SupServa: Bewahre den Aberglauben (Norvyn Stades)

supserva

Eigenverlag (09.März 2025)
Print-Ausgabe, 328 Seiten, 19,44 EUR
ISBN: 979-8313406008

Genre: Science Fiction / Thriller / Mystery


Klappentext

SuperstitionemServa – Befolge die Regeln, oder zahle den Preis.

Science-Fiction, Cosmic Horror, Mystery, Thriller – und eine Utopie, die keine ist.

Im Jahr 1984 ist Aberglaube kein bloßes Relikt der Vergangenheit. Er ist das Fundament der Gesellschaft. Jeder Mensch lebt nach uralten Regeln, gehorsam und blind. Denn wer sie bricht, verschwindet spurlos oder stirbt unter mysteriösen Umständen. Die Welt liefert stets eine logische Erklärung… doch was in den Schatten lauert, erzählt eine andere Geschichte.
Mira Valeen hat Aberglauben stets als Irrglauben abgetan. Doch als sie eine Serie unerklärlicher Unfälle untersucht, beginnt ihre Welt zu bröckeln. Jede Spur widerspricht der Vernunft, jede Entdeckung zerrt an ihrer Überzeugung. Mit jedem neuen Puzzlestück wächst nicht nur die Angst. Sondern auch die quälende Frage: Hat sie sich all die Jahre geirrt? Oder ist die Wahrheit noch schlimmer, als sie es sich je hätte vorstellen können?
Gefangen zwischen Logik und Wahnsinn folgt Mira einer Spur, die sie dorthin führt, wo keine Wahrheit mehr sicher ist. Denn jenseits der Regeln lauert etwas. Und es wartet nur darauf, dass jemand den letzten Fehler begeht.

SupServa: Ein düsterer Sci-Fi-Thriller mit Cosmic-Horror-Vibes… packend, aufregend, unvergesslich.


Rezension

Science-Fiction trifft auf Wahnsinn – ein beklemmender Thriller in einer Welt, die nur durch Aberglauben funktioniert.

Norvyn Stades hat es wieder getan. Nach dem beachtenswerten Pentalität, das im letzten Jahr für mich zu den großen Highlights zählte, legt er nun mit SupServa: Bewahre den Aberglauben nach. Und was soll ich sagen: Dieses Buch ist mehr als nur ein würdiger Nachfolger. Es ist düster, klug, kompromisslos – und bleibt im Kopf – versprochen!

Worum geht es in SupServa?

Die Prämisse ist ebenso simpel wie erschreckend: Im Jahr 1984 (ein Jahr, das nicht zufällig an Orwells Dystopie erinnert) lebt die Menschheit nach strikten Regeln des Aberglaubens. Nicht als Kuriosität, nicht als Folklore – sondern als existenzsichernde Maßnahme. Es gibt keine offizielle Instanz, keine sichtbare Macht, die diese Regeln durchsetzt. Und doch: Wer sie bricht, verschwindet oder stirbt unter seltsamen, nicht erklärbaren Umständen. Die Gesellschaft reagiert darauf mit einem kollektiven „Das war doch nur ein Unfall“. Doch zwischen den Zeilen, in den Schatten der Logik, lauert etwas anderes. Etwas Unaussprechliches.

Im Zentrum der Geschichte steht Mira Valeen, Ermittlerin, rational denkend, mit einer gesunden Skepsis gegenüber allem Übernatürlichen. Aberglaube ist für sie Unsinn, ein Relikt aus dunklen Zeiten. Doch als sie auf eine Kette mysteriöser „Unfälle“ stößt, bei denen die Opfer allesamt gegen bestimmte abergläubische Regeln verstoßen haben, beginnt ihre Welt zu bröckeln. Und genau hier entfaltet sich das wahre Talent von Stades: Er lässt Mira nicht einfach eine Wahrheit finden – er lässt sie an sich selbst zweifeln. Die Realität um sie herum beginnt sich zu verschieben, nicht weil sie plötzlich übernatürliche Phänomene erlebt, sondern weil jede logische Erklärung immer weniger greift.

Eine Welt, die auf Aberglauben basiert

Was wäre, wenn Aberglaube mehr ist als nur Zufall? Was, wenn das Klopfen auf Holz, das Meiden schwarzer Katzen oder die Angst vor der Zahl 13 nicht nur symbolischen Wert hätten – sondern tatsächliche Schutzmechanismen wären? Und was, wenn genau diese Rituale das Einzige sind, das die Menschheit vor einer kosmischen Bedrohung schützt, die jenseits unseres Verständnisses liegt?

