Christina Knorr und Anja Arendt von Egmont Lyx (20.12.2009)

Interview mit Christina Knorr und Anja Arendt von Egmont Lyx
(Pressearbeit und Redaktion)

Literatopia: Hallo Christina, hallo Anja! Ihr seid beide Verlagsmitarbeiter bei Egmont Lyx – in welchem Bereich arbeitet Ihr jeweils? Und wie seid Ihr zu Egmont Lyx gekommen?

Christina Knorr: Ich arbeite in der Presseabteilung und hatte das Glück, tatsächlich über eine ganz konventionelle Stellenanzeige an den Job zu kommen!

Anja Arendt: Ich bin Redakteurin, also das, was man in anderen Verlagen auch als Lektor bezeichnet.
Da ich auch vorher schon in einem Verlag im Kölner Raum gearbeitet habe, hörte ich von Kollegen, dass LYX Verstärkung braucht und habe mich dann einfach mal beworben.

Literatopia: Bei Egmont Lyx findet man die Genres Urban Fantasy, Romantic Fantasy und High Fantasy. Warum gerade diese Genres? Und welche bevorzugt Ihr persönlich?

Christina: Meine Lieblingsreihen sind die humorvollen Romantic-Fantasy-Reihen, wie die von Katie MacAlister, Kimberly Raye und Lynsay Sands. Ich mag es, wenn mich Geschichten zum Lachen bringen!

Anja: Soweit ich weiß, waren die Genres nicht von Anfang an so formuliert, Urban Fantasy wurde z.B. nachträglich noch als Genre hinzugenommen. Die beiden anderen waren wohl relativ naheliegend. Man wollte Fantasy machen, da ist die traditionelle High Fantasy einfach ein Muss, wollte aber ein Programm mit einem sehr starken weiblichen Touch, wofür sich dann natürlich die Romantic Fantasy anbot.
Meine Favoriten liegen weitgehend in der High und Urban Fantasy. Autoren wie Jennifer Fallon, Jaqueline Carey oder Seanan McGuire gehören zu meinen Favoriten hier. Ich bin seit frühester Jugend Fantasy-Fan, daher liebe ich einfach das Klassische. Ich habe aber auch ein Faible für die Romantic Fantasy, das muss man einfach, wenn man in einem Verlag wie LYX arbeitet, sonst hat man keinen Spaß an der Arbeit. Im Gegensatz zu Christina mag ich aber eher die klassische Paranormal Romance. Ganz privat hatte ich auch mal eine heiße Phase mit der Historical Romance.

Literatopia: Welches der oben genannten Genres läuft bei Egmont Lyx am besten? Spiegelt sich das sehr deutlich in den Verkaufszahlen oder handelt es sich eher um einen kleinen Vorsprung?

Christina: Ich würde sagen, dass sich unsere Romantic-Fantasy-Reihen im Schnitt am besten verkaufen.

Anja: Ja, angeführt von Lara Adrian, ist die Romantic Fantasy definitiv unser stärkstes Genre.

Literatopia: Wird Egmont Lyx vorerst bei diesen Genres bleiben oder wollt Ihr Euer Programm ausweiten? Zum Beispiel mit Science-Fiction oder Horror?

Anja: Wir haben da schon einige Ideen, allerdings ist noch nicht alles festgeklopft, daher können wir da jetzt noch keine konkreten Autorinnen nennen.

Literatopia: Meist wartet die „Urban Fantasy“ ebenso mit erotisch angehauchten Storylines auf wie die sog. „Romantic Fantasy“. Warum führt Egmont Lyx diese Genres getrennt? Und habt Ihr manchmal selbst Probleme, die Bücher richtig einzuordnen?

Christina: Ich würde sagen, dass sich diese Genres schon gut unterscheiden lassen. Allein anhand der Grundstimmung…in den Urban-Fantasy-Reihen geht es oft sehr viel actionreicher und auch düsterer zu als in der Romantic Fantasy.

