
Verlag: Cross Cult; (November 2024)
Taschenbuch: 491 Seiten; 18 €
ISBN-13: 978-3-98666-202-8
Genre: Thriller
Klappentext
James Bond ist am Leben.
Zumindest war er das noch, als er an dem geheimen Ort, an dem das heimtückische private Militärunternehmen Rattenfänger ihn gefangen hielt, einen Hinweis hinterließ. Der MI6 kann keine weiteren Verluste riskieren, um einen einzigen vermissten Agenten aufzuspüren – keine Ausnahmen, nicht mal für Bond. Aber Johanna Harwood, 003, hat ihre eigenen Pläne. Nach dem Verlust eines geliebten Menschen wurde sie von ihren Vorgesetzten kaltgestellt und begibt sich nun auf eine nicht genehmigte Mission: Sie will 007 finden. Währenddessen hat der MI6 ein ganz anderes Problem …
In London wurde eine Bombe gezündet.
Doppelnullagenten, die den verantwortlichen Terroristen auf der Spur waren, haben das Schlimmste verhindert und dabei viele Leben gerettet. Dennoch ist es dem MI6 nicht gelungen, die Feinde der Nation zu neutralisieren, bevor sie zuschlagen konnten, und einer ihrer eigenen Leute wurde bei der Explosion schwer verletzt.
Sie werden nicht noch einmal versagen.
Hier kommen Joseph Dryden, 004, und Conrad Harthrop Vane, 000, ins Spiel. Die beiden werden damit beauftragt, die Geldquelle der Terroristen ausfindig zu machen. Sie verfolgen die Spur vom Auktionshaus Sotheby´s über Kreta bis nach Venedig und decken ein Geldwäschesystem auf, das Diamanten, gestohlene Antiquitäten und Menschenhandel umfasst. Nach einem weiteren großen Deal beginnt ein sechstägiger Countdown bis zum nächsten Terroranschlag. Während die Doppelnullagenten den verworrenen Hinweisen folgen, kommen sie Bond unerwartet näher …
Rezension
In London geht eine Bombe bei der BBC hoch. Das Schlimmste konnte der MI6 verhindern, doch die Zeit drängt. Wie sich herausstellt, findet immer sechs Tage nach einer größeren Transaktion durch Rattenfänger ein Anschlag statt. Und bevor dies passiert, wollen M und Moneypenny wissen, wer die Geldquelle für die Anschläge ist. Also setzen sie die Doppelnullagenten darauf an und Moneypenny zusätzlich noch einen persönlichen Trumpf. Johanna Harwood ist dabei außen vor, da sie gerade einen persönlichen Verlust erlitten hat, weswegen sie beschließt, sich auf die Suche nach Bond zu machen.
Das Gute vorweg. Kim Sherwood ist es gelungen zumindest ein paar ihrer Fehler, die sie im ersten Roman gemacht hatte, etwas zurückzufahren. Zum Beispiel ist 004 nun nicht mehr ein einfaches wandelndes Klischee mit Eigenschaften und kein Charakter. Stattdessen hat sie die Darstellung von ihm zurückgefahren und die Klischees abgemildert, was dann ein neues Problem aufwirft. Nun ist er zu unterentwickelt, um noch interessant zu sein. Ihr gelingt es nicht, dort den Mittelweg zu finden.
Und auch ist sie nun etwas fokussierter. Das heißt jedoch nicht, dass sie wirklich einen Fokus hätte, innerhalb der Szenen als auch in der Handlung insgesamt. Nach wie vor mäandert sie durch den Roman, hat zu viele Schauplätze, zu viele Charaktere, denen sie allen gerecht zu werden versucht, und dabei trotzdem keinen wirklich in den Mittelpunkt stellen kann. Es bleibt dabei, sie verzettelt sich immer wieder und macht ihre Geschichte unnötig kompliziert. Auch Action kann sie nach wie vor nicht wirklich gut erzählen.
Ian Flemings Stärke war zu wissen, was er erzählen musste und was nicht. Was er beschreiben sollte und was nicht, und wie lang die Beschreibungen sein dürfen und wann die Handlung weitergehen muss. Dieses Gespür hat Kim Sherwood leider nicht. Sie bremst die Handlung immer wieder fast vollkommen aus, nur um noch einmal irgendetwas genauer zu beschreiben, warum auch immer. Und so braucht sie für ihre Geschichte fast 500 Seiten, wo Ian Fleming vermutlich alles auf knapp 300 Seiten spannend zu Papier gebracht hätte.
