Schlange und Speer Bd.3 – Fünf Blumen (Hub)

Schlange und Speer 03

Verlag: Splitter; (August 2024)
Gebundene Ausgabe: 112 Seiten; 25 €
ISBN-13: 978-3-96219-562-5

Genre: Thriller/ Historik


Klappentext

Reich der Azteken, 1454

In Tenochtitlan, der Stadt im See, kursieren seit einiger Zeit Gerüchte. Überall im Reich, bis in die entlegensten Winkel, tauchen die Mumien von Mädchen auf, die allesamt grausam ermordet und auf die gleiche Weise zugerichtet worden sind.
Um jede Unruhe zu vermeiden, versuchen die Stadtoberen, die Angelegenheit zu vertuschen. Mit der Untersuchung des Falls wird insgeheim Schlange beauftragt, ein skrupelloser, aber sehr effizienter Funktionär. Der einflussreiche Priester Cozatl wiederum fürchtet aufgrund gewisser Indizien, dass die Morde in Zusammenhang mit dem Orden stehen, den er leitet. Er will darum so schnell wie möglich seinen alten Freund Augen-Speer davon überzeugen, parallele Ermittlungen aufzunehmen. Schlange und Augen-Speer kennen sich allerdings schon seit ihrer Schulzeit, und ihr Verhältnis war stets angespannt gewesen.
Wer von den beiden wird nun dieses dunkle Rätsel als Erster lösen?


Rezension

Augen-Speer und Schlange sind weiterhin auf der Spur des Mörders, der seine Opfer als Mumien zurücklässt. Und die Zeit drängt, denn Fünf-Blumen, die Tochter von Schlanges Schwester wurde entführt. Zudem gibt es endlich eine Zeugin, denn eins der Opfer des Mörders konnte entkommen, aber ihr Zustand lässt wenig Hoffnung, etwas von ihr zu erfahren. Dennoch könnte sie nützlich sein, um den Täter anzulocken. Und dann ist da noch eine alte Erinnerung Augen-Speers, die ihn und Schlange in das Große Haus des Wissens führt, wo die Kodizes aufbewahrt werden, die nur wenige einsehen dürfen. Ein Ort, an dem ihn bereits Augen-Speers Lehrer mitnehmen wollte, als in seiner Kindheit die erste Mumie auftauchte. So kommen die Ermittler zwar näher, aber es wird immer gefährlicher für sie, denn nicht nur begegnen sie dem Mörder, sondern bald wird es auch politisch.

Nach einem ausgiebigen Ausflug in die Vergangenheit der Charaktere konzentriert sich Hub in Fünf-Blumen wieder mehr auf die Ermittlungsarbeit von Augen-Speer und Schlange, die mittlerweile zusammenarbeiten. Zusätzlich gerät dieses Mal aber auch eine politische Komponente mehr in den Fokus, denn Cozatl, Priester des Tlaloc und Auftraggeber von Augen-Speer beginnt gegen seinen Freund und Schlange zu intrigieren, da er Schaden für die Priester von Tlaloc befürchtet. Und diese Intrige nimmt am Ende ein Ausmaß an, die einen gespannt auf die Fortsetzung warten lässt. Die Handlung wird also noch komplexer, als sie ohnehin schon ist und bleibt dabei doch leicht verständlich und übersichtlich. Dies gelingt Hub durch die Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart zu einem großen Ganzen. Denn dass die Auflösung des Falles in der Vergangenheit liegt, ist spätestens jetzt vollkommen klar und die Frage, wer der Täter ist und warum er mordet, wird immer interessanter.
Hub hat mit Schlange und Speer bisher einen hochinteressanten und spannenden Thriller in ungewöhnlicher Umgebung geschaffen. Dabei nutzt er alle Zutaten, die dieses Genre benötigt und lässt die Hauptfiguren im Rahmen der damaligen Möglichkeiten ihre Schlüsse ziehen und Untersuchungen durchführen. Großartig inszeniert ist die Szene, in der Schlange und Augen-Speer einen wichtigen Umstand über die Morde entdecken, mit der Hub gleichzeitig klarmacht, welche besonderen Fähigkeiten Augen-Speer besitzt. Die tickende Uhr im Hintergrund mit der Suche nach der Tochter von Acacitli hätte es da schon gar nicht mehr gebraucht, denn die Handlung ist auch so schon spannend genug. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass hinter ihrer Entführung noch mehr steckt.
Obendrauf bekommt der Leser einen ersten Blick auf den Täter spendiert, was mit einer Actionszene und wilden Verfolgungsjagd durch die Stadt geschieht, die perfekt inszeniert ist und die Spannungsschraube weiter anzieht.
Eine spannende Handlung garantiert jedoch noch keinen guten Comic, dafür Bedarf es auch guter Charaktere und die stehen wie gewohnt bei Hub im Fokus. Er arbeitet seine Hauptfiguren immer weiter aus, enthüllt weitere Facetten an ihnen und in einem Fall macht er endgültig klar, dass die Person nicht unbedingt die ist, für die man sie anfangs hielt. Selbst Charaktere, die etwas Humor hineinbringen, wie die alte Heilerin, besitzen ausreichend Tiefe. Hub spielt einfach all seine Stärken als Erzähler aus.

Dasselbe gilt für die Zeichnungen. Die Welt von Schlange und Speer ist lebendig und detailliert. Hub erzeugt nicht durch extra dunkle Farben, die richtige Atmosphäre für einen Serienkillerthriller, sondern erschafft diese allein durch seine Auswahl von Perspektiven, Bildausschnitten und Rhythmus. Er braucht keine Taschenspielertricks, um sein Ziel zu erreichen, er verlässt sich auf seine Fähigkeiten als graphischer Erzähler und gerade dadurch werden seine Welt und seine Charaktere lebendig. Mit jedem Panel fängt er genau das ein, was an der Stelle benötigt wird und setzt Zeichnungen über eine ganze Seite nur dann ein, wenn sie die Wirkung verstärken.


Fazit

Die Jagd nach dem Serienkiller in Tenochtitlan geht weiter und gewinnt an Komplexität in allen Belangen. Die Reise ins dunkle Herz der Stadt wird immer faszinierender und ist unglaublich spannend.


Pro & Contra

+ wird spannender und komplexer
+ großartige Actionszene
+ Augen-Speers Entdeckung und ihre Inszenierung
+ Politik gewinnt an Bedeutung

Bewertung: sterne4.5

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 5/5
Zeichnungen: 5/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4,5/5


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