Anja: Da stimme ich vollkommen zu. Schreibstil, die Ausprägung der Lovestory und die Atmosphäre lassen es eigentlich fast immer zu, die Zuordnung zu finden. Natürlich gibt es da einen starken Crossover-Trend, und manche Titel haben wir tatsächlich beiden Genres zugeordnet. Aber wenn wir z. B. ein Urban-Fantasy-Buch mit einem leichten Romantik-Touch haben, das aber durchaus auch ein männliches Publikum ansprechen kann oder eben Frauen, die nicht so auf Romantik stehen, dann würden wir uns einige Türen verschließen, wenn wir es als reine Romantic Fantasy labeln würden.

Literatopia: Unter „High Fantasy“ kann man sich schon viel leichter etwas vorstellen. Welche Schätze aus diesem Genre gibt es bei Egmont Lyx? Und wie viele deutsche High Fantasy-Autoren habt Ihr unter Vertrag?

Christina: Aus dem englischsprachigen Raum sind Jennifer Fallon und Jacqueline Carey definitiv außergewöhnliche Autorinnen in diesem Bereich. Bei den deutschen Autoren haben wir junge Nachwuchstalente wie Bernd Perplies mit seiner Tarean-Trilogie. Und ich bin sehr gespannt auf unsere Fantasy-Krimis von Jens Schumacher und Jens Lossau.

Literatopia: Die meisten großen Dark / Urban Fantasy- und Romantic Fantasy-Titel kommen aus den USA. Woran liegt das Eurer Meinung nach? Gibt es diesen Trend dort schlichtweg schon länger? Und müssen diese Genres dort ähnlich wie in Deutschland mit Bezeichnungen wie „Vampirschund“ leben?

Anja: Amerika ist tatsächlich der größte Markt für diese Romane, daher auch diese Dominanz. Dort gab und gibt es auch Dünkel gegen das Genre Romance, aber ich glaube, er war nie so stark ausgeprägt wie in Deutschland. Die Amerikaner hatten schon immer ein wesentlich entspannteres Verhältnis zur unterhaltenden Literatur im Allgemeinen und zur Fantasy und Romance im Besonderen. Hier wurden ja Liebesromane bisher meist als trashig gestaltete Nischenprodukte verkauft und vermarktet, denen man eine relativ feste, aber nicht wesentlich erweiterbare Leserschaft zuordnete. Und die Leserinnen kauften dann verschämt ihre Liebesromane im Supermarkt oder am Kiosk. LYX war auf jeden Fall ein Vorreiter darin, die romantischen Romane in Deutschland gesellschaftsfähiger zu machen.

Literatopia: Mit Jeanine Krock und Ulrike Schweikert hat Egmont Lyx zwei tolle, deutsche Autorinnen an Bord. Wie steht Ihr persönlich zur deutschen Urban und Romantic Fantasy? Wird es Veröffentlichungen von weiteren, deutschen AutorInnen bei Egmont Lyx geben?

Christina: Deutsche Autoren stehen bei uns auf jeden Fall hoch im Kurs! Im Frühjahrsprogramm 2010 kommen auch zwei neue deutsche Autoren dazu. Gesa Schwartz veröffentlicht ihren Debut-Roman „Grim – Siegel des Feuers“. Ein toller Fantasy-Roman, der in der Welt der Gargoyles angesiedelt ist. Im Zentrum steht der Pariser Gargoyle Grim, dessen Aufgabe es ist, zu verhindern, dass die Menschen jemals von der Existenz seines Volkes erfahren. Eines Tages wird dieses Gesetz aber gebrochen und Grim lernt die junge Mia kennen. Mia ist keine Normalsterbliche, sondern hat die Fähigkeit, übernatürliche Dinge wahrzunehmen. Sie ist wiederum im Besitz eines geheimnisvollen Pergaments, das mit merkwürdigen Schriftzeichen bedeckt ist, die sie nicht entziffern kann. Gemeinsam mit Grim beschließt sie, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen und beide hätten sich nicht träumen lassen, in was für ein Abenteuer sie diese Reise führt…
Dann erscheint bei uns noch ein Fantasy-Krimi des Autorenduos Jens Schumacher und Jens Lossau. „Der Elbenschlächter“ wartet mit einem sehr kuriosen Ermittler-Duo auf, mit Meister Hippolit und dem Troll Jorge. Beide untersuchen eine Mordserie im Elbenstricher-Milieu. Ihr habt richtig gelesen: junge männlichen Elben-Prostituierte werden des nachts in dunklen Straßen ermordet und es gilt den „Elbenschlächter“ zu finden. Die Geschichte ist superspannend erzählt und die Welt, die darin geschaffen wird, sollte man sich nicht entgehen lassen.

