Verlag: Carlsen; (März 2024)
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten; 34 €
ISBN-13: 978-3-551-80100-5
Genre: Humor/ Abenteuer
Klappentext
1954 – 1956
Die Gesamtausgabe eines der großen Werke des frankobelgischen Comics.
Die gesammelten Abenteuer von Spirou und Fantasio aus der Feder von André Franquin als Jubiläumsedition zu seinem 100. Geburtag im Jahr 2024.
Rezension
Die Jahre 1954 -1956 stehen im Zentrum der vierten Gesamtausgabe von Spirou und Fantasio und sie sind gleich auf mehrere Arten und Weisen ungewöhnlich. André Franquin änderte seine Arbeitsweise und überlegte sich zum ersten Mal bei Das Versteck der Muräne die Handlung bevor er mit der Arbeit am Abenteuer begann und auch Goldminen und Gorillas sticht heraus, schließlich ist das Ende so ganz und gar nicht typisch für einen Comic, der sich auf seinen Helden konzentriert.
Das Versteck der Muräne
Der Reeder Orestatelis Vassilios hat einen mit 6000 Dollar dotierten Wettbewerb ausgeschrieben. Das Geld erhält derjenige, dem es gelingt in eine Tiefe über 200 Meter zu tauchen und dort jegliche Arbeiten durchzuführen. Spirou und Fantasio beschließen daran teilzunehmen und wenden sich deswegen an den Grafen von Rummelsdorf. Der geht an die Arbeit und hat sehr schnell ein Ergebnis, aber irgendjemand versucht zu verhindern, dass überhaupt ein Teilnehmer erfolgreich ist. Nicht nur Spirou, Fantasio und der Graf haben unter Sabotage zu leiden, sondern auch sämtliche anderen Teilnehmer des Wettbewerbs. Spirou beschließt dahinter zu kommen, was eigentlich gespielt wird.
Das Versteck der Muräne stellt einen Wendepunkt in Franquins Schaffen dar, da er mit diesem Abenteuer seine Arbeitsweise veränderte und bereits im Vorhinein die Handlung plante, wenn auch nur grob. Er vermischt hier sein Interesse für die Meeresforschung mit einem Krimi, der in den Thrillerbereich tendiert und vergisst dabei den Humor nicht. Das Abenteuer ist die perfekte Mischung aus all den einzelnen Elementen!
Tiefschlaf für die ganze Stadt
Fantasio hat es geschafft. Er soll eine Reportage über Inkognito City machen. Die Stadt ist dafür bekannt, dass sich die Reichen und Schönen dorthin zurückziehen, wenn sie wirklich ungestört sein wollen. Sie wird streng bewacht und Fotoapparate und Kameras sind dort streng verboten, wofür Fantasio natürlich eine Lösung hat. Bereits auf dem Weg in die Stadt machen Spirou und Fantasio seltsame Bekanntschaften und als sie endlich eine Unterkunft in Inkognito City gefunden haben, wird alles noch aufregender.
Ian Flemings Goldfinger erschien später als Tiefschlaf für die ganze Stadt und es darf auch stark bezweifelt werden, dass er den Comic kannte, dennoch ist die Handlung am Ende recht ähnlich - vor allem die der Verfilmung. Dies kann schon als etwas kurios betrachtet werden. André Franquins Version der Geschichte ist jedoch mindestens genauso spannend und hat mit dem Marsupilami einen großen Trumpf zu bieten, auch wenn Franquin den Fehler machte, dass Marsupilami in wenigen Panels sprechen zu lassen, was er später selbst kritisch betrachtete.
Goldminen und Gorillas
Spirou und Fantasio brechen zu einer Expedition in Afrika auf. Sie wollen eine Reportage über die Berggorillas machen. Als sie in ihrem Basiscamp ankommen, die Goldmine von Molomonga, wartet ein noch größeres Abenteuer auf sie. Arbeiter sind verschwunden, der Arzt der Mine ebenso und angeblich gibt es auch keine Gorillas, wie die zwei Ingenieure der Mine behaupten. Dagegen sprechen die Eingeborenen von gefährlichen Angriffen durch die Gorillas. Der Verwalter der Mine Mr. Drinkwater, dem Whisky mehr liegt als Wasser, verspricht Spirou und Fantasio, sie zu den Gorillas zu bringen. Die Expedition steht unter keinem guten Stern und nach ihrem Aufbruch zum Gebiet der Gorillas wird es nur noch interessanter.
Das Marsupilami ist in dieser Geschichte der eigentliche Star. Sein Kampf mit den Gorillas ist großartig inszeniert und es sorgt für die meisten lustigen Momente. Zudem steckt ansonsten recht viel in dieser vergleichsweise kurzen Geschichte. Zum Zeitpunkt ihrer Entstehung war es keineswegs selbstverständlich, dass mit Safari eine Fotosafari gemeint war, oder sich ein Autor aus Europa die Mühe machte, die Dialoge der Eingeborenen mit echten Worten aus dem Kisuaheli zu versehen. Ebenso stellt Franquin sie als Menschen dar, was zu dem Zeitpunkt noch ungewöhnlich war. Natürlich karikiert er sie wie auch alle anderen seiner Figuren, aber das hat nichts mit Rassismus zu tun, sondern einfach mit seiner Einstellung als Karikaturist, die eben dazuführte, dass er wirklich jeden karikierte. Spirous Gegner sind weiße Kolonialisten und ungewöhnlich für einen Comic, überlässt sie Spirou am Ende ihrem größten Feinde, sich selbst. Das macht Goldminen und Gorillas zu einer äußerst bemerkenswerten und besonderen Geschichte, die nur ein wenig schwächer ist als die zwei anderen albenlangen enthaltenen Geschichten.
Neben den Alben ist noch eine weitere Kurzgeschichte mit dem Namen Quick Super in diesem Band enthalten. Auf 16 Seiten bekommen es Spirou und Fantasio mit einer Bande von Autodieben zu tun, deren Methode etwas ungewöhnlicher ist. Sie ist zwar ganz gut und lustig, kann aber mit den drei Alben nicht mithalten.
Fazit
In diesem Band der Gesamtausgabe bestehen Spirou und Fantasio drei Abenteuer, in denen sie einen Kriminalfall lösen müssen. Dabei glänzt das Marsupilami mehr als einmal als die humorvollste Figur des Comics und Goldminen und Gorillas besitzt ein ziemlich ungewöhnliches Ende. Ein toller Band, der zeigt, wie gut André Franquin die Abenteuer seiner Helden aufs Papier brachte.
Pro & Contra
+ besitzt viel Humor
+ die Handlung ist in allen drei Abenteuern wohl durchdacht und spannend
+ das Marsupilami ist der nicht ganz so heimliche Star
- das Marsupilami spricht
Bewertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Humor: 4/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
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