Spirou und Fantasio Bd.55 – Das Gedächtnis der Zukunft (Olivier Schwartz, Sophie Guerrive, Benjamin Abitan)

spirou55

Verlag: Carlsen; (Februar 2025)
Softcover: 64 Seiten; 12 €
ISBN-13: 978-3-551-80446-4

Genre: Abenteuer


Rezension

Spirou ist nicht tot!. Stattdessen ist er in einer virtuellen Realität gefangen, die von der KI Korallions erschaffen wurde. Dieses Schicksal teilt er eigentlich mit Fantasio und die Betreiberin Korallions, Coralie, hat auch nicht vor, die beiden Freunde je wieder aus der Simulation herauszulassen. Glücklicherweise gibt es Steffani. Die hat sich vom Anwesen des Grafen von Rummelsdorf in die Computersysteme von Korallion gehackt und es geschafft, Fantasio aufzuwecken. Nun versuchen die beiden gemeinsam einen Weg zu finden, Spirou zu befreien und Coralie zu stoppen. Das ist gar nicht so leicht, denn Korallion steht auch ohne ihr Zutun vor dem Ende, denn die Pilze des Grafen, haben das Gummi und Plastik der Unterwasserstadt zersetzt und nun droht alles überflutet zu werden. Und da ist auch noch die KI selbst, die ein gehöriges Wörtchen mitzureden hat und kein Interesse daran zeigt, Spirou oder irgendjemand anderen aus seinem Griff zu entlassen, denn am Ende sollen die Menschen seine Energieversorgung sicher stellen.

Der erste Spirou-Band des neuen Teams Sophie Guerrive und Benjamin Abitan als Autoren und Zeichner Olivier Schwartz fiel grundsolide aus. Die Aufregung um den vermeintlichen Tod Spirous war, wie kalkuliert, groß, war aber klar ein Sturm im Wasserglas. Und die Bestätigung dafür bekommt der Leser nun sofort auf den ersten Seiten, da dort Spirou bereits wieder auftaucht. Zwar befindet er sich im Jahr 1958, aber das schockt nicht wirklich mit Der Tod von Spirou im Hinterkopf. Das war irgendwie nicht anders zu erwarten. Schließlich ging es bereits im Vorgänger um virtuelle Realitäten. Und damit ist dann auch gleich klar, dass Spirous Tod in Fantasios Albtraum passiert ist. Und auch das wird schnell bestätigt. Generell gibt es sehr schnell keine großartigen Rätsel mehr. Was sich auf den Seiten ausbreitet und entfaltet ist eigentlich nicht mehr als eine große Actionhatz, die aber noch nicht mal sonderlich gut oder übersichtlich ist. Stattdessen wirkt das alles sehr konfus, mit so vielen unterschiedlichen Zutaten erzählt, dass eigentlich am Ende nichts mehr richtig zusammenpasst. Guerrive und Abitan entwerfen hier eine Handlung die irgendwo zwischen mehr als deutlich Matrix, etwas Bond und japanischen Animes und Realfilmen mit Riesenrobotern steht. Wobei auch der Angriff der 50 Meter-Frau möglich wäre. Das ist alles irgendwie nicht Halbes und nichts Ganzes und vor allem wirkt alles, als ob jemand andauernd sagen würde, und dann passiert dies und dann passiert das und dann … . Das ist einfach keine gute Erzählstruktur.
Ein weiterer Kritikpunkt ist mit Sicherheit der krampfhafte Versuch, Verweise auf alte Abenteuer und das Magazin Spirou zu integrieren. Aber dies packt ebenso zu viel obendrauf. Spätestens bei der Party und einer absolut abstrusen Auflösung wird es einfach alles etwas zu konfus und unübersichtlich. Da wäre es im Nachhinein betrachtet mit Sicherheit besser gewesen, die Geschichte in einem Band zu erzählen und das Jubiläum als ein Album für sich zu gestalten, wo dann diese Feierlichkeiten auch im Zentrum stehen könnten. So ist Das Gedächtnis der Zukunft sowohl als Abschluss einer eigentlich interessanten Geschichte mit viel Potential, als auch Feier eines Jubiläums, nämlich hundert Jahre Spirou, einfach nur schwach. Schade, es wäre sehr viel mehr möglich gewesen, in Hinsicht auf das Abenteuer als auch das Jubiläum.
Immerhin gibt es jedoch dann doch einen positiven Aspekt und der trägt den Namen Steffani. Die ist in Das Gedächtnis der Zukunft so emanzipiert und selbstbewusst wie selten zuvor. Sie war zwar schon immer eine starke Frauenfigur, aber hier hält sie am Ende die Zügel in der Hand und das macht sie richtig gut. Leider geht das vollkommen auf Kosten des eigentlichen Helden Spirou, aber in einem schwachen Band, ist sie definitiv der Lichtblick. Denn der Humor ist es leider nicht, der kommt kaum vor und wenn Pips mal etwas sagt, ist es keine ironische Betrachtung der Ereignisse, sondern er interessiert sich eigentlich nur für Nüsse. Hoffentlich ist dieses Abenteuer aufgrund der Zwänge, in denen es sich bewegen musste, eben das genannte Jubiläum, ein Ausrutscher nach unten. Mit dem nächsten Album können Guerrive und Abitan sich rehabilitieren.

Olivier Schwartz Zeichnungen mag man oder nicht. Über die Qualität seiner Bilder lässt sich nicht streiten. Innerhalb der Grenzen des Szenarios seiner Autoren macht er das Beste draus.


Fazit

Das Gedächtnis der Zukunft ist ein schwacher Auftritt Spirous und ein mäßiges Album zum Jubiläum. Hier hätten die Autoren gerne etwas kreativer sein dürfen. So ist das alles zu viel und etwas zu konfus.


Pro & Contra

+ Steffani

- viele Ideen, die aber nicht richtig zusammenpassen
- kaum Humor
- schlecht erzählt

Bewertung: stern2

Handlung: 2/5
Charaktere: 3/5
Zeichnungen: 4/5
Humor: 2/5
Lesespaß: 2/5
Preis/ Leistung: 2,5/5


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