Anja: Ja, wir sehen ein großes Potential bei deutschen Autoren. Und es macht auch einfach Spaß, mit deutschen Autoren zu arbeiten und gemeinsam etwas aufzubauen.

Literatopia: Egmont Lyx setzt meist auf Paperbacks / Klappbroschuren, bietet inzwischen aber auch Hardcover. Was zeichnet Eurer Meinung nach Paperbacks gegenüber normalen Taschenbüchern aus? Und wie kommt das Format bei Euren Lesern / bei Rezensenten an?

Christina: Tatsächlich haben Leser mir gegenüber die gute Qualität unserer Paperbacks gelobt. Die sähen nach dem Lesen immer noch aus wie neu, weil sich der Buchrücken nicht so leicht einknickt…

Anja: Ein Paperback erlaubt einem, Bücher besonders zu präsentieren und hervorzuheben. Durch die Größe kommen auch die Covermotive besser zur Geltung.

Paperbacks bieten zudem auch ganz pragmatisch die Möglichkeit, sehr umfangreiche Romane, wie es sie vor allem in der High Fantasy öfter gibt, in einem vernünftigen Format und in einem Band zu bringen. Jennifer Fallon z.B. käme als kleines Taschenbuch hart an die Grenzen der herstellerischen Machbarkeit. Ab einem gewissen Umfang kann man die Stabilität eines Buches nicht mehr gewährleisten. In Deutschland gelten tendenziell höhere Standards als in den USA, was die Qualität von Satzbild, Papier und Druck angeht, weshalb man auch den Lesern keine extrem eng bedruckten Seiten zumuten will.

Die Praxis mancher Verlage, ein Fantasybuch in zwei Teile zu splitten, erwächst daher nicht immer aus reiner „Geldgier“. Gerade als es noch unüblich war, Paperbacks zu machen, wurden Fantasybücher oft aus herstellerischen und kostentechnischen Gründen geteilt.
Sehr dicke Bücher kosten auch sehr viel in der Übersetzung, was bei einem kleinen, günstigen Taschenbuch bedeuten würde, dass die Kosten nur schwer wieder einzuspielen wären.

Literatopia: Wie kommen die neuen Hardcoverausgaben bisher bei Euren Lesern an? Will Egmont Lyx diesen Trend fortsetzen und Programmhighlights weiterhin als HC veröffentlichen?

Anja: Die Hardcover werden sehr gut aufgenommen. Die Cover sind auch einfach phantastisch schön geworden. Und es sind ja alles besondere Titel, die die „Größe“ des Formats auch inhaltlich tragen können.

Literatopia: Welches Egmont Lyx Buch gefällt Euch persönlich von der Aufmachung her am besten? Welches Cover findet Ihr am gelungensten?

Christina: Mir gefallen die gezeichneten Cover am besten, etwa die der Kimberly Raye-Reihe. Außerdem finde ich die Cover von Jeanine Krocks Titeln „Venuspakt“ und „Sternseherin“ sehr gelungen.
Die Cover von Lilith Saintcrow’s Dante-Valentine-Reihe finde ich auch super! Und nicht zu vergessen unsere Hardcover aus dem Herbstprogramm 2009: „Dracula“, „Das Herz der Nacht“ und „Glut und Asche“!
Mein Lieblingscover ist aber glaube ich das des jetzt neu erscheinenden ersten Bandes der M.J. Holliday-Geisterjägerin-Reihe von Victoria Laurie: „Rendezvous um Mitternacht“ Davon hätte ich selbst gern ein Poster für meine Wohnung…

Anja: Vom Gesamtkonzept her liebe ich den „Dracula“ und „Das Herz der Nacht“ von Ulrike Schweikert. Ein tolles Cover, tolle Materialien, liebevolle Gestaltung im Innenteil. Natürlich liegt das auch daran, dass man selbst daran mitgearbeitet hat und dann stolz ist, ein Buch in der Hand zu halten, das sowohl haptisch als auch optisch ein Vergnügen ist.
Rein von den Motiven her gefallen mir Jennifer Fallon, Jocelynn Drake und Seanan McGuire besonders. Unter unseren Romantic Fantasy Titeln finde ich Jacquelyn Frank sehr gelungen, die Cover sind eindeutig im Genre angesiedelt aber trotzdem stylish und edel.

