
Verlag: Carlsen; (April 2025)
Gebundene Ausgabe: 72 Seiten; 20 €
ISBN-13: 978-3-551-80582-9
Genre: Krimi
Klappentext
Die wunderschöne Linnet Ridgeway ist frisch verheiratet und hat vor, ihre Flitterwochen mit ihrem Ehemann am Nil zu genießen. Doch die Kreuzfahrt hat kaum begonnen, als ihre Leiche aufgefunden wird. Die reiche Erbin wurde durch eine Kugel getötet. Wer hatte etwas gegen die junge Frau? Hercule Poirot wird alle seine „kleinen grauen Zellen“ benutzen müssen, um die Wahrheit und einen teuflischen Plan ans Licht zu bringen.
Agatha Christie (1890-1976) schuf in ihrem ersten Kriminalroman die Figur des Hercule Poirot und hatte damit sofort Erfolg. Die „Queen of Crime“ schrieb 66 Kriminalromane und 14 Kurzgeschichtensammlungen, die in rund 100 Sprachen übersetzt und bis heute über zwei Milliarden Mal verkauft wurden.
„Tod auf dem Nil“ ist, zusammen mit „Mord im Orient-Express“, einer der erfolgreichsten Romane von Agatha Christie und wurde mehrfach verfilmt.
Rezension
Die reiche, schöne und großzügige Linnet Ridgeway ist frisch verheiratet und will mit ihrem Ehemann Simon eine Kreuzfahrt auf dem Nil machen. Das Pikante dabei ist der Umstand, dass auch ihre alte Freundin Jacqueline de Bellefort an Bord ist. Die Beziehung zwischen den Beiden ist nicht mehr ganz so freundschaftlich, denn Linnet hat ihr Simon kurz vor der geplanten Hochzeit ausgespannt. Nun fürchtet Linnet das Schlimmste und sucht Rat bei Hercule Poirot. Tatsächlich bestätigt sich ihre Befürchtung, nach einem Streit zwischen den Dreien wird Linnet tot aufgefunden. Vermutlich erschossen mit Jackies Waffe, die sie kurz zuvor auf Simon gerichtet und diesem ins Bein geschossen hatte. Deswegen hat Jackie auch ein perfektes Alibi. Wer ist aber dann der Täter? Hercule Poirot ermittelt und kommt so manchem Geheimnis auf die Spur und dabei bleibt es nicht bei einer Toten.
Ein Mord für den die offensichtliche Mörderin ein Alibi hat, ein paar andere Verdächtige und zwielichtige Gestalten, ein trauernder Ehemann, Drama und Hercule Poirot mittendrin. Tod auf dem Nil ist ein Krimiklassiker aus der Feder von Agatha Christie. Und den Klassikerstatus hat sich Tod auf dem Nil verdient.
Agatha Christie hat ihren Krimi sehr gut strukturiert und es ist tatsächlich möglich auf den Täter zu kommen und man muss nicht erst auf die Auflösung warten, um schließlich alle notwendigen Informationen zu bekommen. Das ist bei Krimis nicht immer der Fall. Und so wundert es auch nicht, dass dieser Roman gerne verfilmt wird. Die Verfilmung mit Peter Ustinov in der Hauptrolle ist nach wie vor legendär, die neueste von Kenneth Branagh hingegen war leider nicht ganz so geglückt.
Nun also trauen sich Isabelle Bottier und Callixte an den Stoff. Isabelle Bottier hat sich um das Szenario bei dieser Umsetzung gekümmert und sie hat das wirklich sehr gut gemacht. Dabei kommt ihr natürlich die Kürze von Kriminalromanen etwas entgegen. Denn sie muss nicht rigoros kürzen und so gelingt es ihr, alle wichtigen Hinweise für den Leser beizubehalten und ihn auch mal mit seinen Lösungsversuchen ins Leere laufen zu lassen. Etwas, das Agatha Christie eigentlich immer sehr gut gelang, wozu in Tod auf dem Nil zum Beispiel auch Nebenhandlungsstränge beitragen. Die kleinen Dinge sind es letztlich, die für die Lösung entscheidend sind und wer die nicht überliest, kann die Lösung finden.
Ansonsten ist auch die Charakterzeichnung ausreichend. Man erhält einen guten Einblick in die Figuren und ihre Motive.
Isabelle Bottier weist ein gutes Gespür dafür auf, was der Comic und die Geschichte brauchen und das gilt sowohl für die ausgewählten Handlungselemente, als auch für das Tempo, das sie durchaus variiert und dadurch Spannung generieren kann.
Tod auf dem Nil ist der erste Fall in der Hercule-Poirot-Reihe, die bei Carlsen erscheint, der von Callixte gezeichnet wurde. Von der Geschichte her gesehen, wird gar nicht mal so viel von ihm verlangt. Der Comic ist ein waschechter Krimi und da gibt es nicht viel Platz für Action. Es wird hingegen viel geredet und so einige Personen tauchen auf. Nur der Ort des Geschehens gebe die Möglichkeit für spektakuläre Bilder, wie das Cover auch andeutet. Nur leider schafft es Callixte nicht, dies auf den Seiten auch umzusetzen. Seine Linien wirken allzu häufig, wie mit dem Lineal gezogen, fast technisch. Richtige Atmosphäre und das Gefühl in Ägypten auf dem Nil oder im Tal der Könige zu sein, kommt nicht auf. Und das nimmt dem Krimi so manchen interessanten und emotionalen Aspekt, denn Agatha Christies Geschichte lebt auch davon, dass sie eben während einer Kreuzfahrt auf dem Nil spielt. Ebenso wirken alle Personen bei ihm seltsam steif, Proportionen stimmen nicht immer und eine Figur, die auch etwas skurril wirken soll, karikiert er dann zu sehr. Sein ganzer Stil will nicht so recht zu Hercule Poirot passen.
Fazit
Isabelle Bottier hat den Klassiker von Agatha Christie erzählerisch sehr gut für das Medium Comic adaptiert. Dafür lohnt sich das Lesen, nur leider können die Zeichnungen von Callixte da überhaupt nicht mithalten. Sein seltsam kalter Stil will zumindest zu dieser Geschichte über Hercule Poirot nicht passen.
Pro & Contra
+ gut von Isabelle Bottier adaptiert
+ Klassiker der Krimigeschichte
+ Hercule Poirot
- Callixtes Zeichnungen enttäuschen wegen des Stils
Bewertung: ![]()
Handlung: 4,5/5
Charaktere: 4,5/5
Zeichnungen: 3/5
Lesespaß: 3,5/5
Preis/Leistung: 3,5/5
