
cbj (2003)
Gebundenes Buch, 155 Seiten, circa 4,00 EUR (antiquarisch)
ISBN: 978-3570125564
Genre: Jugendbuch/Kinderbuch
Klappentext
Sommerferien auf der Felseninsel - für die Fünf Freunde die Gelegenheit, die Ruine von Burg Mönchsmoor zu erkunden. Was hat es mit den rätselhaften Zeichen im Burgverlies auf sich? Die Fünf Freunde sind überzeugt, dem legendären Schatz von Sir Hubert auf der Spur zu sein. Doch sie sind nicht die einzigen Schatzsucher. Zwei geheimnisvolle Männer haben sich an ihre Fersen geheftet ...
Rezension
Es sind wieder einmal Schulferien. Richard, Julius und Anne verbringen sie gemeinsam mit ihrer Cousine Georg (die eigentlich Georgina heißt) und deren Hund Tim im heimatlichen Felsenhaus. Im nahegelegenen Burgverlies stoßen die Kinder auf eine geheimnisvolle Botschaft. Gibt es den historischen Schatz von Sir Hubert wirklich? Als sich die Kinder eher aus Langeweile auf die Suche machen, merken sie schnell, dass ihnen zwei üble Gestalten auf den Fersen sind.
Enid Blyton (1897 – 1968) begann schon im zarten Alter von 14 Jahren, Gedichte zu schreiben. Im Erwachsenenalter veröffentlichte sie nicht nur die "Fünf Freunde"–Reihe, sondern beispielsweise auch die Rätsel-Serie oder die Buchreihe um die „Schwarze 7“:
Das französischsprachige Original dieses Bandes erschien im Jahre 1979. „Halt, Moment mal,“ ruft nun der unerfahrene Leser dieser Rezension. „Blyton war Engländerin und 1979 schon längst tot.“
Stimmt. Dieses hier besprochene Buch ist aber ein Nachahmerwerk aus der Feder von Claude Voilier, einer französischen Lehrerin, Journalistin, Übersetzerin sowie Schriftstellerin, die im deutschen Sprachraum völlig unbekannt ist, so dass hier ein paar Worte zu ihr erlaubt seien: Voilier hat über 600 Kurzgeschichten für verschiedene französische Magazine und etwa 400 Geschichten für Kinder geschrieben, wie ihre englischsprachige Wikipedia–Biographie berichtet.
Die Romane um die Fünf Freunde stammen aus der Zeit Anfang der 1970er bis in die Mitte der 1980er Jahre, als Blyton also schon längst tot war. Die Sekundärliteratur berichtet, dass die Voilier´schen Originalversionen noch keine Kapiteleinteilung hatten; dafür gab es wohl jede zweite Seite einen kleinen Comic, der die Ereignisse auf der gegenüberliegenden Seite zusammenfassten.
In der deutschen Übersetzung fehlt dies natürlich. Hier gibt es Kapitel mit Überschriften sowie gelegentliche illustrierende Schwarz/weiß-Zeichnungen. Ansonsten hält sich Voilier weitestgehend an das Original (Blyton hat damit ja auch Maßstäbe gesetzt.).
Vier Kinder und ihr Haustier stehen im Vordergrund:
- Georgina (in den deutschen Buchausgaben George), Tochter des Wissenschaftlers Quentin Kirrin und seiner Frau Fanny, ist zu Beginn der Buchserie elf Jahre alt. Sie will lieber ein Junge sein, hasst Kleider und Puppen und wird als abweisend, frech und mürrisch, im Grunde aber tapfer und treu beschrieben. Sie hat kurze braune Locken und ist die Cousine der übrigen drei Kinder. Die Felseninsel, die sich schon seit vielen Jahren im Familienbesitz befindet, gehört ihr. Sie ist sehr stolz darauf, dass einer ihrer Vorfahren ein großer Kapitän war.
- Julius ist mit seinen zwölf Jahren der Anführer und Wortführer der Fünf Freunde. Er tritt sehr reif auf und hat immer eine Lösung für alle Schwierigkeiten. Er hat mittelkurze glatte blonde Haare.
- Richard ist der elfjährige Bruder von Julian und Anne. Er ist der Spaßvogel und zieht George gelegentlich mit ihrem Wunsch, ein Junge zu sein, auf. Außerdem ist er ein leidenschaftlicher Esser. Er hat mittelkurze braune glatte Haare.
- Anne ist zehn Jahre alt, die kleine Schwester von Julian und Dick und wird als rollenkonformes Mädchen dargestellt. Sie hasst eigentlich Abenteuer und ist eher hausmütterlich. Sie hat schulterlange glatte blonde Haare.
- Tim ist der fünfte im Bunde: Ein überdurchschnittlich intelligenter Mischlingshund, den George im Moor gefunden hat und der ihr nun gehört. George liebt ihn über alles.
Sie schlittern i. d. R. zufällig in ein Rätsel, für das die Erwachsenen keine Lösung haben. Die Kinder schaffen es, das Geheimnis in kürzester Zeit selbständig, also ohne die Hilfe von Erwachsenen, zu lösen.
Dies hier ist das achtunddreißigste Abenteuer der Fünf Freunde. Es ist eine Mischung aus Abenteuergeschichte und Schatzsuche. Erwähnenswert, weil ungewöhnlich, ist, dass es hier eine Art Wettbewerb gibt; Ihre Konkurrenten bringen die Kinder gleich mehrfach in Gefahr. Die Männer sind leicht als üble Gestalten erkennbar (weil stereotyp gezeichnet): einer ist groß und mürrisch, der andere klein und lustig.
Ob Blyton hier das Genderthema vorausgesehen und Georgina gezielt zu einem Transjungen gemacht hat, soll nicht weiter besprochen werden. Es hat hier wohl eher erheiternden Charakter, wenn Georgina als das behandelt wird, was sie ist, nämlich ein Mädchen, sich dann fürchterlich aufregt und schließlich als Junge respektiert wird.
Nach offizieller Zählung hat Voilier 24 Geschichten um die Fünf Freund veröffentlicht. Die Sekundärliteratur berichtet von einem fünfundzwanzigsten Band, von dem nicht sicher ist, ob es sich um die Neuerzählung eines Buches aus der Originalfeder der Blyton handelt.
Das vorliegende Werk ist jedenfalls gut lesbare Lektüre für Jungen und Mädchen ab 10 Jahren. Es gefällt.
Dies ist eine Gastrezension von Andreas Rüdig, herzlichen Dank!