Das Gelungenste ist der Schluss des Romans, wenn Moneypenny endlich dem Gegenspieler gegenüber steht. Das ist einigermaßen spannend. Aber leider basiert auch dies nur darauf, dass der MI6 und die meisten Charaktere unfähig und dumm sind.
Dies ist überhaupt ein Merkmal von Kim Sherwoods Charakteren. Keiner von ihnen verhält sich wirklich intelligent. Der Maulwurf, der wie einst bei 24 in fast jeder Staffel, nicht fehlen darf, ist für jeden halbwegs intelligenten Menschen von seinem ersten Auftauchen an eigentlich vollkommen offensichtlich, nur der MI6 und die Charaktere versagen darin, ihn zu erkennen. Die Charaktere dürften aber auch nicht schlauer sein, denn dann würde der Roman deutlich kürzer ausfallen.
Handlungen finden in diesem Roman größtenteils deswegen statt, damit die Charaktere etwas zu tun haben, aber nicht weil sie logisch oder notwendig sind. Die Macher von South Park haben mal erklärt, wie man ein gutes Drehbuch schreibt. Sobald die Struktur der Ereignisse so aussieht, dass man „und dann passiert dies, und dann passiert das“ sagt, sollte man neu anfangen und zusehen, dass „und dann …“ z.B. durch deswegen ersetzt wird. Diesen Rat sollte sich Kim Sherwood zu Herzen nehmen, denn hier gibt es eine Menge „und dann“.
Ein Wort noch zu Johanna Harwood, die einen zentralen Teil der Handlung mit ihrer Suche nach Bond einnimmt. Diese handelt auch nicht wirklich intelligent, was aber unheimlich stört, ist, dass sie einfach alles kann. Egal ob es darum geht, das Hauptquartier eines Schurken im Alleingang zu stürmen und alle zu töten, wobei sie dann doch noch einen unendlich dummen Fehler macht, oder sie mal eben eine Schwerverletzte praktisch mit rudimentären Mitteln notfallmedizinisch versorgt. Sie kann alles. Das macht sie nicht interessant, sondern langweilig. Da reißt auch der Cliffhanger nichts heraus, der vermutlich im abschließenden Roman von Kim Sherwood erwartbar aufgelöst wird.
Und warum Kim Sherwood plötzlich für eine halbe Seite aus der Sicht des Quantencomputers Q, der dem Geschehen über Satelliten folgt, schreibt, weiß vermutlich auch nur sie alleine, denn einen Mehrwert hat diese Stelle absolut nicht. Ebenso wieso Rattenfänger eigentlich als Militärunternehmen noch agieren kann.
Somit ist auch dieser Roman ein Buch der vergebenen Chancen, denn offensichtlich hat Kim Sherwood viel für den Roman recherchiert und sich bemüht, ihr Wissen einzubringen. Nur hat sie dabei leider wieder mal vergessen eine spannende Geschichte zu erzählen. Sie verzettelt sich zwar nicht ganz so stark, wie im Vorgänger, aber das macht Ein Spion wie ich auch nicht besser. Die Schwächen überwiegen immer noch und sind größtenteils dieselben.
Fazit
Auch Kim Sherwoods zweiter Roman aus der Welt von James Bond trägt dieselben Schwächen mit sich wie ihr erster Versuch. Kim Sherwood schafft es einfach nicht spannend und fokussiert zu erzählen. Dabei ist das Potenzial für einen absoluten mitreißenden Thriller da. So ist auch hier zu spüren, dass in Ein Spion wie ich eigentlich ein sehr guter Roman verborgen liegt, den Kim Sherwood aber leider nicht herausschälen kann.
Pro & Contra
+ etwas fokussierter als der Vorgänger
- die Charaktere handeln dumm
- Dinge passieren, weil etwas passieren soll, nicht weil es logisch ist und sich ergibt
- Szene aus Sicht Qs
- Johanna Harwood als Rambo und Alleskönner
- Gespür für das, was erzählt werden muss, fehlt
Bewertung: ![]()
Handlung: 2/5
Charaktere: 2/5
Lesespaß: 2/5
Preis/Leistung: 2/5
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