Verlag: Carlsen; (März 2025)
Gebundene Ausgabe: 168 Seiten; 28 €
ISBN-13: 978-3-551-80338-2
Genre: Science Fiction
Klappentext
Captain Future, der Android Otto, der Roboter Grag und Professor Simon stehen zusammen mit der Spezialagentin Joan Landor in einem Wettlauf gegen die Zeit. Auf dem Planeten Megara wütet eine schreckliche Epidemie unter der Bevölkerung. Es gilt, ein Heilmittel zu finden, das die schrecklichen Mutationen stoppen kann. Einziger Anhaltspunkt sind die letzten Worte eines infizierten Agenten:
„Der ewige Herrscher … Degeneration der Spezies“.
Captain Future und seine Crew sind zurück! Angelehnt an die japanische Zeichentrickserie erzählen Sylvain Runberg und Alexis Tallone ein neues Abenteuer über den Herrscher von Megara. Damit holen sie Edmond Hamiltons Helden ins 21. Jahrhundert.
Rezension
Als das Wissenschaftlerpaar Elaine und Roger Curtis ihre neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen, den formwandlerischen Androiden Otto und den Roboter Grag, auf ihrer stellaren Raumbasis vorstellen wollen, werden sie Opfer eines Anschlags durch den Politiker Victor Corvo. Sie sterben, doch ihr kleiner Sohn Curtis überlebt und wird von Otto, Grag und Professor Simon, einem Gehirn in einem fliegenden Gefäß, aufgezogen.
25 Jahre später ist der erwachsene Curtis längst ein bekannter Kämpfer für Gerechtigkeit, der sich der Wissenschaft und dem Guten verschrieben hat. Mit seiner Comet fliegt er dabei durchs Weltall. Sein nächster Auftrag wird ihm direkt von der Regierung des Weltraums gegeben. Auf dem Planeten Megara gehen seltsame Dinge vor sich. Menschen verwandeln sich urplötzlich in seltsame Wesen, die voller Wut sind und übermenschliche Kräfte besitzen. Eine Obduktion eines der Opfer, zeigt, dass ihre DNA überschrieben wurde und sie sich rasant zurückentwickelten. Der Auftrag von Captain Future ist also klar, aber einfach ist er deswegen nicht. Bereits beim Anflug wird die Comet von einem feindlichen Schiff beschossen und auf Megara brodelt es, denn die Menschen behandeln die ursprüngliche Bevölkerung, die Primos, schlecht. Ein Aufstand scheint unvermeidbar zu sein und dieser wird von dem geheimnisvollen ewigen Herrscher nur weiter geschürt. Captain Future und seiner Crew bleibt kaum Zeit.
Captain Future ist in Deutschland Kult. Wer als Kind in den 80ern Fernsehen gesehen hat, hat auch unweigerlich die Abenteuer von ihm und seiner Crew gesehen. Zu ihrem Erfolg haben gleich mehrere Dinge beigetragen. Zum einen war sie die erste Animeserie im deutschen Fernsehen, die sich an ein etwas älteres Publikum richtete, aber dann war da auch noch die Comet, deren Design praktisch einmalig ist und vor allem auch die Musik von Christian Bruhn, die einfach ikonisch ist und fast mehr als alles andere die Erinnerung an Captain Future bestimmt. Phil Fuldner sollte viel später mit Christian Bruhns Komposition für diese Serie durch einen eigenen Remix sogar in den Charts landen. Captain Future ist also nicht einfach nur eine weitere, alte Serie.
Nun also haben Sylvain Runberg und Alexis Tallone Captain Future in einen Comic verwandelt. Sylvain Runberg hat dabei schon große Erfahrung, Romane als Comic umzusetzen, unter anderem schrieb er die Comicumsetzung der Trilogie über Lisbeth Salander. Das ist wichtig zu wissen, denn Captain Future war zunächst eine Romanreihe von Edmond Hamilton, die vom Studio Toei dann im Zuge des Erfolges von Star Wars verfilmt wurden. Bei dieser wurde die Handlung aber teilweise angepasst und verändert.
Sylvain Runberg und Alexis Tallones Captain Future ist nun inhaltlich eine eigene Annäherung an die Romane und das fällt recht schnell auf. Denn auch wenn die Handlung an sich gleich bleibt, so gibt es doch gravierende Unterschiede zwischen TV-Serie und Comic. Vieles wurde offensichtlich in der Serie vereinfacht und so mancher spannender Handlungsstrang ist dabei unter den Tisch gefallen. Und so bietet diese Version von Der ewige Herrscher auch für Serienkenner und alte Fans vieles, das es neu zu entdecken gilt.
