Note.
Der Planet der Stilk etwa hat viele interessante geologische Eigenheiten. Nur ein Beispiel ist seine astronomische Konstellation, die dafür sorgt, dass manche Winter sehr lange andauern können, was wiederum zur Folge hat, dass die Angst vor der Kälte tief in der Gesellschaft der Stilk verankert ist. So tief, dass auch den Leser bei „kalten Szenen“ durchaus ein Frösteln überkommen kann. Diese und andere Details haben ihren Einfluss auf die Gesellschaft der Stilk, deren Entwurf sorgfältig auf den Schauplatz abgestimmt und in die Handlung eingepasst ist. Zahlreiche weitere solcher Gedanken zeugen von der Sorgfalt, mit der Coney sein Setting geplant hat und somit der Geschichte Authentizität verleiht.

Die erste Geschichte handelt von Druv, einem Jungen, der mit seinen Eltern die Sommermonate in der Hafenstadt Pallahaxi verbringt. Dabei begegnet er dem Mädchen, an das er seit seinem letzten Aufenthalt in Pallahaxi denken muss. Da sie aber nicht der elitären Kaste der „Parls“ angehört wie seine Familie, muss er sich immer stärker von seinen Eltern distanzieren, um seine Beziehung mit ihr aufrecht erhalten zu können. Die Lage spitzt sich zu, als offenbar wird, dass einer der langen Winter bevorsteht und die Parls Vorkehrungen getroffen haben, um ihr Überleben zu sichern. Vorkehrungen, die das normale Volk natürlich nicht mit einbeziehen…
Mit Druv hat Coney einen sehr glaubwürdigen Charakter geschaffen, dessen Entwicklung einen Gutteil dieser ersten Geschichte trägt.
Und dies ist auch notwendig, denn die Handlung wirkt im Allgemeinen recht ziellos und stellt die Geduld des Lesers doch einige Male auf die Probe. Zwar entspringt auch sie einem innovativen Konzept, wird aber etwas in die Länge gezogen – einige Straffungen hätten hier sicherlich nicht geschadet.
Der – wenn auch kleine – Nachteil an der sehr präsenten Figur „Druv“ ist allerdings, dass die anderen Charaktere im Vergleich zu ihm blass und fast ausschließlich wie Idioten wirken. Dies hat aber durchaus auch seine amüsanten Seiten – etwa, wenn Druv sich einmal mehr in verächtlichen Gedanken über seine weltfremde Mutter ergeht.

Wenn es am spannendsten wird, soll man aufhören – dies war offenbar Coneys Motto bei der ersten Geschichte. Denn vorerst erfährt man nicht, wie die tragische Beziehung zwischen Druvs großer Liebe und ihm sich angesichts der Umstände entwickelt, dass nur er Hoffnung auf Rettung vor der Kälte durch seinen gesellschaftlichen Status hat.
Und auch der zweite Teil des Buches bringt in dieser Hinsicht vorerst keine Aufklärung. Denn dieser Teil spielt zwar in derselben Welt, doch damit hören die Ähnlichkeiten vorerst auf.
Spielte die erste Geschichte noch in einer von beginnender Industrialisierung geprägten Zeit, findet man sich im zweiten Teil in einer archaisch anmutenden Gesellschaftsstruktur wieder, in der die Männer jagen gehen und die Frauen die Felder bestellen.
Recht schnell erfährt man, dass diese Geschichte offenbar lange Zeit nach der ersten spielt – Druv und seine Geliebte existieren mittlerweile nur noch in Form von Legenden.
Auch dieser Teil ist innovativ und größtenteils interessant – wenn sich auch, wie schon im ersten Teil, die Handlung – nicht zuletzt durch Coneys ausschweifenden Erzählstil - etwas in die Länge zieht.
Der Protagonist ist dabei nach fast demselben Schema wie Druv gestrickt, was streckenweise den Eindruck erweckt, dass es sich bei Teil Zwei um einen Aufguss des ersten Teils handelt. Dieser Eindruck wird noch verstärkt durch eine Liebesgeschichte, die ebenfalls nach dem Vorbild des ersten Teils gestaltet ist.
Dafür ist diesmal das Grundkonzept ein anderes, sodass beide Geschichten letzten Endes, wenn sie gelungen zusammengeführt werden, eine harmonische Einheit bilden und einmal mehr davon zeugen, wie gut durchdacht sie sind.


Fazit

Eigenständige und durchdachte Science Fiction, die vor allem durch ein innovatives Konzept des Settings punktet. Etwas getrübt wird dieser Eindruck jedoch von zu vielen Parallelen zwischen den beiden dargebotenen Geschichten sowie fehlendem Tempo.


Pro & Kontra

+ innovativ und eigenständig
+ sehr gut durchdachtes Setting
+ viele interessante Ideen

- Handlung zieht sich teilweise etwas hin
- Ähnlichkeiten zwischen den beiden Geschichten

Wertung: sterne4.gif

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5