Alien (2023) Bd.2 – Descendant (Declan Shalvey, Andrea Broccardo, Danny Earls)

alien descendant

Verlag: Panini; (August 2024)
Softcover: 136 Seiten; 16 €
ISBN-13: 9783741639739

Genre: Horror


Klappentext

Auf dem Mond LV-695 lauert etwas, das noch schrecklicher ist als der bekannte Xenomorph …

Das Raumschiff Descendant durchpflügt die Dunkelheit des Weltraums, um einen abgelegenen Mond namens LV-695 zu erreichen. Vor nicht allzu langer Zeit forderte hier eine Katastrophe das Leben mehrerer Menschen, darunter auch das einer berühmten Wissenschaftlerin, die neue Terraforming-Strategien erforschte. Die Realität ist jedoch noch schlimmer als die offiziellen Berichte: Etwas Schreckliches ist aus den Gletschern ausgebrochen, die die Oberfläche des Planetoiden bedecken, und nun haben die rauen klimatischen Bedingungen zur Entstehung einer neuen Spezies geführt, die noch gefährlicher sein könnte als die tödlichen Außerirdischen, die als Xenomorphe bekannt sind. Und es gibt jemanden, der nicht vergessen hat, welche Rolle der grausame Megakonzern Weyland-Yutani bei dem Massaker auf LV-695 gespielt hat … jemand, der entschlossen ist, Rache zu nehmen, und der die Ankunft der Descendant als perfekte Gelegenheit sieht, seine Mission zu erfüllen.

Mit diesem Band schließt Declan Shalvey (Deadpool, Moon Knight) seinen Streifzug durch das fiktive Alien-Universum ab: Zunächst mit einer Sondergeschichte, die den biologischen Ursprung der neuen Xenomorph-Variante enthüllt, und dann mit einem atemberaubenden Handlungsbogen, gezeichnet von dem sehr talentierten italienischen Künstler Andrea Broccardo (Star Wars, Marauders).


Rezension

Im Jahr 2208 kehrt die Weyland-Yutani Corporation zu LV-695 zurück, um das Schiff Boreas zu bergen. Mit dabei ist mit Jun Yutani ein Abkömmling der Yutani-Familie - und Cole. Diese scheint mehr über das zu wissen, das einst auf LV-695 geschah und hat ihre ganz eigenen Gründe den Mond zu betreten. In der eisigen Welt des Mondes lauert jedoch nicht nur eine Kreatur darauf, neue Opfer zu finden und bald sind alle in einem Kampf um Leben und Tod verwickelt.

Es gehört bei Autoren scheinbar zum guten Ton, bei Übernahme der Alienreihe zu versuchen, das Alien noch gefährlicher zu machen und eine neue Art des Aliens einführen zu wollen. Und das bei einer Spezies, die bereits bei ihrem ersten Auftritt auf der Kinoleinwand als perfekter Organismus bezeichnet wurde und Säure als Blut besitzt. Dementsrpechend sind auch bisher alle Autoren mehr oder weniger daran gescheitert, mit zwei Ausnahmen. James Cameron fügte mit der Alienkönigin den Xenomorphen einen neuen sinnvollen Aspekt hinzu und auch im neuesten Film Alien: Romulus ist das Hinzufügen einer neuen Art des Aliens durchaus gelungen. Aber was diese beiden Beispiele von den anderen Versuchen abhebt, ist, dass sie das Bestehende sinnvoll erweitern und dies auch nutzen. Und genau hier liegt das Problem mit Declan Shalveys Schöpfung in Alien: Tauwetter und Descendant. Die neue Art der Spezies trägt nichts zur Geschichte bei. Klar ist ein Kampf zwischen zwei Arten des Xenomorphen spektakulär, wobei auch hier der Comic etwas enttäuscht, aber man könnte die neue Spezies komplett weglassen und es würde an der Handlung nichts ändern, die ansonsten genauso ablaufen würde, da auf dem Planeten eine andere Spezies vorhanden ist, mit der die Aliens im Krieg liegen und einen starken Gegner haben. Und ohne eine wirkliche Funktion sind die neuen Xenomorphen eben nichts weiter als ein netter Gimmick.
Trotz dieses großen Kritikpunktes ist Descendant jedoch ein guter Aliencomic, der einiges mehr zu bieten hat, als manch anderer. Selbstverständlich muss zwar Weyland-Yutani eine Rolle spielen, aber hier varriert Declan Shalvey wenigstens und kann ein kleinwenig überraschen, auch wenn die große beabsichtigte Wendung verpufft, da sie durch die Zeichnungen viel zu früh preisgegeben wird. Dennoch ist Descendant spannend, da Declan Shalvey direkt die Ereignisss aus Tauwetter aufgreift und weiterführt. Eine kleine Kröte muss man dabei schlucken, da es doch unglaubwürdig ist, dass sich jemand so leicht bei diesem großen Konzern einschleusen kann, aber ansonsten ist Descendant ausreichend durchdacht und stellenweise spannend. Und gerade die Rückblicke sind gelungen und geben einem Charakter die benötigte Tiefe. Insgesamt hat Declan Shalvey hier alles gut und halbwegs logisch zusammengeführt und eine wirklich gute Geschichte erzählt, wäre nur nicht die unnötige Einführung einer neuen Xenomorphspezies.

Andrea Broccardo steigert sich in der Darstellung der Aliens, die nun etwas wuchtiger daherkommen und bedrohlicher wirken, wie es auch sein soll. Und auch seine Actionszenen sehen besser aus, lassen aber immer noch etwas an Wucht vermissen.
Declan Shalvey selbst hat auch zum Zeichenstift gegriffen und die Rückblicke in der Geschichte inszeniert. Diesen sehen ganz gut aus, sind aber nicht herausragend. Sein Stil ist einfach gehalten, transportiert aber alles was nötig ist.

Neben der Hauptgeschichte ist noch eine Kurzgeschichte aus dem Annual enthalten, die die Entstehung der neuen Xenomorphspezies erzählt. Und da die Aliens nicht sprechen können, kommt diese vollständig ohne Text aus. Eigentlich ist dies eine Steilvorlage für einen Comic, schließlich ist dieser ein visuell zentriertes Medium, allerdings muss dann auch alles über Bilder erzählt werden, wenn auf Text verzichtet wird. Und das heißt, der Zeichner muss sich dessen bewusst und extrem gut sein in Panelaufteilung und Seitenstruktur. Leider ist dies bei Danny Earls nicht ganz der Fall. Die grobe Handlung kann man sich zusammenreimen, aber Details gehen in seinen Bildern verloren. Er zeichnet teilweise zu unübersichtlich und ist etwas zu nachlässig in Aufteilung und Struktur, so dass der Leser nicht alles erfassen kann und mitbekommt. Inhaltlich gibt es hier nichts, was nicht schonmal dagewesen wäre und so ist dieser Beitrag ganz nett, aber nicht wirklich notwendig und unterstreicht nur, wie überflüssig die Einführung der neuen Xenomorphe ist.


Fazit

Declan Shalvey liefert einen runden und gelungenen Abschluss seiner Geschichte, auch wenn dieser ein paar Schwächen besitzt. Alien: Tauwetter und Descendant bilden eine gute Einheit, die mit Sicherheit zu den guten Aliencomics gezählt werden kann.


Pro & Contra

+ ein paar kleine Überraschungen
+ erzählt die Handlung aus Tauwetter gelungen weiter

- unnötige neue Xenomorphspezies

Bewertung: sterne4

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Zeichnungen: 3,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4/5


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