20 000 Meilen unter den Meeren - Illustrierte Schmuckausgabe (Jules Verne)

20000meilen

Verlag: Coppenrath; (Oktober 2023)
Gebundene Ausgabe: 528 Seiten; 38 €
ISBN-13: 978-3-649-64608-2

Genre: Science Fiction


Klappentext

„Weißt du, mein Freund, es geht um das Ungeheuer …
Wir werden die Meere von ihm befreien!
Eine sehr ruhmreiche Mission, die … allerdings auch gefährlich ist! Das ist eine dieser Reisen, von denen man nicht genau weiß, ob man wieder heimkehrt.“

Im Jahr 1867 wird die Fregatte Abraham Lincoln auf eine Expedition geschickt, um das riesige mysteriöse Wesen zu jagen, das seit einiger Zeit die Weltmeere unsicher macht und hinter zahlreichen Schiffsunglücken steckt. Mit dabei sind der Naturforscher Pierre Aronnax, sein unerschrockener Gehilfe Conseil und der kühne Waljäger Ned Land. Als die drei Gefährten im Kampf mit dem Ungeheuer über Bord gehen, lernen sie sein wahres Wesen kennen und begeben sich auf eine abenteuerliche Weltreise durch die Tiefen und Wunder der Meere.


Rezension

Im Jahr 1867 treibt ein unbekanntes Meeresungeheuer sein Unwesen. Diverse Schiffe fallen ihm zum Opfer und schließlich sehen sich die USA gezwungen, ein Kriegsschiff auszusenden, um das Ungeheuer zu erlegen. Mit an Bord sind Professor Aronnax, sein Gehilfe Conseil und der sehr bekannte Walfänger Ned Land. Als sie im Kampf mit dem Wesen über Bord gehen, werden sie unerwartet gerettet - von eben jenem Wesen. Denn wie sich herausstellt, ist das Ungeheuer eine gänzlich neue Errungenschaft der Wissenschaft. Es ist ein Unterseeboot, voller faszinierender Technik und mit einem Kapitän, der mit dem Wort geheimnisvoll nur unzureichend beschrieben ist. Da Kapitän Nemo Aronnax und seine Gefährten nicht von Bord lässt, um sein Geheimnis zu wahren, gehen sie mit ihm auf eine Reise um die Welt, bei der sie die geradezu unnatürlich wirkende Welt der Tiefsee in ihrer ganzen Schönheit und Grausamkeit kennenlernen.

20000 meilen1Neben und zusammen mit In 80 Tagen um die Welt, Die Reise zum Mittelpunkt der Welt und Reise zum Mond, ist 20 000 Meilen unter den Meeren der wohl bekannteste Roman Jules Vernes. Mehrfach wurde er verfilmt und Kapitän Nemo selbst wurde zu einer Figur der Popkultur, die immer wieder auch in anderen Werken aufgegriffen wurde z.B. in Alan Moores Liga der außergewöhnlichen Gentlemen. Und bald steht eine neue Fernsehserie mit der Nautilus an, in der Kapitän Nemo und sein legendäres U-Boot im Zentrum stehen werden und in der wohl die Vorgeschichte zu dem Roman erzählt wird.
Aber woran liegt diese ungebrochene Popularität von Nemo und der Nautilus, schließlich hat der Roman mittlerweile ca. 150 Jahre auf dem Buckel und ist zuweilen recht sperrig, wenn man nicht gerade Tiefseebiologie und an der Geschichte dieser Disziplin interessiert - oder generell der Faszination der Meere unterlegen ist.
Denn Jules Verne hat hier nicht nur einfach einen Abenteuerroman geschrieben. Zur Zeit der Entstehung des Romans 1868 war das Interesse am Meer und der Tiefsee sehr hoch und die Menschen wollten mehr darüber erfahren. Ein Abenteuerroman unter Wasser bot sich da geradezu an, um die Wesen, die sich unter Wasser verborgen halten, vorzustellen. Und genau dies tut Jules Verne immer wieder ausschweifend und gerne. An insgesamt 80 verschiedenen Stellen listet er die Bewohner auf und auf den Leser prasselt Name auf Name ein, natürlich auch noch klassifiziert, da Conseil einen Faible hierfür hat. Und doch wird das nicht unbedingt langweilig, weil Jules Verne hier immer mal wieder etwas Humor einstreut. Wenn man sich auf diese Aufzählungen einlässt, bleibt man seltsamerweise dran und erliegt auch irgendwie der Schönheit und Vielfalt des Meeres.
Trotzdem wäre dies allzu trocken und irgendwann doch langweilig, wenn sich Jules Verne nicht sonst als ein wirklich meisterhafter Erzähler erweisen würde, der Charaktere erschafft, die mittlerweile nicht mehr aus der literarischen Welt wegzudenken sind und die das ein oder andere Abenteuer erleben, von denen selbst in der heutigen Zeit, die allermeisten Menschen nur träumen können. Und das ist vermutlich eines der Dinge, das den Roman über die Jahre so frisch hält. Die Welt der Tiefsee ist nach wie vor das große Unbekannte. Es gibt da noch so viel zu entdecken und nach wie vor ist sie praktisch unerreichbar. Und so wirkt dieser 150 Jahre alte Science Fiction-Roman teilweise immer noch wie Science Fiction, denn Jules Vernes Phantasie hat mit der Nautilus ein U-Boot geschaffen, dass nach wie vor seinesgleichen sucht.
Bei den Charakteren muss man ganz klar Kapitän Nemo herausstellen. Diesen geheimnisvollen Mann, über den der Leser so gut wie nichts erfährt und dann doch sehr viel. Unklar bleibt wer er ist, auch20000 meilen32 wenn Jules Verne in einem späteren Roman seine Herkunft und seinen wahren Namen enthüllt, und doch wird sein Charakter immer mehr und immer feiner von Jules Verne herausgearbeitet. Nemo ist jemand, der zutiefst verletzt und enttäuscht wurde, auf Rache sinnt, dem die Menschheit im Ganzen eigentlich egal ist, der aber den Unterdrückten beisteht und eine große Liebe zum Meer besitzt. Er ist ein zwiespältiger Charakter, den Professor Aronnax und auch der Leser mal bewundern und mal verabscheuen kann und genau dies macht ihn so interessant. Die anderen Charaktere des Romans sind eher zweitrangig und fast stereotyp, wobei Professor Aronnax mehr Bedeutung zukommt. Er ist es, der über Nemo berichtet, der von seinen Taten mal schockiert und mal beeindruckt ist. Professor Aronnax schwankt in seiner Meinung über Nemo und muss sich immer wieder unbequeme Fragen in Bezug auf seine eigene Weltsicht stellen. Und genau wegen dieser einzelnen Zutaten ist 20 000 Meilen unter den Meeren so zeitlos und so spannend, so faszinierend und so packend, trotz der ganzen Aufzählungen von Meerestieren.

