Sherlock Holmes und das Geheimnis der Sachertorte (Gerhard Tötschinger)

sherlock holmes und die sachertorte

Langen Müller (München 1988)
Gebundenes Buch, 288 Seiten, nur noch antiquarisch erhältlich
ISBN: 978-3784422053

Genre: Krimi


Rezension

Wien ist nicht nur die Hauptstadt des alten Habsburger-Reiches. Wien ist auch der Geburtsort der berühmten Sachertorte. Im 19. Jahrhundert wurde sie von Franz Sacher, den Inhaber des gleichnamigen Restaurants und Hotels, entwickelt. Und ausgerechnet Anna Sacher kommt im Jahre 1913, am Vorabend des 1. Weltkrieges, das streng gehütete Originalrezept auf unerklärliche Art und Weise abhanden. Wer sonst kann da helfen, wenn nicht der englische Meisterdetektiv Sherlock Holmes?

Das Buch ist ein Roman. Auffällig daran sind die zahlreichen historischen Schwarzweißfotografien von den Orten, an denen Holmes und Dr. Watson wandeln.

Tötschinger wurde 1946 in Wien geboren. Der Österreicher machte sich als Intendant, Schriftsteller, Schauspieler, Regisseur und Fernsehmoderator einen Namen (zumindest national). Der geschiedene Vater einer Tochter und Lebensgefährte der Schauspielerin Christiane Hörbiger konnte sich auch für den Denkmalschutz sowie die Geschichte Österreichs sowie seiner Landeshauptstadt begeistern. Tötschinger erlag 2016 in Gschwendt einer Lungenembolie. Weitere Details zu seinem Lebensweg sind seiner Biographie in der Internetenzyklopädie „Wikipedia“ zu entnehmen.

Die interessensmäßigen Leidenschaften und Kenntnisse sind umfangreich in das Buch eingeflossen. Zeitweise wirkt die Handlung wie eine Zeitreise sowie ein Touristenführer durch das Wien des beginnenden 20. Jahrhunderts. Dazu passen die Literaturangaben am Ende des Buches.

Das Buch ist ein Pastiche, also ein Nachahmerwerk. Ohne nennenswerte Kenntnisse der Landessprache sollen Holmes + sein Adlatus einen Diebstahl aufklären und begeben sich dafür ins europäische Ausland. Über weite Strecken hinweg steht Dr. Watson im Vordergrund, während Holmes im Hintergrund agiert. Man muß sich schon auf die übertriebene Heimatliebe Tötschingers einlassen, um diesen Schreibstil zu mögen. Auch eine unglückliche Liebesgeschichte spielt zum Ende hin eine Rolle.

Was ist von diesem Buch zu halten? Wie könnte ein Fazit aussehen? Die politische Großwetterlage zu Beginn der 1910er Jahre spielt eine zentrale Rolle, ohne daß dies ausdrücklich erwähnt wird. Es scheint fast so, als sei die Pastiche ein Aufhänger dafür, um eine Geschichte aus dieser Zeit zu erzählen. Aber egal – wer sich darauf einlassen kann, hält sicher eine lesbare Geschichte in den Händen.


Dies ist eine Gastrezension von Felicia Rüdig, herzlichen Dank!

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