Stades geht dieser Frage nicht mit Holzhammer und Effektfeuerwerk nach. SupServa ist keine simple Mystery-Schmonzette, die mit billigen Schocks arbeitet. Der Horror ist subtil, schleichend. Er steckt im Zweifel, im Wanken der Gewissheiten, im Blick über die Schulter, wenn die Straße plötzlich zu still ist.

Der Autor spielt mit psychologischer Spannung, mit der Angst vor dem, was man nicht sehen, nicht greifen, aber spüren kann. Und darin liegt die große Stärke dieses Buchs: Es ist keine reine Sci-Fi, kein klassischer Thriller, kein bloßer Horror – es ist eine verstörende Mischung aus allem, durchzogen von einem gesellschaftskritischen Unterton.

Gesellschaftskritik in der Sci-Fi-Hülle

Denn SupServa ist auch eine bittere Utopie – oder besser: eine Utopie, die sich als solche ausgibt. Eine Welt, die scheinbar funktioniert, weil alle brav den Regeln folgen. Eine Gesellschaft, die Stabilität vorgaukelt, dabei aber auf blinder Angst basiert. Wer aufmuckt, wer hinterfragt, wer nicht mitmacht – wird eliminiert. Klingt bekannt? Genau. Stades zieht eine unangenehme Parallele zu autoritären Systemen, zu religiösem Dogmatismus und dem gesellschaftlichen Drang zur Konformität. Dass er das in einem Sci-Fi-Konstrukt mit kosmischem Horror verpackt, macht es nur noch eindringlicher.

Stilistisch bleibt Stades seinem klaren, präzisen Ton treu. Er verlangt von seinem Publikum durchaus Aufmerksamkeit ab, belohnt es aber mit einer dichten Atmosphäre, starken Bildern und klugen Gedanken. Die Welt wirkt durchdacht, die Figuren sind mehrdimensional, insbesondere Mira, deren Wandel glaubhaft und nachvollziehbar geschrieben ist. Die Geschichte steigert sich Stück für Stück – bis zu einem Finale, das nicht mit einem klassischen Showdown endet, sondern mit einer bitteren Erkenntnis.

Ein Happy End sucht man vergeblich. Und genau das macht den Reiz dieses Romans aus: Er verweigert sich einfachen Lösungen. Die Wahrheit, so viel sei gesagt, ist nicht nur unbequem – sie ist verstörend.

Besonders gelungen ist, wie Stades mit bekannten Elementen des Aberglaubens spielt und sie neu kontextualisiert. Der Leser erkennt vieles wieder – und beginnt unweigerlich, diese Dinge ernster zu nehmen. Denn plötzlich ist es nicht mehr „nur“ ein Aberglaube, sondern eine potenzielle Lebensversicherung. Und wer möchte schon derjenige sein, der durch Nachlässigkeit eine uralte, schlafende Bedrohung aufweckt?

Stil und Sprache: Anspruchsvoll, aber zugänglich

SupServa ist kein Buch, das man nebenbei liest. Es verlangt mitzugehen, mitzudenken – und sich vor allem der Frage zu stellen: Wie viel Vertrauen schenke ich meiner eigenen Logik? Und was, wenn gerade diese Logik mich in die Irre führt?

Unterm Strich ist SupServa: Bewahre den Aberglauben ein intelligenter, beunruhigender, in sich stimmiger Roman und dennoch vollkommen rund wirkt. Wer sich auf die Mischung aus Science-Fiction, Thriller, Mystery und Cosmic Horror einlässt, wird mit einer Geschichte belohnt, die sich festsetzt.


Fazit

Mit SupServa legt Norvyn Stades einen beklemmenden, klugen und stilistisch überzeugenden Roman vor, der Sci-Fi mit Mystery, Thriller und Horror kombiniert – und dabei die Grenzen des Genres sprengt. Es ist ein Roman über den Glauben an das Irrationale, über gesellschaftliche Kontrolle und die Frage, ob Logik wirklich immer rettet.

Wer glaubt, Aberglaube sei nur Aberglaube, sollte dieses Buch lesen. Und vielleicht danach doch wieder lieber auf Holz klopfen. Und ja: Seit der Lektüre nehme ich die Zahl 13 wieder etwas ernster. Nur zur Sicherheit.


Pro & Contra

+ Originelle und bedrückende Grundidee
+ Atmosphärisch dichte Welt mit kosmischem Horror
+ Gesellschaftskritische Untertöne ohne moralischen Zeigefinger

- Kein klassisches Happy End – für manche zu düster
- Erfordert Konzentration – nichts für „nebenbei“

Bewertungsterne5

Handlung: 5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis / Leistung: 5/5

Tags: Mystery-Thriller, Cosmic Horror