Joker – The World (Torsten Sträter, Ingo Römling Felipe Castilho u.a.)

joker the world

Verlag: Panini; (September 2024)
Softcover: 168 Seiten; 20 €
ISBN-13: 9783741639937

Genre: Superhelden


Klappentext

Der wahnsinnige Clown auf Weltreise

Der Joker ist nicht nur Batmans Erzfeind, sondern auch der berühmteste Superschurke von allen! Diese Anthologie sammelt neue Kurzgeschichten aus zwölf verschiedenen Ländern. Der deutsche Beitrag wurde von keinem Geringeren als Torsten Sträter geschrieben, in dessen Geschichte der Joker auf dem Metal-Festival in Wacken landet. Gezeichnet wurde diese Story von Top-Künstler Ingo Römling. Außerdem macht der Killerclown Urlaub in Spanien. Seine Legende hingegen verführt auch andere: In Tschechien nimmt ein Superkrimineller die Verbrechen des Jokers zum Vorbild, in Argentinien ist es ein Fußball-Hooligan.

Ein Band mit Joker-Storys aus Deutschland, Italien, Argentinien, Brasilien, Kamerun, Tschechien, Südkorea, Mexiko, Polen, Spanien, der Türkei und den USA. Inszeniert von Geoff Johns (Batman: Die drei Joker), Jason Fabok (Batman – Detective Comics), Torsten Sträter (Es ist nie zu spät, unpünktlich zu sein), Ingo Römling (Star Wars), David Rubin (Cosmic Detective), German Peralta (Thanos), Enrico Brizzi (Ein verdammt starker Abgang), Paolo Bacillieri (Sweet Salgari) und vielen anderen!


Rezension

Nachdem vor vier Jahren mit Batman – The World eine Anthologie mit Kurzgeschichten erschien, deren Autoren und Zeichner aus der ganzen Welt stammten, ist nun der Joker an der Reihe. Waren bei Batman Benjamin von Eckartsberg und Thomas von Kummant für den deutschen Beitrag zuständig, sind es nun Torsten Sträter und Ingo Römling, was schon mal so einiges verspricht.

Der Epilog ist der Prolog

Der Joker kommt in einem Schneesturm in ein Diner. Dort sind der örtliche Polizist, der Wirt und eine Frau mit ihrem Sohn und so wie es aussieht, steht es nicht fest, dass alle das Diner lebend verlassen.
Geoff Johns und Jason Fabok bestreiten den Auftakt in den Band und dies mit einer kleinen, fiesen Geschichte, in der der Joker so unberechenbar sein darf, wie er es sollte.

Spring Break

Der Joker ist in Spanien im Urlaub und muss feststellen, dass Gotham vielleicht doch nicht der düsterste Ort der Welt ist.
David Rubins Beitrag ist schwierig, denn er versucht so etwas wie Gesellschaftskritik einzubinden, was ihm aber leider nicht gelingt und aus Spring Break nichts anderes macht als eine handlungsleere, langweilige Nummer.

Das ist kein Jazz

Der Joker kommt nach Deutschland und ist dabei verantwortlich, dass ein kleiner Ort in Deutschland im Schlamm versinkt.
Wer hört keinen Jazz und ist so verrückt, dass selbst der Joker nur weg will. Die Antwort ist einfach: Metal-Fans auf Wacken. Torsten Sträters Beitrag ist chaotisch und verrückt, wie es der Joker verdient und kommt mit dem typischen Sträter-Humor.

Strategie der Spannungen

In Bologna unterrichtet der Joker Studenten in Literatur, dann eskaliert die Gewalt bei einer Demonstration und der Joker erschießt einen Polizisten.
Der spanische Beitrag war schwach, aber der italienische von Enrico Brizzi ist noch nicht einmal das, da er sich komplett verhebt. Konfus ist noch das netteste Wort zu dieser Geschichte, die die hässlichsten Zeichnungen des Bandes spendiert bekommen hat.

Stadt der Irren, Friedhof der Lebenden

Das Arkham Asylum will sozusagen ein Franchise aufziehen und eröffnet in Brasilien die Arkham Kolonie. Der Ort hat jedoch eine historische Bedeutung. Und der erste neue Insasse, der Joker, muss feststellen, dass er an diesem Ort nicht ganz so furchteinflößend ist, wie er denkt.
So geht Gesellschaftskritik in einem Joker-Comic. Wenn der Joker feststellen muss, dass der Wahnsinn des Einzelnen gegenüber dem einer Institution verblasst, geht das unter die Haut und weckt Interesse an der Geschichte des Hospital Colonia. Felipe Castilho gelingt was seinen italienischen und spanischen Kollegen misslang.

