Verlag: Dantes; (Dezember 2023)
Softcover: 192 Seiten; 20 €
ISBN-13: 978-3-946952-96-1
Genre: Samurai/ Abenteuer/ Eastern/ Drama/ Horror
Klappentext
Während Miyamoto Usagi das feudale Japan durchwandert, spürt er etwas Unsichtbares, Überwollendes, das ihm überallhin folgt. Es handelt sich um einen alten Gegner des Rammler-Ronins, nämlich um den seit den in „Kusanagi“ geschilderten Ereignissen totgeglaubten Dämon Jei – auch bekannt als „die Klinge der Götter“ -, der vom Körper der Schwertkämpferin Inazuma Besitz ergriffen hat, um das Böse auszurotten, von dem er behauptet, es in Usagi erkennen zu können.
Derweil fühlt sich Boss Bakuchi bloßgestellt und beschämt, weil es ihm nicht gelingt, den Tod seines Sohnes zu rächen. Als er schließlich die auf dessen Mörderin ausgesetzte Belohnung verdreifacht, bekommt es Inazuma mit Unmengen von Kopfgeldjägern zu tun, die ihr ans Leben wollen. Wie ein Schwarm Spatzen stürzen sie sich auf ihre Beute.
In diesen Schwarm geraten Usagi, Gen und Streunender Hund sowie ein mysteriöser Fremder namens Isamu, die jeder für sich ein je eigenes Ziel verfolgen. Hauptfigur des vorliegenden Bandes ist aber ohne Frage der sehr geehrte Herr Jei … Stan Sakais augenzwinkernde Hommage an eine dämonische Hollywood-Figur, die einfach nicht totzukriegen ist.
Im Jahr 2020 wurde Sakai für seine Arbeit an Usagi Yojimbo in die Will Eisner Award Hall of Fame aufgenommen.
Rezension
Jei ist einer der großen Gegner Miyamoto Usagis und einer, der immer wieder auftaucht, auch wenn Usagi glaubt, ihn getötet zu haben. Nun ist er längere Zeit nicht mehr auf ihn getroffen und doch steht ihr nächstes Aufeinandertreffen bevor. Dieses hat Stan Sakai bereits seit längerem vorbereitet. Unter anderem sind Gen und Streunender Hund ihm begegnet. In Jei-San kommt es nun dazu, dass Miyamoto Usagi und Jei sich erneut gegenüberstehen. Allerdings wäre Stan Sakai nicht Stan Sakai, wenn er sich dafür nicht etwas besonderes einfallen lassen würde. Vor diesem Aufeinandertreffen sind in diesem Band zwei Kurzgeschichten enthalten, die dann aber auch mal direkt, mal indirekt mit Jei zu tun haben.
Es war eine dunkle, stürmische Nacht
In einer stürmischen Nacht findet Miyamoto Usagi Unterschlupf in einem Haus, dessen Besitzerin freundlich zu ihm ist und ihm Essen und Trinken gibt, während er sich aufwärmt. Doch dann wird es seltsam. Plötzlich bezeichnet sie ihn als ihren Liebhaber und ihr Mann taucht auf. Und das Ganze nimmt ein tödliches Ende. Doch das ist noch nicht das Ende der Geschichte.
Bevor Jei in diesem Band die Handlung bestimmt, macht Usagi eine seltsame und übernatürliche Erfahrung, die gut in den Band einführt und auf ihren wenigen Seiten vielmehr erzählt, als vermutet werden könnte. Dazu ist der Titel eine Hommage an die Peanuts.
Dunkelheit und Seele
Bruder Jizonobu, ehemaliger Samurai und jetziger Tempelvorsteher gilt als hervorragender Heiler. Aber auch er kommt an seine Grenzen als ein Junge im Dorf mit einer seltsamen Krankheit darniederliegt. Da bietet ihm ein anderer Priester namens Ibaraki Hilfe an. Doch dessen Hilfe hat immer einen Preis und er dient finsteren Göttern. Jizonobu lehnt ab. Doch als die Tochter des Fürsten Goyo ebenfalls an demselben erkrankt und dieser droht den Tempel niederzubrennen, wenn sie stirbt, muss Jizonobu eine Entscheidung treffen.
Es wird ganz düster in der Welt von Usagi Yojimbo und Stan Sakai liefert so einige Hintergrundinformationen für die kommende Geschichte, die dann deutlich nach diesen Ereignissen spielt. Und nie stimmte das Sprichwort, dass der Weg zur Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert ist, mehr.
Spatzen
Nach Jahren erhöht Boss Bakuchi das Kopfgeld für die Mörderin seines Sohnes, um nicht schwach zu erscheinen. Fast zeitgleich stoßen Bruder Sanshobo und Senzo bei einer Dämonenaustreibung auf eine Geschichte aus der Vergangenheit, die für die Gegenwart große Bedeutung hat.
Denn Inazuma, die von Jei besessen ist, wird in einem Kampf schwer verletzt und scheint sich endlich gegen ihn wehren zu können. Aber die Kopfgeldjäger sind bereits auf ihrem Weg und das einzige, was zwischen ihnen und ihrer Erlösung steht, sind Usagi, Gen, Streunender Hund und Sanshobo. Ein Kampf entbrennt, in dem es nicht nur ums Überleben geht.
Es ist wieder einmal erstaunlich, wie weit manche Dinge in Stan Sakais Geschichten zurückreichen und Bezug auf ältere Geschichten nehmen. Spatzen ist hierfür ein Musterbeispiel und dennoch muss man diese früheren Ereignisse nicht unbedingt kennen. Wer dies tut, wird allerdings Spatzen noch mehr genießen, als ohnehin schon. Mühelos verschmilzt Stan Sakai hier Drama, Action und Horror zu einer Geschichte mit einer in mehr als einer Hinsicht großen Tragik. Nur wenige Erzähler sind dazu fähig aus einer solchen Grundkonstellation, wie der, dass ein Mörder immer wieder zurückkehrt, eine solch epische, tragische und emotionale Geschichte zu machen. Dazu kommen dann noch viele Anspielungen, wie auf Akira Kurosawas Filme und einem Titel, der auf Shakespeare verweist. Spatzen ist ein weiterer Höhepunkt der Geschichten über den Samuraihasen. Und endet mit einer faustdicken Überraschung, die perfekt zur Geschichte passt und auch zu einem Slasherfilm passen würde.
Stan Sakais Zeichnungen sind immer wunderbar anzuschauen, aber Sanshobos Kampf mit einem Dämon und Isumas letzter großer Auftritt stechen dann doch nochmal heraus. Zusätzlich sind im Bonusmaterial einige der besten Cover der ganzen Reihe abgedruckt.
Fazit
Der Titel des Bandes, Jei-San, gibt grob die Richtung vor und bereitet den Leser dennoch nicht auf das vor, was ihn erwartet. Denn die Geschichte über das Schicksal Inazumas ist tragisch, actionreich, emotional und vor allem packend. Nach der langen Zeit und so vielen Seiten, schafft es Stan Sakai nach wie vor zu überraschen und zu begeistern.
Pro & Contra
+ alle Charaktere besitzen Tiefe
+ spannend bis zum Schluss
+ kann überraschen
Bewertung:
Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Stan Sakai:
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