Verlag: Panini; (Mai 2025)
Softcover: 160 Seiten; 35 €
ISBN-13: 9783741641299
Genre: Superhelden
Klappentext
Der gebrochene Held
Das New York der nahen Zukunft hat lange keine Superschurken mehr gesehen. Doch die Menschen zahlen einen hohen Preis für diese Sicherheit, die durch brutale Reign-Ordnungshüter durchgesetzt wird. Der alt gewordene Peter Parker ist außerdem schon lange nicht mehr Spider-Man und wird von Erinnerungen an seine tote Liebe MJ heimgesucht. Ausgerechnet J. Jonah Jameson will dafür sorgen, dass der Netzschwinger zurückkehrt und sie alle rettet.
Der dystopische Spidey-Kracher von Ausnahmekünstler Kaare Andrews (Spider-Man, Amazing Fantasy) in der Tradition von Frank Millers Batman: Die Rückkehr des Dunklen Ritters.
Rezension
Im New York der Zukunft gibt es keine Superschurken und Superhelden mehr. Stattdessen halten die Reign-Ordnungshüter alles fest im Griff und die Freiheit des Einzelnen ist stark beschnitten. Nun will der amtierende Bürgermeister sogar noch Webb aktivieren. Eine Art „Schutzglocke“ die New York völlig von der Welt abschirmen würde - und damit nach der Logik von Waters auch von sämtlichen Gefahren.
Doch Widerstand regt sich und ausgerechnet J. Jonah Jameson wird zur zentralen Figur, die die Stadt retten will. Das geht aber nicht ohne Peter Parker, der von Erinnerungen gequält schon lange nicht mehr Spider-Man ist. Er hat aufgegeben und zunächst sieht es nicht so aus, als ob er noch einen Kampf in sich hat.
Vor mittlerweile 18 Jahren entwarf Kaare Andrews eine düstere Zukunft, in der sich ein hoffnungsloser, alt gewordener Spider-Man bewegte und zu sich selbst finden musste, um einen letzten großen Kampf zu führen.
Und die Grundthematik ist richtig gut, auch wenn der Comic längst nicht mit Der Dunkle Ritter kehrt zurück mithalten kann, mit dem er, bis auf die Dystopie, auch wenig gemeinsam hat. Dafür sind bereits Batman und Spider-Man viel zu verschieden. Aber das ist auch nicht so wichtig. Denn auf der Haben-Seite hat der Comic gut geschriebene Charaktere und wie bereits gesagt, eine gute Grundthematik. Kaare Andrews setzt sich hier mit Faschismus, Autokratien und dadurch bedingt auch mit Technokraten auseinander. Das ist schon durchaus spannend und bietet ein enormes Potential für eine grandiose Geschichte mit Tiefgang.
Am Ende verschenkt jedoch Kaare Andrews sehr viel dieses Potentials. Denn durch die Enthüllung Venoms als Strippenzieher hinter Bürgermeister Waters schwächt er die Geschichte und ihre vorhandene Aussage deutlich ab. Es wird wieder mal ein missverstandener Superschurke, der sich einsam fühlte, herangeholt und damit alles auf eine persönliche Ebene für Peter Parker gebracht, die nicht nur unnötig ist, sondern dazu noch das Aufgebaute kaputt macht. Ja, Peter Parker spiegelt sich in dem Symbionten, beide sind auf ihre Weise vereinsamt, aber das hätte auch anders gelöst werden können. Stattdessen wird die Chance vergeben noch deutlicher vorm Faschismus und Autokraten zu warnen, wie es der Comic bis zu dem Punkt eigentlich tut. Gerade in der heutigen Zeit hätte Reign ein wichtiger, wenn auch bitterer Kommentar sein können. Das sein ursprüngliches Erscheinen fast zwanzig Jahre zurückliegt, spielt dafür keine Rolle. Das Thema ist leider und wird vermutlich auch leider immer aktuell bleiben.
So wird aus der Warnung am Ende eine Geschichte über einen gealterten Superhelden, der zunächst nicht mehr leben will und am Ende sich wiederfindet. Das ist nicht schlecht, aber eben auch nicht so gut, wie es hätte sein können.
Besonders bitter ist, dass dadurch der Comic sogar missinterpretiert werden und mutwillig und falsch für die Sache des rechten Spektrums ausgelegt werden kann, das gerade in den USA gerne von Freiheit und den Kampf dafür faselt, ohne wirklich Freiheit zu meinen. Der dargestellte Kampf gegen die Regierung ist da eben ein zweischneidiges Schwert. Wäre der Weg zu Ende gegangen worden und ein Mensch, ein Autokrat und Faschist der Hauptgegner geblieben, wäre dies nicht möglich und Reign besäße eine sehr wichtige Aussage. Diese Chance wurde mit Venom verschenkt. Im Gegenteil wird eine bestimmte Sichtweise für manche gestützt, da die Bedrohung für New York von außen kommt.
So ist Reign ein Comic mit einer guten Grundidee und einer guten Absicht, der leider nicht konsequent zu Ende gedacht wird und dessen Aussage für etwas Superheldenaction gegen einen von Spideys größten Gegner verschenkt wird.
Kaare Andrews Zeichnungen mag man oder man mag nicht. Sein Stil ist grob und recht einfach, aber er versteht es eine Seite effektiv aufzubauen und zu gestalten. Ein schlechter Zeichner ist er also nicht, nur sein Stil ist dann doch gewöhnungsbedürftig.
Fazit
Reign hätte ein großartiger Comic mit einer überaus wichtigen Aussage sein können. Leider traut sich Kaare Andrews nicht, den ganzen Weg konsequent zu gehen, sondern schwächt durch Venom die Aussage zu stark ab und schadet damit insgesamt den Comic. Bis zur Einführung Venoms ist Reign allerdings wirklich gut.
Pro & Contra
+ Grundidee
+ Spidey als hoffnungsloser alter Mann
0 Zeichnungen sind gewöhnungsbedürftig
- Venom
Bewertung:
Handlung: 3/5
Charaktere: 3,5/5
Zeichnungen: 3,5/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5