Der Wrestler

Mexiko, Tag der Toten. Der Wrestler Ocelotl ist einen Pakt mit dem Joker eingegangen und nun steht die Endabrechnung an und die könnte für einen der Beiden unangenehm werden, denn es ist nicht alles nach Plan gelaufen.
Der mexikanische Beitrag von Alvaro Fong Varela und Oscar Pinto stellt den Horroraspekt von Jokers Persönlichkeit in den Vordergrund. Das gelingt ihnen für die wenigen Seiten äußerst effektiv.

Kafka, Bier, Semtex

In Tschechien wird der geeignetste Kandidat für die Position des örtlichen Jokers gesucht. Und die Kandidaten geben sich redlich Mühe, den Joker, der gerade in Arkham einsitzt, von sich zu überzeugen.
Die originellste Geschichte des Bandes kommt aus Tschechien und bietet ein eigentlich erwartbares, aber dennoch überraschendes Ende.

Schuhputzer des Narren

Ende des 19. Jahrhunderts ist der Joker ein gefallener Hofnarr in Istanbul und er hat einen Plan sich an all denen zu rächen, die antike Artefakte aus der Region in die westliche Welt bringen.
Metin Akdügler hat diese Jokergeschichte geschrieben. Und sie ist mehr als nur ein zweischneidiges Schwert. Würde man sagen, sie ist ein Kommentar zum Kolonialismus, dann würde man allerdings nicht genau lesen. Denn sie ist ebenso durchaus problematisch, denn mehr als einmal fällt das Wort Ungläubige in einem Zusammenhang, der, nett ausgedrückt, nicht gerade positiv ist. Der Verdacht eine etwas extremere Form des Islam könnte hier propagiert werden, ist nicht unbedingt von der Hand zu weisen und insgesamt wirkt sie sehr rückwärtsgewandt und vor allem sehr nationalistisch. Aber abgesehen davon ist Schuhputzer des Narren auch nicht überzeugend, denn sie ist unglaublich dialoglastig und zieht sich dadurch unglaublich. Die Zeichnungen von Ethem Onu Bilgic sind hingegen wirklich gut und wirken etwas verschwendet an diese Geschichte. Von den Zeichnungen abgesehen, ist diese Geschichte propagandistischer Sondermüll, der Erdogan gefallen dürfte.

Nachahmungstäter

In Busan in Südkorea kommt es zu Joker-Nachahmungstaten und Detective Jay ermittelt in diesen Fällen. Dabei belastet ihn die Situation ungemein, bis sich alles in einer Nacht entlädt.
Inpyo Jeon wählt den Ansatz den Joker mehr als Idee zu verstehen und macht damit alles richtig. Sein Nachahmungstäter ist zwar nicht spannend, aber interessant. Das Gleiche gilt für Jaekwang Parks Zeichnungen.

Begräbnis

In Buenos Aires arbeiten sich zwei Freunde bis an die Spitze der Gangs der Hooligans. Der Joker ist ihnen dabei ein Vorbild und schon bald gibt es einen zweiten mächtigen Joker in Argentinien.
Auch Matias Timarchi beschäftigt sich mit einem Nachahmungstäter und kann dadurch in seiner Geschichte einen näheren Blick auf die argentinische Hooliganszene werfen.

Schwarze Therapie

Ein Mann hat einen Mord begangen und spricht mit einem Psychiater. Es stellt sich heraus, dass der Mann ein Clown ist und darunter zu leiden hatte. Aber nicht nur die äußeren Umstände sind an seinem Mord schuld, sondern auch der Joker hat seine Finger im Spiel.
Kameruns Beitrag von Dr. Ejob Gaius, Bertrand Mbozo´o Zeh und E.N. Ejob ist nette Unterhaltung, aber nichts, das im Gedächtnis bleibt. Dafür ist die Geschichte etwas zu wirr erzählt und unruhig.

Der Hofnarr

Polen hat seine eigene Superheldentruppe und die muss sich nun ausgerechnet mit dem Joker anlegen. Dieser will ein ganz spezielles Gemälde klauen.
Tomasz Kolodziejczak und Jacek Michalski nutzen die Ironie, die im Wesen des Narren liegt. Diese Gesellschaftskritik geht vollkommen auf.

Am Ende des Bandes gibt es noch eine Sammlung von Zeichnungen Ingo Römlings.


Fazit

Joker – The World ist wie die meisten Anthologien ein Auf und Ab in der Qualität, die von schlecht bis sehr gut reicht. Allerdings sticht ein Beitrag ganz besonders hervor, leider nicht im positiven Sinne. Der türkische Beitrag von Metin Akdügler wäre besser gar nicht oder stark verändert veröffentlicht worden.


Pro & Contra

+ interessante Beiträge, z.B. aus Argentinien
+ Torsten Sträter bringt seinen Humor gut ein
+ abwechslungsreich

- leider auch ein paar schlechtere Beiträge
- Schuhputzer des Narren wäre besser in der Versenkung verschwunden

Bewertung: sterne3.5

Handlung: 3,5/5
Charaktere: 3,5/5
Zeichnungen: 4/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 4/5


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