Rostige Herzen Bd.2 – Inspiration (Munuera, Beka)

rostige herzen 2

Verlag: Carlsen; (Juli 2024)
Gebundene Ausgabe: 72 Seiten; 22 €
ISBN-13: 978-3-551-79893-0

Genre: Steampunk/ Dystopie


Klappentext

„Ein Buch, das gelesen wird, ist eine Stimme, die nie verklingt ...“

In einer Welt, in der Roboter den Menschen zu Diensten sind, führt die junge Eva ein Leben als Herumtreiberin. Eines Tages entdeckt sie ein Buch, dessen Lektüre sie aufwühlt. Denn die Autorschaft dieses Werkes stellt die Herrschaftsverhältnisse ihrer Welt infrage. Plötzlich befindet sich Eva in einem Kampf gegen dunkle Kräfte, die das Buch vernichten wollen.


Rezension

Als sie noch jung ist, werden Evas Eltern von zwei Robotern, sogenannten Spürhunden, ermordet. Wer der Auftraggeber ist, weiß sie nicht. Warum ebenso wenig. Fortan lebt sie auf der Straße und verschafft sich mit einem einfachen, aber genialen Trick Zutritt zu den Häusern der Reichen, wo sie dann immer für ein paar Tage bleibt und deren Reichtum genießt, während die Besitzer fort sind. Dann allerdings läuft nicht alles wie geplant. Ihr Vater hatte bei ihr die Liebe zu Büchern geweckt und bei einem ihrer „Hausbesuchen“ stolpert sie über ein ganz besonderes Buch, über dessen Lektüre sie einschläft. Als sie erwacht steht der Roboterbutler vor ihr und hilft ihr sogar. Denn er hat erkannt, dass Eva eine besondere Einstellung zu den Dienern der Menschen hat.
Währenddessen führt ein Mann einen wahren Kampf gegen kreative Roboter und ihre Werke und schon bald wird Eva in diesen Kampf hineingezogen.

Rostige Herzen ist eine eigenwillige, etwas sperrige und zugleich seltsam zugängliche Reihe, wie Jose Luis Munuera und das Autorenduo Beka bereits mit dem ersten Band bewiesen. In einer Welt, die den Südstaaten der USA im 19.Jahrhundert ähnelt, aber auch viele Elemente der Moderne besitzt, lassen sie ihre Protagonisten agieren und mit Robotern interagieren. Dabei sind die Roboter, neben ihrer Versinnbildlichung von K.I., auch vor allem eine Metapher für Menschen, die in irgendeiner Form unterdrückt werden.
Im ersten Band von Rostige Herzen ging es zwar auch um Ausbeutung und Sklaverei, neben anderen wichtigen Themen, aber die Geschichte über Isea war eine recht persönliche.
Diese Zentrierung auf einen Hauptcharakter bleibt zwar bestehen, aber die allgemeinen Themen K.I., Unterdrückung und das Verhalten der Reichen und Mächtigen tritt deutlicher hervor. Und das ist gut so. Denn die ganze Welt von Rostige Herzen ist eine einzige große Bühne für genau solche Geschichten, die neben einer starken grundlegenden und spannenden Handlung, auch eine gewisse Tiefe und zeitgenössischen Themen in einem anderen Gewand mitbringen. Und dieses Konzept setzen Beka und Munuera unheimlich gut um. Wer will, kann an der Oberfläche bleiben und Inspiration als ein großes Abenteuer und letztlich eine Hetzjagd durch die Südstaaten ansehen, aber die andere Seite ist nie zu übersehen. Wie die Verfolger Evas versuchen, unliebsame Individuen zum Schweigen zu bringen, spiegelt sich gerade heute bitter in der Realität wieder.
Und so legen Munuera und Beka einen in der Tat wichtigen Comic vor, sofern man sich darauf einlässt, der viele unterschiedliche Fragen stellt, auf die er zwar keine Antworten geben kann und will, aber durchaus zum Nachdenken anregt. Das Ersetzen der Sklaven durch Roboter ist dabei ein brillanter Einfall, da so eine Projektionsfläche für den Leser geöffnet wird.
Wie gesagt, kann man aber auch an der Oberfläche bleiben und erlebt dann ein Abenteuer mit der „einfachen“ Fragestellung, was Inspiration ausmacht und spannend und packend geschrieben ist.

Eine gute Geschichte verdient auch mindestens gute Zeichnungen. Diese liegen bei Rostige Herzen in der Hand von Jose Luis Munuera und der hat schon oft bewiesen, dass er Geschichten perfekt mit seiner Bildsprache umsetzen kann. Inspiration ist dabei keine Ausnahme.
Während die Charaktere für Munuera typisch eher etwas überzeichnet und comichafter sind, bannt er die Welt von Rostige Herzen sehr realistisch aufs Papier. Dieses Spannungsfeld zwischen Charakteren und Hintergrund hilft allerdings dabei, den Leser in die Geschichte zu ziehen. Und einmal drin, will man nicht mehr heraus.
Denn Munuera geht kreativ mit den Möglichkeiten des Comics um. Bietet dem Leser immer wieder etwas fürs Auge, bei dem man verweilen und zur Ruhe kommen kann, bevor die Spannung wieder angezogen wird. Der Rhythmus der Erzählung ist auf den Inhalt abgestimmt und mehr als einmal übernimmt Munuera der Handlung dienlich die Erzählung mit seinen Bildern und Beka können auf Text verzichten, wodurch die Wirkung mancher Szenen noch intensiver wird. Und dann sind da auch noch die ein- und zweiseitigen Zeichnungen in denen Munuera sein ganzes Können zeigt.


Fazit

Klug nutzen Beka und Munuera den Hintergrund ihrer Geschichte, um aktuelle Fragen und Umstände zu thematisieren. Dabei besitzt die Handlung eine traurige Aktualität.


Pro & Contra

+ Handlung mit Tiefgang
+ starke und interessante Charaktere
+ großartige Zeichnungen

Bewertung: sterne5

Handlung: 5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5


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