Literatopia: Natürlich interessiert uns auch, welches Buch Eurer Meinung nach von der Story her schwer zu überbieten ist. Versteckt sich eines Eurer Lieblingsbücher im Lyx-Verlagsprogramm? Oder seid Ihr lieber in anderen Genres unterwegs?

Christina: Wie ja schon erwähnt, mag ich Geschichten, die mich zum Lachen bringen, skurrile Charaktere und witzige Dialoge. Davon gibt es bei LYX jede Menge – auf einen einzigen bestimmten Titel kann ich mich da nicht festlegen. Ganz ganz hoch im Kurs bei mir steht aber z. B. die Dragon-Love-Reihe von Katie MacAlister! Die Protagonistin der Reihe, Aisling Grey, muss sich plötzlich damit auseinandersetzen, dass sie keine Normalsterbliche ist, sondern Hüterin des Höllentors, Dämonenfürstin und außerdem noch Gefährtin eines Drachen. So skurril wie es sich anhört, ist die Geschichte auch. Selbstverständlich gibt es auch eine hinreißende Liebesgeschichte mit Drake Vireo, dem Oberhaupt des Clans der grünen Drachen, Irrungen und Wirrungen, Drakes Unwiderstehlich- und Aislings Tollpatschigkeit… Und keine bekommt so herrliche ironische Kommentare hin wie Katie MacAlister…ein echter Angriff auf die Lachmuskeln!

Anja: Jennifer Fallon hatte ich ja schon erwähnt, die Gezeitensternsaga fand ich schon toll, bevor ich zu LYX kam. Auch Jacqueline Carey ist eine phantastische Autorin, die ich gern privat lese. Von ihr lese ich im Moment die Kushiel-Serie auf Englisch. Carey hat einfach einen wunderschönen, lyrischen Sprachstil. Richelle Meads neue Urban-Fantasy-Serie „Dark Swan“ liegt auch noch auf meinem Nachttisch. Ansonsten lese ich aber natürlich auch Fantasy, die nicht bei uns erscheint, denn gerade im High Fantasy-Bereich haben wir ja immer nur eine begrenzte Anzahl an Titeln im Programm.

Literatopia: Feedback von Verlagsmitarbeitern, z.B. was bei den Lesern gut ankommt, sollte eigentlich gerne gesehen sein. Habt Ihr beim Einkauf neuer Titel ein Wörtchen mitzureden oder müsst Ihr eben vermarkten, was kommt?

Anja: Die Bedürfnisse der Leser haben wir sehr genau im Auge. Bei uns in der Redaktion hat jeder Redakteur viel Mitspracherecht. Die endgültige Entscheidung trifft natürlich unser Programmleiter Volker Busch, aber da er ja nicht alles selbst lesen kann, muss er sich auch auf unser Urteil verlassen. In den Redaktionssitzungen stellen wir die Titel vor, die wir als geeignet erachten und dann besprechen wir, ob der Titel eingekauft werden soll. Natürlich gibt es auch immer mal Fälle, bei denen man aus rein professioneller Sicht ein Buch für gut befindet und von einer guten Verkäuflichkeit ausgeht, aber persönlich nicht in Begeisterungsstürme ausbricht. Dabei muss man sich dann vom persönlichen Geschmack distanzieren und den Leser klar vor Augen haben. Das Schöne bei LYX ist jedoch, dass wir ja auch zu unserer eigenen Zielgruppe gehören und somit ziemlich viele Bücher machen können, die wir auch mögen.

Literatopia: Wie gestaltet sich die Pressearbeit bei Egmont Lyx? Welche Aufgaben fallen in diesen Bereich?