Coppenraths Schmuckausgabe tut der Bedeutung des Werkes und seiner literarischen Klasse Recht. Wie bereits bei anderen Schmuckausgaben des Verlages, ist das Buch wunderbar mit vielen Illustrationen, teilweise den Originalillustrationen der Erstveröffentlichung, versehen und genau dies zieht einen weiter in den Roman hinein. Zusätzlich wurde der Roman mit Beigaben versehen, die den Inhalt ergänzen. Es gibt z.B. eine Karte mit der Route der Nautilus, aber auch Informationen zu den Verfilmungen oder eine Schautafel zu den Kofferfischen. Herausragend sind hier jedoch ein Artikel Jules Vernes zur Zukunft der U-Boote, ein Rezept für gegrillten Oktopus aus dem Jahr 1851 und ein Brief Jules Vernes an seine Leser, der nach Abschluss des Romans veröffentlicht und abgedruckt wurde. Alles wurde zudem wunderbar aufbereitet und liebevoll gestaltet.

Damit nicht genug ist ebenso ein Nautisches Glossar enthalten, das bei so manchem Fachbegriff der See weiterhilft, ein Nachwort, ein Literaturliste und umfangreiche Anmerkungen zu jedem Kapitel des Romans, die sich am Ende des Romans befinden. Und wäre dem noch nicht genug, gibt es desweiteren einen Artikel über die Titelwahl, die gar nicht mal so einfach ist, wie man vermuten könnte und wie in diesen sogenannten Randnotizen zu erfahren ist.


Fazit

Jules Vernes 20 000 Meilen unter den Meeren ist ein Klassiker der Science Fiction-Literatur und so wie es aussieht, wird er das auch weiterhin bleiben. Der Roman ist spannend, hat mit Kapitän Nemo und der Nautilus zwei unvergessliche Charaktere und bietet ein großes Abenteuer. Diese Schmuckausgabe wird dem Roman gerecht und lässt ihn neu erstrahlen. So schnell wird es keine bessere Ausgabe dieses wichtigen Werkes der Science Fiction geben.


Pro & Contra

+ Kapitän Nemo und die Nautilus
+ wunderbar gestaltet, mit Lesebändchen und anderen Beigaben
+ eine Menge Zusatzinformationen, die den Roman nur interessanter machen

- viele Aufzählungen von Fischen und anderen Meerestieren

Bewertung: sterne5

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Gestaltung/ Design: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


Literatopia-Links zu weiteren Schmuckausgaben von Klassikern:

Rezension zu Frankenstein