Cross Cult (2024)
Paperback, 496 Seiten, 19,00 EUR
ISBN: 978-3-98666-660-6
Genre: Grimdark / High Fantasy
Klappentext
Aus den Legenden … ins Blutbad
Obwohl Narvila, Aiby, Cinn, Decanra und Mef einst in königliche Familien geboren wurden, leben sie heute fernab aller Schlösser oder Throne: Als waffenstarrende Söldnerinnen metzeln sie sich durch eine brutale Welt, weisen sie Ungeheuer wie Unmenschen in die Schranken. Doch die Prinzessinnen stellen sich nicht nur Vampiren, Kobolden sowie Würmern und Ratten aller Art. Als ein Serienmörder mit einer Vorliebe für Königstöchter gleich mehrere Reiche in Aufruhr versetzt, begeben sich Narvila und ihre Gefährtinnen auf eine riskante Jagd – die zu einem wahren Prinzessinnen-Blutbad führt und für die fünf Freundinnen alles verändern könnte …
Rezension
“Man kann im Vorfeld nie sagen, wohin man gehört. Aber man weiß, wohin man nicht gehört, wenn man dort gewesen ist.“ (Seite 112)
Nachdem die Prinzessinnen im zweiten Band viel Zeit mit dem Schutz eines unausstehlichen Helden verbracht haben, widmen sie sich in „Hoheitliches Gemetzel“ wieder ihrer Kernkompetenz: der Rettung von Prinzessinnen. Narvila, Aiby, Mef, Decanra und Cinn sind im sogenannten Flickenteppich unterwegs, einer Region voller kleiner Königreiche, in denen bereits mehrere Königtöchter entführt wurden. Zurück blieb stets nur ein abgeschnittener Finger und niemand weiß, ob die Frauen noch leben oder ermordet wurden. Die Prinzessinnen hoffen auf guten Sold und wollen dem Entführer das Handwerk legen – doch sie scheitern. Der Entführer entwischt ihnen – mehrmals. Das wollen die Söldnerinnen keinesfalls auf sich sitzen lassen und bieten sich als Leibwächterinnen an. Ihre Falle schnappt zu, doch alles ist ganz anders, als gedacht …
Im dritten Band leiden die Protagonistinnen unter mehreren frustrierenden Erfahrungen. Sie kehrten (zwischen den Handlungen des zweiten und dritten Bandes) gemeinsam mit Aiby ins Hochland zurück, aus dem sie verbannt wurde, was neue seelische Wunden bei ihrer Anführerin hinterlassen hat. Darüber reden will sie nicht und so dauert es auch lange, bis die Leser*innen etwas über die Ereignisse im Hochland erfahren. Der Frust ist jedoch bereits auf den ersten Seiten zu spüren, hinzu kommt das Scheitern beim Schnappen des Entführers. Bei den Prinzessinnen läuft es wirklich nicht gut. Doch sie lassen sich nicht unterkriegen und sind fest entschlossen, ihren guten Ruf als Retterinnen von Prinzessinnen wiederherzustellen. Doch dann müssen sie feststellen, dass nicht der vermeintliche Entführer ihr Gegner ist – es sind die männlichen Verwandten der „entführten“ jungen Frauen, die meinen, über deren Leben bestimmen zu können.
“Hoheitliches Gemetzel“ wird zu einer Geschichte über Solidarität unter Frauen, die in dieser Fantasywelt allzu oft von Männern zwangsverheiratet, gedemütigt, verprügelt und vergewaltigt werden. Die Königstöchter führen zwar ihre Leben in Luxus, doch sie sind Gefangene in goldenen Käfigen, werden zu Ehen mit widerlichen Onkeln und Cousins gezwungen, um Kinder für die Erbfolge zu gebären. Sie sind politische Verhandlungsmasse, wollen dies aber nicht mehr sein und für ihre Freiheit und Selbstbestimmung kämpfen – wobei das Kämpfen meist die Prinzessinnen übernehmen, die den jungen Frauen zeigen, dass Freiheit auch für sie möglich ist. Doch diese Freiheit hat ihren Preis. Einen schmerzhaften und oftmals blutigen Preis.
