Die tausend Leben des Ardor Benn – Die Abenteuer des Meisters von List und Tücke 1 (Tyler Whitesides)

Ardor Ben 1

Verlag: Panini; (Oktober 2022)
Taschenbuch: 800 Seiten; 19 €
ISBN-13: 9783833242793

Genre: Fantasy


Klappentext

Gentleman. Gauner. Legende.

Ardor Benn ist kein gewöhnlicher Dieb. Er ist gerissen, ehrgeizig und ein Meister des komplexen Coups. Sich selbst bezeichnet er gerne als „außergewöhnlicher Gentleman-Gauner“. Als ein Priester ihn für den bislang riskantesten Job seiner Karriere anheuert, weiß Ardor nur zu gut, dass er dafür mehr als Schlagfertigkeit und Taschenspielertricks benötigt. Er stellt daher eine illustere Truppe aus Fälschern, Täuschern, Intriganten und Dieben zusammen und macht sich daran, den mächtigsten König zu bestehlen, den das Reich je gesehen hat.
Doch schon bald wird klar, dass hier mehr auf dem Spiel steht als Ruhm und Ehre – Ardor und seine Leute könnten die letzten Hoffnung der gesamten Menschheit sein.


Rezension

Ardor Benn ist ein Trickbetrüger, Dieb, Verbrecher, oder wie er es ausdrücken würde: Ein Meister von List und Tücke. Er hat schon viele Reiche um ihr Hab und Gut gebracht und genau dieser Ruf sorgt dafür, dass er von einem Angehörigen der Religion der Reisenden, noch dazu von einem Eiland, einen Auftrag bekommt, der nicht spektakulärer ausfallen könnte. Er soll die Kronjuwelen stehlen und das ohne zunächst zu wissen warum. Ardor Benn macht sich an die Arbeit und bereitet sein bislang größtes Meisterstück vor. Dabei braucht er die Hilfe seines Freundes und Partners Raek, genauso wie von den Verkleidungskünstlern Elbrig und Cinza und der schönen Einbrecherin Quarrah, die überall hineinkommt. Und die Hilfe ist bitter nötig, denn nicht nur muss sich Ardor Benn mit den Regulatoren des Königs Pethredot anlegen, nein, er muss auch nach Pekal reisen, wo die Drachen leben und damit ist die von Eiland Halavend gestellte Aufgabe noch nicht einmal halb erledigt, denn das Schwierigste besteht ihm noch bevor, die mögliche Begegnung mit Tanalin Phor, die Ardor Benn einst geliebt hat und der er glauben machte, er sei tot.

Laut eigener Aussage wollte der auf Kinderbücher spezialisierte Tyler Whiteside eigentlich schon immer eine Highfantasy-Reihe schreiben. Dies hat er nun mit Ardor Benn getan. Und der Start in die Trilogie macht gleich mit der Dicke des Romans klar, dass es episch werden wird.
Denn auf ca. 800 Seiten erzählt Tyler Whitesides von dem vielleicht größten Diebstahl, den Ardor Benn mit seinen Gefährten je durchgezogen hat.
Wobei die Geschichte nicht mit dem Diebstahl endet, sondern sich danach noch in etwas viel Größeres verwandelt. Der Weg dorthin ist allerdings erstmal lang – im wahrsten Sinne des Wortes. Tyler Whitesides nimmt sich viel Zeit, um seine Figuren und seine Welt vorzustellen und die Vorbereitungen des Einbruches darzustellen, nur um letztendlich Ardor Benn, die Meisterdiebin Quarrah und Ardors treuen Freund Raek auf unvorhergesehene Schwierigkeiten treffen zu lassen, die sämtliche Pläne umwerfen. Man braucht also schon etwas Geduld, bis der Roman ab ungefähr der Mitte so richtig Fahrt aufnimmt. Allerdings wird man gleichzeitig im ersten Teil mit viel Humor und den Charakteren entschädigt. Denn Ardor Benn gelingt es mühelos in die Fußstapfen eines Danny Ocean oder Arsene Lupin zu treten, die auch immer mit einem Augenzwinkern agieren. So gibt es gleich mehrere tolle Charaktermomente und skurrile Szenen, die aber dafür sorgen, dass die Charaktere einem nicht fremd bleiben, sondern sympathisch werden. Und alles ist dann auch nicht komisch. Hierfür sorgt allein schon der Handlungsstrang mit Ardors Auftraggeber, der für einiges an Spannung sorgt und ein Rätsel bis weit gegen Ende des Buches beinhaltet. Und nachdem der Diebstahl begangen wurde, passieren zwei Dinge. Der Humor tritt deutlich zurück und es wird angemessen ernster und die Handlung nimmt soviel Tempo auf, dass der Leser praktisch atemlos die Seiten umblättert. Was am Anfang etwas an Tempo fehlte, ist hier fast schon zu schnell. Hier merkt man dann auch, dass es eben Tyler Whitesides erster Fantasyroman ist, der sich an Erwachsene richtet, da er noch nicht ganz die Balance hat. Aber das ist meckern auf hohem Niveau.

Neben den Charakteren ist die Welt, in der sie agieren, ein ganz großer Lesegrund. Tyler Whitesides erschafft mit dem Großem Archipel und der Verknüpfung mit den Drachen eine vertraut wirkende, aber dennoch eigenständige Welt mit vielen frischen Ideen. Hervorgehoben werden muss da natürlich die Form der Magie in seiner Welt, die nur mit dem sogenannten Malm praktiziert werden kann. Dafür aber von jedem, der etwas Malm zum Verbrennen hat. Die Idee, dass Drachen für die Herstellung des Malms notwendig sind und es darum eine ganze, sehr stark reglementierte Industrie gibt, die auch Experten für Malmmischungen hervorgebracht hat, ist brillant und gibt Tyler Whitesides viele Freiheiten, ohne Malmanwender übermächtig werden zu lassen, da dieses knapp ist und immer knapper wird. Warum dies so ist, muss allerdings jeder selbst lesen. Hinzukommt die Gestaltung der Welt als Inselreich, was der Handlung hilft und erst so manches möglich macht. Die tausend Leben des Ardor Benn spielt nicht einfach vor dem Hintergrund einer generischen Fantasywelt, sondern seine Handlung erwächst aus ihrer ureigenen und das macht den Roman letztlich richtig gut.


Fazit

Die tausend Leben des Ardor Benn präsentiert eine Fantasywelt mit frischem Ideen, tollen Charakteren und eine gelungene Handlung, die durchdacht ist und aus der Welt erwächst, in der sie stattfindet. Die wenigen Schwächen spielen da keine Rolle. Klare Leseempfehlung!


Pro & Contra

+ faszinierende Welt
+ spannend und voller Witz
+ für Fans von Locke Lamora, Danny Ocean und Arsene Lupin

0 am Ende etwas gehetzt

Bewertung: sterne4.5

Charaktere: 4,5/5
Handlung: 4,5/5
Lesespaß: 4/5
Preis/Leistung: 4,5/5