Thienemann Verlag Stuttgart 2016
Taschebuch, 269 Seiten, 8,95 EUR
ISBN: 978-3-522-20227-5
Genre: Jugendbuch / Phantastik
Rezension
Krabat ist ein sorbischer Junge von 13 Jahren. Er ist Vollwaise und schlägt sich als Bettler durchs Leben. Vor der Mühle am Koselbruch haben ihn schon viele Leute gewarnt - dort sei es nicht geheuer. Wie es aber bei Kindern so ist: Die Neugierde lockt ihn dort hin. Schließlich wird ihm ein leichtes und schönes Leben versprochen. Der Preis dafür ist hoch: Das Wissen um die Schwarze Magie muss er mit seiner Seele bezahlen.
Preußler (1923 - 2013) hat diesen Roman 1971 erstmals veröffentlicht. Er hat dabei auf einen Stoff zurückgegriffen, den es mindestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gibt.
Krabat, die namensgebende Hauptfigur, ist eine Sagengestalt der Sorben. Die Krabat-Sage, um die es hier geht, ist eine Sammlung von Episoden unterschiedlicher Herkunft, die regional einer Person namens Krabat zugeschrieben wurden. Diese Episoden werden durch eine Rahmenhandlung zusammengehalten. Krabat wird in den Geschichten als anfangs gewöhnlicher Mensch beschrieben, der in den Besitz von Zauberkräften gelangt, die er überwiegend zu guten Zwecken einsetzt. Die Geschichten sind hauptsächlich in der Region zwischen Hoyerswerda und Königswärtha in der Oberlausitz angesiedelt.
Eine Version der Krabat-Sage ist am Ende - quasi als Epilog - beigefügt.
Die Geschichte des Lehrlings, der sich gegen seinen Meister behaupten muss und ihn zum Kampf (auf Leben und Tod) herausfordert, gibt es der Sekundärliteratur zufolge auch in vielen anderen Sagen; auch das Motiv der Erlösung durch die Liebe soll dort enthalten sein.
An dieser Stelle sei eine persönliche Bemerkung erlaubt: Ich bin mir nicht sicher, wann ich den Roman zum ersten Mal gelesen habe. Ich glaube, es war in den 1980er Jahren, zum Ende des Jahrzehnts hin. Damals war das Weltnetz noch völlig unbekannt; dementsprechend schwierig war es damals, an literaturwissenschaftliche Hintergründe zu kommen. Die sagenhaften Ansätze waren nicht bekannt, zumindest mir persönlich nicht.
Damals, beim ersten Lesen, hat das Buch zu mir gesprochen, wie man es heute so schön sagen würde. Ich habe es als atmosphärisch dicht und menschlich anrührend empfunden. Die Kraft, die Schönheit sowie die Reinheit der Liebe war für mich damals das zentrale Thema. Erst Mitte der 2020er Jahre beleuchtete ein Vortrag an der Volkshochschule die Krabat-Sage als Motiv.
Aber nichtsdestotrotz ist der Krabat eines der besten Kinder- und Jugendbücher, die ich je gelesen habe.