Christina: In erster Linie hat man mit einem abwechslungsreichen, tollen Programm und sehr netten Menschen zu tun – das gilt für die Kollegen im Haus wie auch für meine Kontakte zu den Journalisten / Rezensenten / Autoren / Veranstaltern etc. Man merkt, dass viele davon aus „Fankreisen“ kommen und da ich das auch selbst tue, ist man oft auf einer Wellenlänge – da macht die Arbeit gleich noch mehr Spaß!
Pressearbeit bedeutet ja immer, dass man dafür sorgt, dass die Produkte von der richtigen Zielgruppe wahrgenommen werden. Ich versuche also unsere Titel oder auch unsere Autoren in den passenden Zeitschriften / Magazinen / Foren / Blogs etc und auf den passenden Veranstaltungen wie Cons oder Messen unterzubringen. Manchmal rufen mich Journalisten an und fragen konkret nach Anregungen für ihre Artikel, manchmal gehe ich auf Leute zu und schlage unser Programm für deren Medien vor.
Außerdem vermittle ich Autoren-Lesungen an Buchhändler und Veranstalter und betreue einige kleinere Messen und Ausstellungen.

Literatopia: Bei Pressemitarbeitern muss man grundsätzlich immer mit Abwesenheitsnotizen rechnen. Wo treiben sich die Egmont Leute herum, wenn sie nicht im Verlag sind? Geht Ihr z.B. mit Autoren auf Lesungen oder andere Events?

Christina: Also wenn wir ganz unverschämt sind, haben wir einfach mal ein paar Tage Urlaub genommen… Tatsächlich kommt es aber oft vor, dass man einen Autor auf einer Lesereise begleitet, eine Veranstaltung betreut, Redaktionsbesuche macht oder andere Termine außer Haus hat.

Literatopia: Habt Ihr viel Kontakt mit Autoren aus dem Ausland, z.B. Amerika? Gibt es dabei auch persönliche Treffen? Oder läuft letztlich alles über Agenturen und Ihr bekommt von Lara Adrian beispielsweise nichts zu sehen?

Christina: Einige unserer amerikanischen Autorinnen sind sogar auf uns zugekommen, weil sie so begeistert von den Zuschriften ihrer deutschen Fans waren. Das war natürlich eine riesengroße Ehre! Viele bieten uns auch an, kleine Specials wie Exklusiv-Interviews oder Leser-Briefe für uns zu verfassen. Solche Aktionen gab es in etwa mit Katie MacAlister und Lara Adrian. Und Nalini Singh hat auf ihrer Homepage sogar eine deutsche „Sub-Page“, die sie mit Hilfe ihrer Fans übersetzt und aktuell hält. Ich habe bisher durch die Bank positive Erfahrungen mit amerikanischen Autorinnen gemacht. Sie freuen sich über ihren Erfolg in Deutschland und stehen gerne mit uns in Kontakt. Und ich freue mich natürlich über jede Bestseller-Listen-Platzierung oder jedes enthusiastische Fan-Feedback, das ich „über den Teich“ melden darf!

Anja: Der Kontakt der Redaktion mit amerikanischen Autoren ist eher gering im Vergleich zu deutschen Autoren. Vieles läuft über die Agenturen. Da die meisten ja leider sehr selten nur nach Europa kommen, lassen sich Treffen nur selten realisieren. Wir versuchen aber trotzdem, mit so vielen Autoren wie möglich auch persönlich Kontakt aufzunehmen.

Literatopia: Wie und wo bewerbt Ihr Eure Titel? Und denkt Ihr, es ist leichter, z.B. Belletristik oder Thriller im Feuilleton unterzubringen als Fantasy (vor allem Romantic Fantasy)?

Christina: Es ist bei der Presse wie der Werbung wichtig, in den Medien der richtigen Zielgruppen präsent zu sein. Das wären bei uns z.B. Special Interest-Magazine oder eben auch die Branchenpresse des Buchhandels. Da kann man Anzeigen schalten oder versuchen, Titel und Themen redaktionell unterzubringen.

Da das Feuilleton in der Regel gehobene Belletristik rezensiert, ist es nicht immer einfach, Fantasy-Titel (sei es nun Romantic oder High-Fantasy) unterzubringen. Hier bieten sich die Chancen in der Regel bei themenübergreifenden oder Sujet-bezogenen Artikeln.

Literatopia: Viele Verlage haben das Medium Internet für sich entdeckt und arbeiten gerne mit Onlineportalen zusammen. Wie sieht das bei Egmont Lyx aus? Welche Vorteile haben Eurer Meinung nach Onlineportale? Und welche Bedenken haben Verlage dabei?

