Lebe lieber untot (Kimberly Raye)

Egmont Lyx (Dezember 2009)
Originaltitel: Just one bite
Originalverlag: Ballantine Books
kartoniert, Klappbroschur
320 Seiten, 9,95 EUR
ISBN: 978-3-8025-8255-4

Genre: Dark Fantasy / Romantic Fantasy


Klappentext

Lil Marchette wird von Klienten geradezu überrannt. Darunter ist auch Vinnie Balducci, der abgebrühteste Vampirjäger ganz New Yorks. Er macht Lil ein Angebot, das sie kaum ablehnen kann: Entweder sie findet die perfekte Frau für ihn – oder er setzt ihrem Dasein ein Ende. Aber Lil muss nicht nur ihre eigene Haut retten. Ein abtrünniger Geist aus der Hölle will den Körper ihrer Assistentin Evie übernehmen …


Rezension

Leider machen Lil und Ty mit ihrer Entscheidung aus „Sarggeflüster“ ernst und lassen vorerst voneinander ab. Natürlich spielt Ty weiterhin die Hauptrolle in Lils nicht wirklich jugendfreien Tagträumen – doch die rosarote Vampirlady ist auch zutiefst gekränkt und sauer: Ty schafft es nicht einmal sie anzurufen. Mitten in ihr Gefühlschaos bricht Vinnie Balducci, ein JAK (Jäger andersartiger Kreaturen), herein und droht, sie zu pfählen. Doch wie es der Zufall will, hat Lil die Chance sich mit ihrer nicht-vampirmäßigen Arbeit als Partnervermittlerin zu retten, indem sie für Vinnie eine vollbusige, streng katholische Braut findet. Auf der Suche nach diesem Wunder trifft sie auf den Inkubus Ash und seine beiden Brüder, die einen stinkenden Dämon aus der Hölle jagen – leider fährt ausgerechnet dieser Dämon in den Körper ihrer Assistentin Evie. Und ihre Freundin kann Lil schließlich nicht den skrupellosen Inkuben überlassen, die Evie den Kopf abtrennen und ihren Körper in Stücke zerhacken würden …

„Lebe lieber untot“ zeigt Lil wie sie leibt und lebt. Eine Katastrophe jagt die nächste, seien es schwerwiegende Probleme wie Evies Besessenheit oder auch kleine Tragödien wie eine ruinierte Gaderobe. Und selbstverständlich versucht Lils Mutter weiterhin, ihre Tochter an einen gebürtigen Vampir mit unermesslich hoher Fertilitätsrate zu verkuppeln, um ganz viele Enkelvampire zu kriegen, während sie ihrem frischverheiratenen Sohn die Flitterwochen gründlich versaut. Immerhin freundet sich Lil allmählich mit dem Gedanken an, ihren Jugendfreund (und Wunschschwiegersohn ihrer Mutter) Remy als ewigen Gefährten zu erwählen, was für aussetzende Leserherzen sorgen dürfte. Schließlich kann sich Lil doch nicht einfach einem anderen an den Hals werfen! Ty denkt offensichtlich genauso und so kommt der man in den Genuss eines ziemlich eifersüchtigen, gewandelten Vampirs.

Unter Lils pink schillernder Oberflächlichkeit zeigt sich mehr und mehr ein gut durchdachter Charakter mit Tiefe. Auf den ersten Blick wirkt sie immer noch hysterisch bis aufgesetzt shoppinggeil, doch das gute Herz in ihrer ach so düsteren Vampirbrust ist nicht zu leugnen. Lil ist geradezu herzlich süß, was wohl auch Ty erkennt, über den man in „Lebe lieber untot“ leider nicht viel Neues erfährt. Die in „Sarggeflüster“ angedeutete Vergangenheit wird nicht näher beleuchtet, dafür erhascht man aber immerhin den ein oder anderen Blick auf die Unsicherheit unter seiner coolen Schale. Vinnie hingegen erweist sich nicht gerade als vielschichtig, ist jedoch in seiner machohaften JAK-Art konsequent umgesetzt. Und Lil gelingt es sogar, seine „innere Schwuchtel“ zu erwecken. Zudem gibt es noch den Inkubus Ash, der eng mit Ty befreundet ist – für neue, interessante Nebencharaktere ist also gesorgt und es bleibt zu hoffen, dass es von Ash und seinen Brüdern noch mehr zu lesen gibt. Leider kamen dieses Mal die Wer-Wesen etwas zu kurz, wobei Kimberly Raye auch hier beiläufig eine kleine Bombe platzen lässt, die Lil hilft, ihren Bruder zu „erpressen“ …

Storytechnisch hat „Lebe lieber untot“ auf alle Fälle wieder mehr zu bieten als der Vorgänger „Sarggeflüster“ und punktet mit pseudodüsterem Slapstick. Kimberly Rayes humorvoller, ironischer Stil passt dabei herrlich zur turbulenten Geschichte. Hier werden nicht nur typische Dark Fantasy Kreaturen aufs schwarze Korn genommen, sondern auch die Frau als shoppingsüchtiges Wesen. Lil wirkt dabei ein bisschen wie ein Charakter aus „Sex and the City“ – so manche Leserin kann sich wohl mit ihr identifizieren, alle anderen dagegen amüsieren sich über die nah am Wasser gebaute, stylische Vampirin. Leider bleibt die Lovestory auch dieses Mal wieder größtenteils auf der Strecke, wobei das Ende versöhnlicher stimmt als jenes von „Sarggeflüster“ – und nächstes Jahr erscheint bei Lyx „Natürlich mit Biss“ (Band 5), in dem man auf eine positive Entwicklung zwischen Lil und Ty hoffen darf!

Auffällig bei „Lebe lieber untot“ ist der Wechsel des Farbschemas. In Blautönen gehalten passt lediglich vom Motiv her zum Rest der Reihe. Da „Natürlich mit Biss“ ebenfalls blau ist, darf man wohl zumindest sechs Teile der Serie erwarten, die im Bücherregal dann auch gut nebeneinander aussehen. Die Ausgabe von Lyx hat dabei wieder nur lobende Worte verdient: superschönes Cover, gute Qualität und fairer Preis – genau so soll Unterhaltungsliteratur präsentiert werden!


Fazit

Kimberly Raye hält ihr Niveau und liefert mit „Lebe lieber untot“ eine gelungene Fortsetzung der Reihe um die rosarote Vampirlady Lil ab. Gewohnt humorvoll gestalten sich ihre Abenteuer im paranormalen Großstadtdschungel New Yorks und entlocken der Leserschaft einige Lacher. Extrem unterhaltsam und immer noch schrecklich romantisch!


Pro & Contra

+ wieder sehr humorvoll
+ turbulente Storyline
+ pinke Vampirlady mit großem Herz
+ neue, interessante Nebencharaktere
+ superschönes Cover

- Ty kommt vor allem anfangs zu kurz

Wertung:

Handlung: 4/5
Charaktere: 4/5
Lesespaß: 4,5/5
Preis/Leistung: 4/5


Rezension zu "Suche bissigen Vampir fürs Leben" (Band 1)

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Tags: Vampire, Romantic Fantasy