Wie bereits in den beiden Vorgängerbänden wird die Geschichte aus Narvilas Sicht erzählt, abwechselnd mit Rückblenden, die oftmals einen Bezug zu den aktuellen Geschehnissen haben. Manchmal sind es aber schlicht kleine Einschübe mit mal humorvollen, mal nachdenklich oder auch traurig stimmenden Episoden aus dem Söldnerinnenleben. Narvila ist längst eine echte Prinzessin geworden, die meisterhaft ihre Schwertlanze schwingt und mit ihren Freundinnen nicht nur ein hoheitliches Gemetzel anrichtet. Ihre Freiheit hat sie sich mit Blut und Schmerz erkauft, ihr Körper ist von Narben gezeichnet und ihr Leben in ständiger Gefahr. Doch sie bestimmt nun selbst über dieses Leben und will nirgendwo anders sein als im Kreis ihrer Wahlfamilie. Dafür überlegt eine andere Prinzessin, ob sie weiterhin Monster und Männer niedermetzelnd durch die Welt reisen will oder endlich eine Heimat finden.
“Hoheitliches Gemetzel“ steht den anderen beiden Bänden in nichts nach. Es fließt wieder jede Menge Blut und die Protagonistinnen verprügeln jede Menge Männer, von denen viele schlicht eklige und brutale Typen sind, die meinen, mit Frauen alles machen zu können. So werden die Prinzessinnen oft belächelt und beschimpft, umso mehr Freude hat man dann daran, wenn die Typen ordentlich eins aufs Maul kriegen. Man könnte sagen, die Prinzessinnen kämpfen hier gegen das Patriarchat, doch sie und die Frauen, die sie beschützen, sind nur wenige gegen eine schiere Übermacht an Männern, die glauben, Frauen seien ihr Besitz und haben zu gehorchen. Doch die Prinzessinnen haben auf ihren früheren Abenteuern Eindruck hinterlassen und so erhalten sie unverhofft Hilfe. So kommt die Geschichte zu einem runden Abschluss, doch die Prinzessinnen scheinen längst nicht ihr letztes Abenteuer bestritten zu haben. Es gibt noch so einiges zu klären..
Der Roman endet übrigens nicht auf der letzten Seite, sondern schon etwas vorher. Darauf folgt die Danksagung von Christian Endres sowie mehrere Kurzgeschichten über die Prinzessinnen, die teilweise in Bonusheften veröffentlicht wurden oder auch nur einer kleinen ausgewählten Leserschaft zugänglich waren. Hier im dritten Band kommt man nun in den Genuss aller bisher verfassten Kurzgeschichten, die ganz typische Prinzessinnen-Episoden sind. Sie sind zugleich ein kleiner Trost dafür, dass der Autor in seiner Danksagung die „Trilogie“ als vollendet bezeichnet. Da will man ihm sofort ins Wort fallen, schließlich fehlen noch zwei Prinzessinnen auf den Covern! Es müssten mindestens fünf Romane sein, wobei „Die Prinzessinnen“ wohl noch mehr Bücher füllen könnten. Ob es weitergehen könnte, lässt sich aus der Danksagung nicht herauslesen. Es bleibt nur zu hoffen, dass Christian Endres zu seinen fünf großartigen Protagonistinnen zurückkehren wird.
“Ihr wart das Vorbild dafür! (…) Frauen, die nicht zurückstecken. Die sich ins Gefecht stürzen. Die für sich und andere, für die gerechte Sache eintreten.“ (Seite 425)
Fazit
“Hoheitliches Gemetzel“ hält, was der Titel verspricht: Die Prinzessinnen retten Prinzessinnen und vergießen dabei jede Menge Männerblut, doch vieles kommt auch ganz anders als gedacht. Mehr noch als in den beiden Vorgängerbänden geht es hier um Frauenfreundschaften, um weibliche Solidarität und den Kampf gegen ein grausames Patriarchat, das Frauen als politische Verhandlungsmasse und Besitz betrachtet.
Pro und Contra
+ blutige Grimdark-Fantasy mit Humor
+ fünf einzigartige, taffe und supersympathische Protagonistinnen
+ handelt im Kern von weiblicher Solidarität
+ die Prinzessinnen haben Eindruck hinterlassen, was ihnen hier zu Gute kommt
+ derb, unterhaltsam und mitreißend geschrieben
+ großartige Dialoge
+ atmosphärische, von Märchen inspirierte Fantasywelt
+ coole Covergestaltung, dieses Mal mit Mef
o Bonus: enthält alle bisher geschriebenen Kurzgeschichten
Wertung:
Handlung: 4/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4/5
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