Die Handlung wird um viele Facetten erweitert. Der Grund für die Epidemie ist ein leicht anderer, aber vor allem wird mehr auf die Kultur Megaras und dessen Geschichte eingegangen und woher der ewige Herrscher seine Macht eigentlich hat. Die ursprünglichen Bewohner Megaras, die Primos, werden viel besser charakterisiert und ihre Handlungen nachvollziehbar, wenn auch nicht entschuldigt.
Aber der ganz große Pluspunkt ist die Darstellung und Entwicklung der Charaktere. Insbesondere Joan Landor gewinnt deutlich an Profil. War sie in der deutschen Synchronisation der Serie mehr oder weniger die Frau in der Ecke, die Captain Future anschmachten durfte, ist sie nun eine starke, selbstbewusste Persönlichkeit, die dem Captain nicht einfach hinterherläuft. Am Anfang braucht Sylvain Runberg etwas Zeit, um ein Gefühl für ihren Charakter zu bekommen und da ist sie in ihrer absolut alles ablehnenden und besserwisserischen Art, sehr nervig und unsympathisch. Aber irgendwann kommt dann doch der Punkt, indem Sylvain Runberg genau das richtige Maß findet und Joan Landor sympathisch wird und trotzdem eine starke, selbstbewusste Frau bleibt, die für sich selbst einstehen kann. Und ab diesen Punkt fühlt sich die Crew der Comet dann auch wie ein richtiges Team an und es stört nichts mehr den Lesegenuß. Denn abseits von Nostalgie ist Der ewige Herrscher eine epische Science Fiction-Geschichte, die alles mit sich bringt. Es wird eine untergegangene Zivilisation erforscht, ein übermächtiger Gegner bekämpft, geforscht, um eine große Bedrohung abzuwenden, und ganz im Allgemein ein optimistischer Blick in die Zukunft geworfen. Wer möchte kann sogar noch einen aktuellen, gesellschaftlichen Bezug in der Handlung finden. Dabei hält Sylvain Runberg die Balance zwischen Handlung und Charaktermomenten, in denen man die Crew näher kennenlernt. Wie gesagt, ist der Anfang noch etwas holprig, was daran liegt, dass Joan Landor etwas zu forciert auf hart getrimmt und die Glorifizierung von Captain Future durch andere, dann doch ein bisschen drüber ist. Aber vielleicht ist das ein Zugeständnis an die alte Serie, in der das auch mal vorkam, um alte Fans abzuholen. Das legt sich recht schnell und dann lenkt nichts mehr von der Geschichte ab, die einem geradezu zum Umblättern zwingt, um zu erfahren wie es weitergeht.
Beim ersten Blick aufs Cover wird klar, Captain Future, Grag, Otto und die restliche Crew haben im Wesentlichen ihr gewohntes Aussehen. Und wer ehrlich ist, wird zugeben, dass ein Captain Future nur so aussehen darf, alles andere wäre zum scheitern verurteilt, egal wie gut die Geschichte ist und wie gut es erzählt wäre. Alexis Tallone lehnt sich nicht nur an das Design von Toei Animation an, er übernimmt es in großen Teilen und passt es nur behutsam an. Joan Landor hat z.B. eine andere Frisur. Einzig Otto hat eine etwas größere Neugestaltung erfahren und diese tut ihm gut. Er war in der Serie für den Humor zuständig und sah dementsprechend auch etwa lustiger aus, im Comic hingegen ist dies nicht der Fall und passt auch besser zu seinem Charakter. Ansonsten hat Alexis Tallone aber auch sehr gute Arbeit geleistet. Er bringt immer wieder interessante Perspektiven ein und die Zeichnungen sind, wenn es notwendig ist, schön dynamisch und die Comet ist perfekt umgesetzt.
Fazit
Captain Future ist zurück und er bleibt hoffentlich noch für viele weitere Abenteuer. Die Neuinterpretation von Edmond Hamiltons Helden ist ein episches Science Fiction-Abenteuer, das alten und neuen Fans viel zu bieten hat.
Pro & Contra
+ altes Design/ Neuinterpretation des Romans
+ viele neue Handlungsstränge für Fans
+ Charakterentwicklung
+ verlässt sich nicht auf Nostalgie
Bewertung:
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4/5
Zeichnungen: 4,5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 5/5
Literatopia-Links zu weiteren Titeln von Sylvain Runberg:
Rezension zu Stieg Larsson: Verblendung Bd.1
Rezension zu Stieg Larsson: Verblendung Bd.2
Rezension zu Schatten der Shinobi
Rezension zu Conan der Cimmerier Bd.8 – Der schwarze Kreis