Hairball (Matt Kindt, Tyler Jenkins)

hairball

Verlag: Cross Cult; (Februar 2025)
Softcover: 152 Seiten; 25 €
ISBN-13: 978-3-98666-678-1

Genre: Horror/ Drama


Klappentext

Ein übernatürlicher Albtraum, in dem Junji Ito auf Hayao Miyazaki trifft.

Ein junges Mädchen mit einer schwarzen Katze beginnt zu vermuten, dass das Tier hinter all ihren Problemen steckt: Dem Streit ihrer Eltern, Familienplagen und unzähligen übernatürlichen Schrecken. Während sie versucht, sich von dieser Kreatur zu befreien, entdeckt sie, dass die Katze vielleicht doch nicht böse ist. Steckt ein größerer Horror hinter den schrecklichen Ereignissen, die ihr Leben beeinträchtigen?

Aus der Vorstellungskraft von Eisner-Award-Gewinner Matt Kindt (BRZRKR, Sweet Tooth) und in Szene gesetzt von Tyler Jenkins (Spider-Man, Kings of Nowhere) und Hilary Jenkins, lässt dieser Mystery-Thriller dich nicht aus seinen Fängen.


Rezension

Anna hatte das Glück von einem kinderlosen Ehepaar adoptiert zu werden. Oder zumindest schien es so. Durch Zufall lief ihr am selben Tag, an dem sie zu ihren neuen Eltern kam, auch eine schwarze Katze zu, die sie Bestie nannte.
Doch das Leben in der Adoptivfamilie ist bei weitem nicht so einfach, denn Annas Eltern streiten sich viel und lautstark und häufig geht es dabei auch um sie. Die Situation ist also eh schon sehr belastend für Anna. Da beginnt ihre Katze ein seltsames Verhalten an den Tag zu legen und Anna kommt der Verdacht, Bestie könnte an allem, was ihr und ihrer Familie widerfährt, Schuld sein. Erst als sie bei ihrer Tante auf dem Land ist und nach vielen Versuchen Bestie loszuwerden, kommt Anna der Gedanke, dass Bestie vielleicht gar nicht so böse ist, sondern etwas ganz anderes.

Eine Warnung für alle die Hairball wegen des Covers kaufen wollen vorweg: Hairball ist nicht niedlich, keine Wohlfühlgeschichte oder „normaler“ Horror. Hairball ist anders und vor allem eines: in den Horrormomenten blutig und drastisch. Tyler Jenkins hält sich dabei in seiner Darstellung nicht im Mindesten zurück.
Aber auch ansonsten ist Hairball kein einfacher, leicht konsumierbarer Comic. Wer hier auf die Schnelle einfache Unterhaltung sucht, ist fehl am Platze. Als Leser muss man bereit sein, sich mit dem etwas sperrigen Werk auseinanderzusetzen. Dann aber erschließt sich einem der Horror bis in die letzte Ecke des Grauens, das hier abgebildet wird.
Dabei geht es noch nicht einmal darum, dass hier ein Mädchen versucht, und es ihm auch immer wieder gelingt, seine Katze zu töten, die immer wieder zurückkehrt. Nein, hier geht es um den alltäglichen Horror, den viele Menschen Tag für Tag durchmachen müssen. Es geht um die Gründe hierfür. Wie Kinder damit umgehen und wie sich alles darauf weiter entwickeln kann. Und damit sind immer noch nicht alle Themen abgedeckt.
Matt Kindt verpackt dies in eine kleine fiese Horrorgeschichte, bei der es zunächst den Anschein hat, alles wäre von Beginn an alles klar. Die Katze muss offensichtlich böse und vermutlich ein Dämon sein. Aber so einfach ist es dann doch nicht. Die Katze ist zwar mehr als es auf den ersten Blick aussieht, aber wer vorher nichts über den Comic gelesen hat, wird überrascht sein, was hinter ihr steckt.
Geschrieben wird dies alles sehr geschickt und sehr gut von Matt Kindt, der Anna die Geschichte in Therapiesitzungen erzählen lässt, bei denen es dann die entsprechenden Rückblicke gibt. Dies allein trägt zu einer sehr bedrückenden, angsterfüllten Atmosphäre bei und ist auch ansonsten gut überlegt, können so doch die vergehenden Monate und Jahre gut und natürlich dargestellt werden.
Sicher hat der Comic auch ein paar Schwächen. Manches ist ein kleinwenig zu lang gezogen und etwas zu viel, aber insgesamt ist Hairball ein beklemmender Horrorcomic, der etwas anderen Art, bei dem man am Ende nicht genau weiß, ob das alles so passiert ist oder nicht.

Wie bereits erwähnt sind Tyler Jenkins Zeichnungen in den Momenten des Horrors sehr drastisch und blutig. Das ist mit Sicherheit nichts für zarte Gemüter, aber eben auch notwendig. Denn der Horror bricht eben plötzlich und mit aller Gewalt herein und da ist so eine Darstellung durchaus sinnvoll. Ansonsten wären seine Zeichnungen für jeden anderen Comic gut, aber nicht überragend. Allerdings sind sie für Hairball ideal und vor allem die prinzipielle Gestaltung ist unglaublich gut, denn ab einem bestimmten Punkt ist die Grundfarbe der Seiten nicht mehr schwarz sondern weiß. Und dieser Wechsel ist sinnvoll und perfekt.


Fazit

Hairball ist kleiner fieser Horrorcomic, der einen immer mal wieder schlucken lässt. Dabei ist es nicht das Übernatürliche der Geschichte, das ohnehin nur selten vorkommt, sondern der Alltag, der so schrecklich ist. Tyler Jenkins findet dafür genau die richtige Bildsprache.


Pro & Contra

+ Augen von Bestie
+ fieser Horror
+ überraschendes Ende

Bewertung: sterne4

Handlung: 4/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5