Christina: Da sich auf Onlineportalen unsere Fans und Leser tummeln, sind die natürlich sehr wichtig für uns! Gerade bei LYX erscheint ein Großteil unserer Rezensionen in Internetforen und –portalen und wir freuen uns, so ganz nah an der Community zu sein.

Anja: Kaum eine Lesergruppe ist so internet-affin wie die Fantasy- und Liebesroman-Fans. Daher ist das Internet eine unserer wichtigsten Ansatzpunkte für unsere Arbeit. Wo kriegt man sonst schon so unmittelbar die Reaktionen der Leser mit wie im Internet?

Literatopia: Zur Verlagsgruppe Egmont gehören mehrere Verlage wie eben LYX, SchneiderBuch oder die Ehapa Comic Collection. Wie ist der Kontakt zu Euren KollegInnen? Sieht man sich häufig und tauscht sich aus oder arbeitet doch eher jeder Verlag für sich alleine?

Christina: In der Presseabteilung sind wir insgesamt zu viert und haben die Labels unter uns aufgeteilt. Da wir aber fast alle im gleichen Büro sitzen, bekommt man viel von den anderen und deren Titeln mit und man übernimmt dann auch schon mal die Betreuung einiger Bücher aus einem anderen Programm. Ich betreue zum Beispiel einige vgs-Titel aus dem Ratgeber-Bereich, was immer interessant ist, weil man sich da auf ganz andere Inhalte und Medien einstellt.

Anja: Inhaltlich gibt es natürlich nicht überall Berührungspunkte. Trotzdem ist man räumlich schon sehr nah an den Kollegen dran und es gibt immer wieder Fälle, wo man auch mal die Meinung eines Kollegen aus der Comic-Redaktion einholt oder als unbefangener Kollege zu einem Sachbuchthema befragt wird.
Mit Schneiderbuch haben wir die Gemeinsamkeit, dass es dort auch Fantasy gibt, nur eben für eine wesentlich jüngere Zielgruppe. Da kommt es schon mal vor, dass Manuskripte weitergegeben werden, die eher dem Altersprofil des anderen Verlages entsprechen.

Literatopia: Was sind Eure persönlichen Highlights aus dem Herbst-Programm 2009? Und was wird uns von Egmont LYX im nächsten Jahr erwarten? Worauf sollten die Leser gezielt ein Auge werfen?

Christina: Meine Highlights waren unsere drei Hardcover-Titel und – als alter Buffy-Fan – Jenseits GmbH, der Roman von Amber Benson, die ja die Rolle der Tara McClay in der Serie spielte. Beim kommenden Frühjahrsprogramm sehe ich mit Spannung dem 4. und letzten Band von Katie MacAlisters „Dragon-Love“-Reihe entgegen sowie den neuen Romantic-Fantasy-Reihen von Tate Hallaway, Stephanie Rowe und Victoria Laurie!
Und natürlich freue ich mich besonders auf die Romane unserer deutschen Autoren Gesa Schwartz und Jens Schumacher / Jens Lossau.

Anja: Auf die Gefahr hin, mich hier zu wiederholen: Meine Highlights im Herbst 2009 waren Jennifer Fallon, der 3. Band der Gezeitensternsaga und Jocelynn Drakes „Nightwalker“. Auch Ulrike Schweikerts „Herz der Nacht“ hat mir sehr gut gefallen.
Im Frühjahr sind meine Favoriten Richelle Meads neue Serie „Dark Swan“ und Seanan McGuires „Winterfluch“. Beide Autorinnen greifen das Thema der klassischen Feen und Elfen auf, wie man sie aus der keltischen Mythenwelt kennt – jede auf ihre ganz eigene und originelle Weise.
Im Bereich der Romantic Fantasy haben wir mit Lynn Viehls „Darkyn“ eine neue spannende Reihe. Da bin ich sehr gespannt auf die Resonanz der Leser.
Und dann ist da natürlich unser Hardcover-Highlight, Gesa Schwartz’ „Grim – Das Siegel des Feuers“. Eine wirklich talentierte junge Autorin. Das sollte man sich auf jeden Fall vormerken!

Literatopia: Vielen Dank für das Interview!


Verlagshomepage: http://www.egmont-lyx.de


Dieses Interview wurde von Judith Gor für Literatopia geführt. Alle Rechte vorbehalten.