Amalthea-Verlag (Wien 2008)
259 Seiten; ISBN: 978-3-85002-652-4
Genre: Krimi
Klappentext
Eine literarische und kriminalistische Spurensuche. Was geschah wirklich mit Kronprinz Rudolf in jener Nacht vom 19. auf den 30. Jänner auf Schloss Mayerling? Der große Detektiv und sein ständiger Begleiter, Dr. Watson, finden sich plötzlich mitten im Geschehen, obwohl sie doch aus ganz anderen Gründen nach Österreich gekommen waren. Heuer wäre der Kronprinz hundertfünfzig Jahre alt - das regt an. Aus einer Vielzahl von Informationen lässt der Autor Historisches und Fiktion ineinander verfließen. Den historischen Blick auf das Unglück hinter sich lassend, entdeckt Sherlock Holmes verblüffende Beweise, die den Tod des Kronprinzen neu beleuchten. Voll atmosphärischer Details und historischer Genauigkeit beschreibt Gerhard Tötschinger die Zeit der Wiener Jahrhundertwende, die Politik, die Schauplätze sowie natürlich die berühmten Charaktere jener Epoche und versetzt seine Leser von der ersten Seite an in Spannung.
Rezension
Schloß Mayerling war bis 1899 ein Jagdschloß im niederösterreichischen Mayerling, etwas südwestlich von Wien. Hier starb Kronprinz Rudolf, seines Zeichens österreichisch-ungarischer Thronfolger, gemeinsam mit seiner Geliebten Marie "Mary" Alexandrine Freiin von Vetrra, in der Nacht zum 30. Januar 1889. Nach geschichtswissenschaftlichem Forschungsstand litt Rudolf unter Depressionen. In der bewussten Nacht tötete er zunächst seine junge Geliebte und dann sich selbst.
Doch wie es so geht im Leben: Kaum ist der englische Meisterdetektiv Sherlock Holmes - zusammen mit seinem Adlatus Dr. John Watson - in der Nähe, erfahren wir die wahren Hintergründe.
Tötschinger (1946 - 2016) ist nicht nur Buchautor, sondern auch Intendant, Schauspieler, Fernsehmoderator soei Regisseur gewesen.
Das Buch ist ein Pastiche, also ein Nachahmerwerk. Das Ermittlerduo Holmes & Dr. Watson sind in Österreich unterwegs; es geht um den Tod des Kronprinzen Rudolf. Für einen nicht-österreichischen Leser ist diese Episode völlig unbekannt; ein deutscher Leser (beispielsweise) muss sich erst einmal in die historischen Zusammenhänge einfinden, um überhaupt einen Zugang zu der Geschichte zu finden.
Tötschinger verbindet historische Daten, Fakten und Personen mit fiktiven Elementen; so entsteht auch ein Sittengemälde des Österreichs des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Es ist einfach zu offensichtlich, dass sich das Buch an eine dortige Leserschaft wendet; es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass das Buch nicht auf dem deutschen Buchmarkt, geschweige denn in deutschen öffentlichen Büchereien enthalten ist.
DIe Ausführungen sind langatmig und schwülstig, fordern somit die Geduld des Leser. Es dauert bis der kriminalliterarische Teil erreicht ist - Arthur Conan Doyle kommt schneller in medias res. Über weite Strecken ist die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Dr. Watson erzählt.
Dies ist eine Gastrezension von Andreas Rüdig, herzlichen Dank!
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